Oberösterreich, 38. Jahrgang, Heft 2/3 1988

„Kunst im Blickpunkt" möchte als ein Versuch verstanden werden, einige (vielleicht) wichti ge Aspekte iri der Gegenwartskunst Ober österreichs ins Blickfeld unseres flüchtigen Alltags zu rücken. Dabei bereitet bereits die Definition des Gegenwartsbegriffes Schwie rigkeiten. Wie lange dauert Gegenwart? Was ist Moderne, dieser in den letzten Jahrzehn ten so arg mißbrauchte Stilbegriff? Darüber ließen sich langatmige Diskussionen führen. Für den praktischen Gebrauch dieser Num mer von „Oberösterreich" soll genügen, die Gegenwartskunst in Oberösterreich etwa ab dem Jahr 1920 anzusetzen. Damals rührten sich in der immer noch sehr konservativen Kunstszene unseres Heimatlandes neue gei stige Kräfte. Was allerdings damals unerhört „neu" war, ist heute längst „alt". Das Rad des Zeitgefühls dreht sich immer rascher. Ja, auch was nach 1945 lautschallig als Avant garde auftrat, gilt bei den Jungen von heute schon lange als „Opa-Masche". Die Kunst selbst droht bei dieser hektischen Fluktuation unter die Räder zu geraten. Des halb hat die Schriftleitung von „Oberöster reich" auch versucht, sich von der offiziellen Kunstszene unabhängig zu machen. Bewußt wurde der Versuch unternommen, sich nicht in die Rolle des Experten, sondern des unab hängigen Kunstliebhabers hineinzudenken. Wichtig erschien es, die Erinnerung an Per sönlichkeiten wachzurufen, denen schon jetzt ein bleibender Platz in der Kunstge schichtezugesichert werden kann: Hans Joa chim Breustedt, Rudolf Hoflehner, Kurt Ohnsorg. Diese Namensliste ist völlig unvollständig. Sie möge nur beispielgebend und anregend verstanden werden, daß wir nicht zu rasch vergessen und immer nur „Ganz Neuem" nachlaufen. Auch der Hinweis auf die erneuerten Glasfenster von Rudolf Kolbitsch für die Pfarrkirche Linz-St. Leopold gehört in diesen Themenkreis. Das „Ganz Neue" darf allerdings nie überse hen werden. Es gehört zu den Sternstunden jedes Kunstfreundes, Neues erleben, miterle ben zu dürfen. Aus dieser Sicht ist der Beitrag „Blickfeld Oberösterreich — Tendenzen und Namen junger Kunst" zu verstehen. Für die Zeitschrift „Oberösterreich" war es ein eigenes Anliegen, die Malerin und Graphike rin Therese Eisenmann ins Blickfeld zu rücken. Sie lebt in der „Stille", sollte deshalb vom „Lauten" nicht „überhört" werden. Größere Zusammenhänge zeigen die Ab handlungen „Das Innviertel — eine magische Kunstlandschaft?" und „Künstler am Puls der Zeit" auf. Auch hier wird an vieles, was bereits vergessen ist, erinnert. Neu ist auch die Einbeziehung eines Themas aus der zeitgenössischen Musik. Landeshauptmann Dr. Josef Ratzenböck danken wir für seine Information über das „Oberösterreichische Kulturförderungsge setz", eine Thematik, die in einem Heft mit dem Schwerpunktthema „Kunst im Blick punkt" sicherlich am richtigen Platz ist. Therese Elsenmann, Wasser II, Kreide, Tempera über Radierung, 1984, 520 X 730 mm 1

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