Oberösterreich, 38. Jahrgang, Heft 2/3 1988

ve Moment in den Arbeiten der Künstlerin zählt zu ihren unverwechselbaren Charakteristika. Die Figuren, meist Frauen oder androgyne Gestalten, lassen in ihren Zügen die Nähe zur Künstlerin spüren. Klar, konzentriert und in ihrer Durchführung sind sie so weit redu ziert, daß Ausdruck und Gebärde sich deut lich eingraben. Die Arme liegen am Körper an, öffnen sich nur dort, wo die in sich ge schlossene Gestalt in einer Geste oder Be rührung Kontakt und Nähe sucht, aus ihrer Isolation ausbrechen will, ohne ihr aber letzt endlich entkommen zu können. Nirgends blicken die Gestalten und Schemen einander an. Und dennoch ist ihr Verhältnis zueinan der ein notwendiges, als gehorchten sie einer geheimen Dramaturgie. Ein nicht offensichtli ches Geschehen verbindet sie untereinan der. Unentschlüsselt haftet ihrem Spiel Ab surdes an. Es trägt Züge des Nö. In zahlreichen Arbeiten, nahezu jedenfalls bei allen ihren Landschaften, findet sich der wuchtige und die Landschaft beherrschende Gebirgskamm, der der Künstlerin aus ihrer Kindheit her vertraut ist. 1953 kam sie in der kleinen Ortschaft Gösau in einem Flochtal des oberösterreichischen Salzkammerguts zur Welt. Beherrscht wird diese Landschaft vom Gebirgsstock des Gosaukamms. Zwi schen hoch aufragenden Gebirgsformationen und tief eingeschnittenen Tälern sind Licht und Schatten von besonderer Intensität und geben der Landschaft ein ihr eigenes Gepräge. Vielleicht rührt daher das ganz eigene Hell-Dunkel ihrer Radierungen und der in ihrer Qualität diesen in nichts nachste henden Zeichnungen. Nuanciert und ent schieden setzt sie diesen Kontrast und schafft damit einen Rhythmus, der die klang liche Qualität der Arbeiten erst deutlich wer den läßt. Dies setzt ein hohes Maß an techni scher Beherrschung voraus und einen gefestigten Charakter, der der Versuchung widersteht, sich im virtuosen äußeren Effekt zu verfranzen. An der Linzer Kunsthochschu le, die die Künstlerin 1977 mit dem Diplom für Malerei und Freie Graphik verließ, erwarb sie sich jene technischen Grundlagen, die sie in den Jahren danach vertiefte, im Ringen um die Möglichkeit angemessener Ausdrucks mittel für ihre innere Bildvorstellung. In har ten und erschöpfenden Arbeiten hat sich dann die eigene Handschrift ausgebildet. Man spürt, daß sich die Künstlerin nichts ge schenkt hat und sich mit schnellen, vorder gründigen Lösungen nicht zufriedengibt. Sie selbst lebt in einem ganz abgeschiede nen Teil des Mühlviertels inmitten einer kar gen ernsten Landschaft, die vom herben Kli ma gezeichnet ist und wo der Erde die wenigen Früchte, die hier gedeihen, mit gro- ■-i? > i 1 / .f t ■Su Frau mit Kind, Kohle, Kreide auf Tempera, 1988, 736 X 506 mm

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