Oberösterreich, 38. Jahrgang, Heft 2/3 1988

Landschaft IV, Kohle, Kreide auf grundiertem Papier, 1980, 700 X 895 mm Ben Kräften abgerungen werden müssen. Ur tümliches Granitgestein bricht immer wieder in einer Massigkeit und Monumentalität her vor, in der die Felsen den Ausdrucksgehalt vorzeitlicher Plastik erhalten. Hier arbeitet sie in fast völliger Abgeschlossenheit, mit der Landschaft ihrer Kindheit verbunden durch die Kargheit dieses Landstrichs. Die Zeichnungen „Landschaft I—V" sind ei genwillige Zeugnisse ihres zeichnerischen Könnens. Auf den ersten Blick scheinen sie weniger verschlüsselt und zugänglicher als die Radierungen. Der Mensch ist aus der Landschaft gebannt und nur die Zeichen sei ner Kultivierung weisen auf sein Dasein. Das Sujet Gebirgslandschaft, das in der zeitge nössischen Kunst weitgehend desavouiert ist, greift sie entschieden auf. Auch hier Psychogramme durch Linie, Fläche und Vertei lung des Lichtes. Leidenschaftlich arbeitet die Künstlerin sich in die Landschaften hin ein, durchmißt ihren Raum, gratet und furcht den Spuren nach, die das markante Profil der Landschaft formten im gewaltigen Aufbre chen der Kruste, bis zum Schneebruch des letzten Winters. Die Urkräfte bleiben spürbar, als wäre die Kosmogonie sich noch am Ent falten, während die Naturkräfte in ihrer Schöpfungskraft ihr Gesicht modellieren. Da bei ist das vertrocknete Hochgras, das sich spröde aufrichtet, ein gleichwertiges Zeichen eben derselben gestaltenden Kraft, wie sie im Geklüfte des Kamms erscheint. Es ist ein Re alismus in diesen Bildern, der auf den Wirk lichkeitsgehalt im Sinne der sichtbaren wie der psychischen Wirklichkeit abzielt. Deut lich wird dies in ihren farbigen Steinstudien, die 1980 und 1982 entstanden sind. Die Stei ne haben trotz ihrer Wuchtigkeit und Masse etwas Leichtes, Aufsteigendes, das dagegen hält. Sie entwickeln sich aus der Nähe zum Bildrand, bzw. ragen von Außen in den Bild raum hinein, als würde der Malgrund nur dazu dienen, etwas sichtbar zu machen, was ohne ihn zwar gegenwärtig, aber nicht sinn lich faßbar ist. Besonders deutlich wird dies am Bild von 1980. Trotz Wuchtigkeit und Mas sivität der Steine sind es feinnervige, aber dennoch entschiedene Linien, die ihnen Raum schaffen. Spürbar ist die veränderte Auffassung zwei Jahre später. Nicht mehr wachsen die Steine aus dem Blattgrund em por, als würden sie sich durch ein darüberliegendes Tuch, das sie zudeckt, abdrücken. Nun stehen sie vor diesem Malgrund, unver hüllt und nahezu gewalttätig. Die schroffen, aber nicht schwarz geklüfteten Grate und das 10

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