Oberösterreich, 38. Jahrgang, Heft 2/3 1988

Die Giasfenster von Rudolf Koibitsch für die Pfarrkirche Linz-St. Leopold Otto Wutzel Rudolf Koibitsch schöpft seine Bildvisionen aus seiner Menschlichkeit. Geprägt hat ihn das Kriegserlebnis. Aus der Kriegsnot suchte er einen rettenden Ausweg, eine Heimkehr und Rückkehr ins Licht. Er fand diese Ret tung in seinem Glauben an die positiven Kräf te der Schöpfung. Hilfestellung bot Ihm dabei seine eigenschöpferische Begabung, die ihn über eine kunsthandwerkliche Goldschmie delehre zur freien Kunstausübung als Maler und Graphiker führte. Schon als Kunstschü ler wußte er genau, was er wollte — in techni scher, wie thematischer Hinsicht. Bei einer früh entwickelten ansehnlichen Schaffens breite ergaben sich für ihn bald zwei Schwer punkte: Die Druckgraphik (Eisenradierung) mit Stahlätzungen als Weiterentwicklung und das Glasfenster. Zentrale Themenstellung war für ihn von Anbeginn die Interpretation des menschlichen Leidensweges. Der Schritt von seinem ersten Radierzyklus „Der Krieg" (1954) zu seinem graphischen Hauptwerk „Kreuzweg" (1976) war für ihn ein logischer geistiger Vorgang. „Die Fragwürdigkeit des Menschen in dieser Welt" (Zitat aus seinem 1980 von ihm selbst niedergeschriebenen Le benslauf) mußte ihn zwangsläufig zur Pas sion Christi führen. Goigotha ist so zum Zen trum seines sakralen Lebenswerkes gewor den. Im Kriegs-Zyklus betitelt er das erste Blatt „Auch das Gewehr ist ein Kreuz." Das ab schließende Blatt dieser Reihe „Und übrig bleiben die Gräber" gleicht einer Grablegung mit gestürzten, auf den Kopf gestellten Kreuzen. Den ersten Kreuzweg für einen Kirchenraum gestaltete er 1957 in der Pfarrkirche St. Mi chael in Linz „Am Bindermichl", 14 Stahlät zungen, frei schwebend versetzt. Im Jahr 1968 entstand sein Kreuzweg für die Haus kapelle des Bischöflichen Gymnasiums LinzPetrinum (Stahlätzung). 1979 konnte er die Kreuzwegthematik in der Kapelle des Bischöflichen Seminars Marianum in Seiten stetten in einer neuen, von ihm selbständig entwickelten Technik — Lasurmalerel auf ver goldeten Holztafeln — zur Darstellung bringen. Rudolf Koibitsch, Pfarrkirche Linz-St. Leopold, Erstes Kreuzwegfenster mit den Kreuzwegstationen 1—6 15

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