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Inhaltsverzeichnis Schwerpunktthema Mühlviertier Bilderbogen Dr. Hannes Etzlstorfer Kleindenkmale im Bezirk Freistadt 2 Dipl.-Ing. Günther Kleinhanns Zwischen Verfall und Veränderung — Burgen des Mühlviertels 11 Prof. Herbert Erich Baumert Besitzgeschichte von Schloß Weinberg 19 Peter Paul Wiplinger Das Mühlviertel — Land und Leute. Auf den Spuren der Erinnerung 27 Dr. Gunter Dimt Alois Girlinger — Ein Volkskünstler aus dem Mühlviertel 39 Dr. Benno Ulm Kefermarkter Retabel und Bauhütte von Freistadt 45 Dr. Heidelinde Dimt Die landesfürstliche Stadt Freistadt 55 Peter Ratzenböck Die Mühlviertler Künstlergilde — Gründung und Gegenwart 67 Kunst der Gegenwart Roswitha Reichart Auch das Schweigen spricht im Stein 75 Oberösterreich aktuell Landeshauptmann Dr. Josef Ratzenböck Grußwort an die oberösterreichische Landesausstellung 1988 auf Schloß Weinberg — Der Vergangenheit eine Zukunft 81 Dr. Karl Pömer Gedanken zur Landesausstellung 1988 auf Schloß Weinberg 82 Bücherecke 95 Umschlag: Das Mühlviertel ist reich an verborgenen Kunstschätzen. Eines der vielen lohnenden Ausflugsziele ist die Filialkirche Altenburg, Gemeinde Windhaag bei Perg, in landschaftlich schöner Lage, ursprünglich Kapelle einer Rodungsburg, romanische und gotische Bauelemente. Um 1510 südlich des Langhauses Anbau der AnnaKapelle mit Gruft der Prager von Pragthal. Darin bemerkenswerte Fresken aus 1512: Kreuzigungsgruppe, Weltgericht, Wappen der Familien Prag von Windhaag und Fux von Fuxberg, Darstellung der Namenspatrone der bestatteten Familienmitglieder. Im Bild der hl. Andreas mit dem Andreaskreuz. (Der Apostel Andreas, Bruder des Apostels Petrus, wurde am 30. November 60 auf einem schrägstehenden Balken gekreuzigt.) Dieses Martyrersymbol gilt gleichzeitig als Abkürzung des Namens Christi (X). Foto: Wolfgang Ziegler. Siehe auch Bücherecke, Seite 97, Rezension der Neuerscheinung Georg Brüggl: Das Mühlviertel. . ., Wien 1987 Gestaltung: Herbert Friedl Autoren Heft 1/1988 Herbert Erich Baumert, Linz Professor, Landeshistoriker, Heraldiker Dr Hannes Etzlstorfer, Wien Kunsthistoriker Dr. Heidelinde Dimt, Linz Wjssenschaftl. Oberrat, OÖ. Landesmuseum Dr. Gunter Dimt, Linz Wjssenschaftl. Oberrat, OÖ. Landesmuseum Dipl.-Ing. Günther Kleinhanns, Linz Wissenschaftl. Rat, Bundesdenkmalamt, Landeskonservatorat für Oberösterreich Dr. Karl Pömer, Gallneukirchen w. Hofrat i. R., Historiker Dr. Josef Ratzenböck, Landeshauptmann Peter Ratzenböck, Linz Werbeberater, Schriftleiter der „Mühlviertler Kulturzeitschrift" Roswitha Reichart, Wels Kunstkritikerin, Kulturschriftstellerin Dr. Benno Ulm, Linz w. Hofrat i. R., Kunsthistoriker Kulturzeitschrift Oberösterreich 38. Jahrgang, Heft 1/1988 Vierteljahresschrift: Kunst, Geschichte, Fremdenverkehr Erscheinungstermine: März, Juni, September, Dezember. Medienhinhaber (Verleger), Herausgeber und Hersteller: LANDESVERLAG Gesellschaft m.b.H. A-4020 Linz, Hafenstraße 1—3. Telefon 0 73 2/27 81 21 ISSN 0253-7435 Bankverbindung: Raiffeisenzentrale Linz 7-01.032.697 Redaktion: Dr. Otto Wutzel, Dr. Elfriede Wutzel, A-4020 Linz, Hafenstraße 1—3. Jahresabonnement (4 Hefte): S 396.—; Einzelverkaufspreis: S 110.— (Alle Preise inkl. 10 % MWSt.) Schwerpunktthema Heft 2/1988 Nachbar Mostviertel Abbildung Seite 1: Schloß Weinberg, Ahnensaal, bunt glasierte Kachel aus dem prunkvollen Renaissanceofen in diesem Raum mit Bildmotiv König Artus. Nach jüngsten Forschungen dürfte dieser Prunkofen mit der Datierung 1591 eine Fälschung des 19. Jh. nach einem Salzburger Vorbild sein. — Foto: Franz Gangl Beliagenhlnweis: Dieser Ausgabe liegen folgende Prospekte bei: Akadem. Druck- u. Verlagsanstalt: Ein Weltgebäude der Gedanken — Die österr. Nationalbibliothek; siehe auch unter Buchbesprechung Erich Widder: Kirchenkunst im Europäischen Osten; ausführliche Besprechung dieser Neuerscheinung in Heft 3/1988 Wir ersuchen unsere Leser um Beachtung.
Ober reich Kulturzeitschrift iT I % ¥ ■d Ui- J ;"Ä»i-:Tr«asLr^- Für die Schriftleitung von „Oberösterreich" ist es zur bewährten Praxis geworden, jede oberösterreichische Landesausstellung mit einem Heft zu begleiten, das im Inhalt auf die Ausstellungsthematik und den Ausstellungs ort abgestimmt ist. Im Mittelpunkt unseres kulturellen Interesses steht heuer das „Mühl viertel — Natur/Kultur/Leben". Ort dieser Lan desausstellung ist das Renaissanceschloß Weinberg, das in Architektur, Geschichte und beherrschender Lage im Feldaisttal zu den bedeutendsten Baudenkmalen Österreichs gezählt werden kann. Wie der Titel dieses Heftes 1/1988 andeutet, soll unser „Mühlviertler Bilderbogen" nicht den Ausstellungskatalog konkurrenzieren. Zielsetzung ist es, für den Besuch der Aus stellung und allgemein des Mühlviertels zu werben und die Schönheit dieser herben Landschaft zwischen Donau und Nordwald vielen Lesern nahezubringen. Aus der Fülle von möglichen Themen wurden einige besondere Glanzlichter ausgewählt. Bewußt wird an den Anfang eine Beschrei bung der „Kleindenkmale im Bezirk Frei stadt" gestellt. Mit Recht wird das Mühlviertel wegen seines Burgenreichtums gepriesen, deshalb die Abhandlung „Zwischen Verfall und Veränderung — Burgen des Mühlvier tels", die nicht nur historische Fakten auf zeigt, sondern auch gegenwartsbezogen ist. Die „Besitzgeschichte von Schloß Weinberg" ermöglicht einen Exkurs in die heimische Ge nealogie und Heraldik. In die Mitte des Heftes wurde eine poetische Beschreibung des Mühlviertels gestellt — „Auf den Spuren der Erinnerung". Volkskund liches Neuland eröffnet die Abhandlung über den Mühlviertler Volkskünstler Alois Girlin ger. In völlig neuer Sicht wird der Kefermarkter Flügelaltar, über den es an sich eine Über fülle von Literatur gibt, in seinen Beziehun gen zur Bauhütte von Freistadt dargestellt, somit eine Verbindung von gotischer Plastik mit der Architektur der Endgotik hergestellt. Freistadt, der Bezirkshauptort, wird in seiner historischen Bedeutung und geschichtlichen Entwicklung eingehend beschrieben. Dem gegenwärtigen Kunstleben ist der Beitrag über die „Mühlviertler Künstlergilde" gewid met. Ebenso gegenwartsbezogen ist die Stu die über Herbert Friedl, den langjährigen Ge stalter von „Oberösterreich", mit dem bezeichnenden Titel „Auch das Schweigen spricht im Stein." Dankbar ist die Redaktion Herrn Landes hauptmann Dr. Josef Ratzenböck für sein Grußwort an die Landesausstellung 1988, die in einem den Inhalt unseres Heftes abschlie ßenden Beitrag ausführlich zur Darstellung kommt. Besondere Sorgfalt wurde in diesem Heft auch auf die Auswahl der Illustrationen gelegt.
Kleindenkmale im Bezirk Freistadt Hannes Etzlstorfer Fotos; Elfriede Wöhry Wenn im Spätfrühling dieses Jahres erstmais das Mühlviertel zu einer Landesaussteliung einlädt, ergibt sich damit für viele die Mög lichkeit, diese hügelige Granitlandschaft mit ihren Besonderheiten näher kennenzuiernen. Dem Wesen der Landschaft und ihrer Bewohner entsprechend, eröffnet sich das Mühiviertel in der Regel nur aufmerksamen und geduldigen Zeitgenossen (Rast statt Hast). Dieses rauhe und oft abweisende Lan desviertel drängt sich nicht auf, überrascht mit keinen Sensationen. Man spürt auch, daß in diesem Landstrich alle Uhren langsamer gehen und hier jede Ernte auch heute noch den täglichen Kampf mit dem harten und kar gen Boden voraussetzt — trotz Traktor, Mäh drescher und dergieichen. Als Ausdruck des Ringens mit dem gottgewollten Schicksal und den Gewalten der Natur sind die zahl reichen steinernen und hölzernen Zeugnisse der Volksfrömmigkeit entstanden, die heute einen wesentlichen Bestandteil dieser Kultur landschaft ausmachen. Diesbezüglich ist das Mühlviertel eine wahre Fundgrube, denn der Formenschatz der Kreuzsäuien und Bild stöcke ist kaum zu überschauen — ganz ab gesehen von den unterschiedlichen Motiven, weswegen derartige Zeugnisse frommen Denkens einst gesetzt wurden, ja heute noch errichtet werden L Bildstöcke und Kapellen säumen auch die Straßen und Wege, die den Aussteiiungsbesucher zum Schieß Weinberg führen. Dieser Exkurs über die Kleindenkmäier im Bezirk Freistadt möge deshalb nicht nur die Vielfait dieser meist namen- und „zeitlosen Kunst am Wege^" in Erinnerung rufen und so auf ein in der Landesausstellung repräsentiertes De tailgebiet einstimmen, sondern den Besu cher auch zu einer besinnlichen Wanderung in der näheren Umgebung von Kefermarkt anregen. Obwohl der Begriff „Kleindenkmal" vorrangig religiös determiniert ist, umfaßt die Palette der Klein- oder Fiurdenkmäler nicht nur Kreu ze, Bildstöcke und Kapellen. In der vom „Ar beitskreis für Fiurdenkmalforschung" 1977 erarbeiteten Einteilung finden wir deshalb neben den religiösen Kleindenkmalen auch steinerne Naturdenkmäler, steinerne Kultur denkmäler der Vor- und Frühzeit, Rechts- und Verkehrszeichen (Grenz-, Weg- und Postzei chen, Marktzeichen, Pranger und Galgen), Steinkreuze und Kreuzsteine, Totengedenk male, Brunnen und sonstige Steindenk male®. Es gilt deshalb, in diesem kurzen Überblick Schwerpunkte zu setzen. Aus dem Bereich der Rechtszeichen stam men beispielsweise die alten Pranger. Von den zwanzig erhaltenen Exemplaren des Mühlviertels stehen acht im Bezirk Freistadt. Der Pranger (mittelhochdeutsch pfrengen — pressen, drücken) erinnert an mittelalterli ches Strafrecht, demzufolge der Missetäter, oft durch einen Halsring festgehalten, ausge stellt und dem öffentlichen Spott ausgeliefert wurde". An diesen erhaltenen Rechtsaltertü mern wird einerseits das gesteigerte Bewußt sein von Adel und Bürgertum ablesbar, ande rerseits läßt sich an ihnen die strenge Gebrauchsform, wie auch die Ornamentik der Zeit studieren®, in erster Linie wird dies durch die datierten Beispiele gewährleistet: Bad Zell 1574, Weitersfelden 1648 und Sankt Leonhard bei Freistadt 1759. Die undatierten Pranger von Leopoldschiag, Königswiesen, Gutau, Kefermarkt und Lasberg sind großteiis nur mehr in fragmentiertem Zustand auf uns IV ^ I Eine der Burgfriedsäulen in der Umgebung von Bad Leonfelden, die an die ehemaligen Rechte dieses alten Marktortes erinnern Einsamer Bildstock in der Ortschaft Lest an der Straße nach Kefermarkt Marterl aus dem Jahr 1865 im Raum Sandl
Mehrstöckiger Bildstock beim Wurmbauer In der Ortschaft March, Gemeinde St. Oswald bei Freistadt m '\f vi. ^ 'W 3
gekommen. Es waren in erster Linie die Rechtsreformen Josephs II., denen diese Pranger zum Opfer fielen. Vielfach wurden sie bereits im 19. Jahrhundert wieder zur Auf stellung gebracht. In Weitersfelden erinnern noch die zwei ge mauerten Pfeiler eines Galgens an die von Christoph von Haim, dem Herrn auf Schloß Reichenstein®, 1570 angelegte Richtstätte. Da Haim diese auf dem Territorium der Herr schaft Freistadt errichtete, kam es zum Gal genstreit. Haim wurde 1571 erschossen^ — als Mörder wurde der Bauer Sigmund Gaißrucker verdächtigt, welcher sich im Gefolge der von Pastor Koloman Kuenringer von Wei tersfelden angeführten rebellierenden Bau ern befand®. Zur Gruppe der Rechtszeichen zählen auch die alten Burgfriedsäulen. In Un terweißenbach haben sich zwei bemerkens werte Beispiele erhalten (die gotische For mensprache der beim Rentenberger stehenden Wegsäule bringt Ulm mit dem Meister des Langhauses der Pfarrkirche Un terweißenbach in Verbindung®). Der Bild stock an einer Wegkreuzung unterhalb von Schönau an der Naarn zeigt den Binden schild. Dieses Werk der „Nachgotik" des 16. und 17. Jahrhunderts steht wohl in Beziehung zur Herrschaft Ruttenstein und ist trotz sakra ler Überhöhung in die Kategorie der grenzan zeigenden Denkmäler einzuordnen^®. Wir sind damit bereits bei den religiösen Klein denkmälern angelangt, welche den Hauptan teil unter den Flurdenkmälern ausmachen und maximalste Formenvielfalt vor Augen führen. Bilder, Kreuze, Bildstöcke und Kapellen verdanken auch in diesem Gebiet ihre Ent stehung meist der Wiedererstarkung des katholischen Glaubens, vor allem der Heili genverehrung im Zuge der Gegenreforma tion^^ (vgl. den 1650 datierten Bildstock mit dem Freistädter Stadtwappen an der Bun desstraße 125/Kilometer 40,6, Rainbacher Zufahrtsweg). Wie schon F. C. Lipp andeutet, scheint der Oberösterreicher trotz des tief greifenden Erlebens der Glaubenskämpfe und trotz des Aderlasses und der Vertreibung von Zehntausenden aufrechter und unge beugter Menschen derselbe geblieben zu sein wie vor der Reformation^^ Qjgs kommt auch in den mehrfach nach dem Westfäli schen Frieden (1648) vorgenommenen Neuund Umdatierungen älterer Monumente zum Ausdruck^®. Auffallend erscheint dabei die Tatsache, daß im Umfeld von Schloß Wein berg kaum religiöse Kleindenkmäler aus dem 16. Jahrhundert existieren. Friesenecker hat dies in seiner Studie^"^ glaubhaft mit dem lutherischen Einfluß der Zelkingerherrschaft zu erklären versucht (zu den Freunden des Hans Wilhelm Zelking zählte ja auch der Cal viner Georg TschernembP®, ein besonderer Gegner der Bilder- und Heiligenverehrung). Auf dem halbenWeg zwischenSchloßWein berg und Kefermarkt begegnen wir einer Pestsäule, deren ältester Teil (der Sockel) aus dem Jahre 1477 stammt^® (ein Jahr zuvor weihte Bischof Albert von Passau die Kirche in „Khefferndorf"^^). Die Pest, einst eine Sammelbezeichnung für eine Reihe ver schiedener seuchenartiger Krankheiten^®, ist nur einer von mehreren Beweggründen, wes wegen diese Zeichen der Volksfrömmigkeit gesetzt wurden. Ob nun zum Schutz von We gen und Reisenden, zur Erinnerung an Un glücksfälle und Verbrechen, zur Abwehr von Unheil, als ursprünglich profanes Denkmal mit religiöser Umdeutung oder als MerkmaU numinoser Orte — immer steht hinter der Errichtung ein Funktionsgedanke, ein Anlaß. Die Frage nach dieser „Daseinsberechti gung^®" muß Hauptaufgabe der Regionalfor schung bleiben, will sie nicht in eine „Pseudoklassifikation nach nicht essentiellen Merkmalen" (E. Schneeweis)®® verfallen. Trotzdem läßt sich die Stilsprache der Hoch kunst auch an diesen Bildstöcken und Kapel len nachvollziehen — wenngleich als retar dierendes Phänomen. Gerade bei den Bildstöcken (Wegsäule, Kreuzstöckl) finden wir zahlreiche Mischtypen, die kunstvoll aus dem lokalspezifischen Material, dem Granit, gemeißelt wurden. Einzelne größere Stein metzwerkstätten und -schulen haben oft ein Modell, das vielfach wiederkehrt und bis in die kleinsten Details übernommen wird, ge prägt (dabei wurden die Vorbilder oft genera tionenlang unverändert beibehalten). In der Gegend von Rainbach und Sandl stoßen wir beispielsweise auf den Typus des „Stock werk-Bildstocks", welcher auf der Schauseite mehrere Bildnischen (meist drei) in vertikaler Anordnung präsentiert und erst ab dem letz ten Drittel des 19. Jahrhunderts auftaucht. Bei all diesen regional verschieden ausge prägten Bildstocktypen finden wir stets den blankpolierten bloßen Stein vor. Da es im Mühlviertel keine Kalkvorkommen gibt und mit diesem importierten Baumaterial seit alters her sparsam gewirtschaftet werden mußte (man vergleiche nur das Steinbloß mauerwerk der alten Bauernhäuser), suchen wir vergeblich nach jenen gekalkten Bild stöcken, wie sie zum Beispiel für das nieder österreichische Weinviertel charakteristisch sind. Von den belegbaren hölzernen Bildstöcken®^ dieser Region hat kaum ein Exemplar die Zeit überdauert. Diese witterungsanfälligen Ge bilde zeugten von der hohen Zimmermanns kunst, die heute noch mit den erhaltenen Rüstbäumen der alten Bauernhäuser unter Beweis gestellt werden kann. Für die Wahl des Holzes war neben seiner leichten Bearbeitbarkeit, dem geringen Preis und seiner vertrauten Verwendung im Alltagsleben gleichfalls eine mehrfache Symbolaussage gegeben: vor allem der direkte Bezug zum Kreuzesholz und die lang wirkende Ausstrah lung des heidnischen Baumkults®®. Die steinernen Sockelstandbilder zu Ehren des hl. Johannes von Nepomuk (* 1393) ha ben sich dagegen bis in unsere Tage behaup ten können. Sie vermitteln uns nicht nur einen Eindruck vom Können heimischer Bild hauer, sondern geben uns auch eine Vorstel lung von der großen Popularität dieses im Jahre 1729 kanonisierten böhmischen Brückenheiligen (Leopoldschlag 1750, Frei stadt 1723, Hagenberg, Bad Zell 1755, Schloß Weinberg/Meierhof 1729 und Lasberg 1733). Man hatte den Märtyrer, Wasserheiligen und Beichtpatron schon vor seiner Kanonisation zum allgemeinen Nothelfer umfunktioniert und ihn in der Barockzeit an die Stelle eines Christopherus, ebenfalls als Wegbegleiter bekannt und verehrt (vgl. Kefermarkter Altar), gerückt (zu den wichtigsten Kulturvermittlern gehörte zunächst der in Böhmen begüterte Adel, dessen Mitglieder sich selbstverständ lich auch in den Reihen der hohen Geistlich keit finden)®®. Die Habsburger (besonders Karl VI.) haben durch politisch-dynastische Überlegungen der Verehrung im Österreich des 18. Jahrhunderts einen deutlichen Ak zent verliehen®"^. Nepomuk, der Generalvikar des Prager Erzbischofs, trägt auf den ge nannten Standbildernin der Regel Birett, Rochett und Kruzifix. Die fünf Sterne im Heili genschein werden als die fünf Buchstaben des lateinischen Wortes „Tacui" (= ich habe geschwiegen) gedeutet und sollen damit an die Beichtlegende anspielen; manchmal hält der Heilige auch den gestreckten Zeigefinger seiner rechten Hand an den Mund, so als wollte er sagen: „Sei still, lieber Wanderer, und geh leise vorbei, aber denk daran, daß ich zu schweigen verstand und meine Zunge hüten konnte®®." Mit den in den Kapellenbildstöcken befindli chen Holzplastiken setzen wir den zu Ehren dieses böhmischen Heiligen entfachten Denkmälerreigen fort (Hirschbach, Lasberg, Netzberg bei Pregarten, Gutau und Wald burg). Im Vergleich dazu rücken andere Darstellungen stark in den Hintergrund (als Beispiele für die Umsetzung von Wallfahrts motiven sind die nach dem Sonntagberger Gnadenstuhl-Typus entstandenen Trinitätsgruppen in Lasberg®® und Freistadt®^ und die nach Lucas Cranachs Mariahilfbild angefer tigte Plastik der Edlauer Kapelle in Lasberg®® zu nennen). Eine Kostbarkeit bietet dagegen die 1635 er baute und von Schloß Weinberg nur wenige
Kilometer entfernte Dorfkapelle Elz (Gemein de Lasberg) mit ihrem Skulpturenbestand. Während die Statuen des Pilgerpatrons Jako bus und des Viehheiligen Leonhard (um 1520) stilistische Parallelen zum Michaelsal tar in Rauhenödt und zum Bernhardi-Altar in Zwettl evozieren^®, stammen der Pestpatron Sebastian, die zwei Engel, sowie die Ma donna mit Kind aus dem letzten Drittel des 17. Jahrhunderts. Die ursprünglich für diese Dorfkapelle angefertigte Pietä wurde 1795 von Christoph Wilhelm Graf Thürheim der Pfarrkirche Kefermarkt geschenkt (in Elz be findet sich an ihrer Stelle eine neugotische Pietä)®". Die Figur des hl. Jakobus®^ ist noch als Ausdruck der spätmittelalterlichen Heili genverehrung zu verstehen (diese war kon kreter, weil bei weitem stärker an die Pilger und ihre Erlebnisse gebunden®®). Hinsichtlich der Darstellungen im religiösen Kleindenkmälerbereich zeigt sich also eine beachtliche Vielfalt bei eindeutiger und domi nierender Bevorzugung einiger weniger Moti ve der Heiligenfiguren®®. Einen eigenwilligen architektonischen Bei trag zur heimischen Kleindenkmallandschaft hat der Bauer Karl Wurm („Hoisnbauer") mit der Wienauer Hauskapelle (Gemeinde Weitersfelden) geleistet. Dieses Bauwerk aus Einsame Dreifaltigkeitssäule an der Straße von Freistadt nach Rainbach Leopoldschlag, Johannes-von-Nepomuk-Säule, 1750, an den Kanten des Unterbaus Statuen der Hll. Donatus, Florian und Sebastian
Spätgotische Kapellenplastik aus der Dorfkapeile Elz in der Gemeinde Lasberg. Hl. Jakobus Maior. — Foto: Hannes Etzlstorfer den Jahren 1872 bis 1877 wurde in Bloßsteinmauerwerk errichtet und birgt neben einem mit Steinplatten abgedeckten Innenraum auch zahlreiche geometrische und figural ge staltete Werksteine®"*. Zu den Flurdenkmälern rechnen wir auch Totengedenkmale, wenn sie außerhalb eines Friedhofes zur Aufstellung gelangten. Die Kriegerdenkmäler fallen in diese Sparte, wel che hier nur durch zwei besonders einpräg same Beispiele belegt werden soll: Weitersfelden (Max Stockhuber) und Freistadt (Werk des Adolf Wagner von der Mühl, 1925)®®. Von den Brunnenensembles ragen der Freistäd ter Stadtbrunnen mit der Immaculata-Skulp tur des Johann Baptist Spaz dem Jüngeren (1704), der achtseitige Marktbrunnen in Kö nigswiesen mit seinem Mittelobelisk und der von Gottfried Pöchinger 1953 neu gestalteten Brunnenschale, der Gutauer Marktbrunnen des Ferdinand Henebichler (1886) und der in St. Oswald bei Freistadt aufgestellte Markt brunnen mit den Rollwerkkartuschen (1584 und 1730) heraus. Die Pechölsteine und Schalensteine werden der letzten Gruppe, den sonstigen Steindenk malen subsumiert. Bei den erhaltenen Pechölsteinen kann die nach Art der Kohlenmeiler durchgeführte Pechölerzeugung unschwer abgelesen werden (Pechöl spielte besonders in der Tierheilkunde eine wichtige Rolle)®®. Inwieweit die Schalensteine eine Laune der Natur oder heidnische Kulturrelikte darstel len, läßt sich kaum mehr zweifelsfrei feststel len (wer nicht selbst auf Entdeckungsreise gehen möchte, dem seien die Schalensteine vom Sattler-, Buch- und Braunberg in Lasberg®'' und in St. Leonhard bei Freistadt als Ziele verraten). Da aus der Fülle der erhaltenen Kleindenk mäler hier nur ein Bruchteil eingebracht wer den konnte, empfiehlt es sich, den Besuch der Landesausstellung auf Schloß Weinberg mit einer ausgedehnten Wanderung zu kom binieren. „. . . ein Bildstock da, ein Marterlbild in den bemoosten Stein gehüllt, uraltes Erbstück einer Zeit, die Steine ihrem Gott geweiht. Das gibt ein buntes Auf und Ab für Autofahrt und Wanderstab . . Karl A. Wagner®® Anmerkungen: 1 Rudolf Rochier: Mühlvierte! — ein Refugium, in: Kulturzeitschrift Oberösterreich, Jg. 26, Heft 3, Linz 1976, S 10 2 Eduard Stepan (Hrsg.): Unteres Mühlviertel. Bau und Kunstdenkmale, Wien 1930, S 255 3 Dietmar Assman: Das Kleindenkmal in der Kulturiandschaft, in: Kulturzeitschrift Oberösterreich, Jg. 27, Heft 4, Linz 1977, S 33f.
Eibenstein bei Rainbach im Mühlkreis, Felsgruppe mit Muldensteinen, um deren Herkunft und Bedeutung sich viele Sagen ranken -•^•5 \ . ■'» ''-"ir- %« > ■ ■fiJVv'flii i. .' i:-voit-» r, .V -»»^ ■^;v;-
4 Der große Herder. Nachschlagwerk für Wissen und Leben, Bd. 9, Freiburg im Breisgau 1934, Spaite 1079 5 Benno Uim: Das Mühiviertel. Seine Kunst werke, historischen Lebens- und Siediungsformen, 5. Bd. der Österreichischen Kunstmonographie, 2. Auflage, Salzburg/St. Peter 1976, S 35 6 Der Renaissance-Grabstein Haims ist in der ehemaligen Schioßkapeiie von Reichenstein erhal ten geblieben 7 Georg Grüii: Burgen und Schlösser im Mühlviertei, Wien 1962, S 171 8 Uim: Das Mühlviertel, S 232 9 Ebenda S 219 10 Gunter DImt: Sakrale Kleindenkmäler in Ober österreich, in: Voiksfrömmigkeit in Oberösterreich (Katalog des OÖ. Landesmuseums 1985/86), Linz 1985, S 242 11 Werner Kitiitschka: Das Fiurdenkmai in der Kulturlandschaft, in: Kieindenkmäler. Denkmal pflege in Niederösterreich, Band 2, Wien 1987, S 5 12 Franz Carl Lipp: Oberösterreichisches Bau ernbarock, in: Kulturzeitschrift Oberösterreich, 18. Jg., Heft 1, Linz 1968, S 50 13 Pia Maria Plechl: Gott zu Ehrn ein Vatterunser pett. Bildstöcke, Lichtsäulen und andere Denkmale der Voiksfrömmigkeit in Niederösterreich, WienMünchen 1971, S 21 14 Josef Friesenecker: Die religiösen Kleindenk mäler in der Pfarre und Gemeinde St. Oswald bei Freistadt (Sonderdruck aus den OÖ. Heimatblät tern, 32. Jg., Heft 1/2, Linz 1978, S 4). Eine der artige Lücke hinterließ auch die josephinische Ära. 15 Hans Sturmberger: Georg Erasmus Tschernembl, Graz—Köln 1953, S 116 16 Ulm: Das Mühlviertel, S 231f. 17 Max Eiersebner: Kefermarkt, St. Michael, Waidburg. Die gotischen Flügeialtäre in 135 Licht bildern (Katalog des OÖ. Landesmuseums), Linz 1970, S 8 18 Aldemar W. M. Schiffkorn: Alternative Thera pieformen oder überlieferte Volksmedizin, neuer Okkultismus oder alter Volksglaube?, in: Kulturzeit schrift Oberösterreich, Jg. 37, Heft 4, Linz 1987, S 53 19 Dimt: Sakrale Kieindenkmäler, S 235 T für Gäste, die neben hohem Komfort und unberührter Natur auch den Kontakt zu bodenständiger Kultur suchen: ehemaliges Bürgerspital, spätbarocke Bründlkirche, mittelalterliche Salzstraße mit Schwedenschanzen, Schulmuseum (ab Okt.), Kulturwochen während der Sommermonate, geführte Kunstfahrten . . . Information: Kurverwaltung (Kultur- u. Gästezentrum) Ringstraße 200 4190 Bad Leonfelden Tel.: 0 72 13/397 u. 412
20 Emil Schneeweis; Biidstöcke in Niederöster reich, Wien 1981, S 12 21 Karl Radler: Hölzerne Bildstöcke, in: OÖ. Hei matblätter, 2. Jg., Heft 2, Linz 1948, S 170f. 22 Plechl: Gott zu Ehrn, S 124 23 Helmut J, Mezler-Andelberg: Johannes von Nepomuk — ein Patron des alten Österreich?, in: 250 Jahre hl. Johannes von Nepomuk (Katalog zur IV. Sonderschau des Dommuseums zu Salzburg), Salzburg 1979, S 44f. 24 Prinz Eugen und das barocke Österreich (Aus stellungskatalog Schloßhof/Niederweiden), Wien 1986, S 264 25 Leopold Kretzenbacher: Heimat im Volks barock, Klagenfurt 1961, S 137 26 Dietmar Assmann: Barocke Volksfrömmigkeit in Oberösterreich, in: Welt des Barock (Katalog Stift St. Florian, Katalogteil), Linz 1986, S 180 27 Ulm: Das Mühlviertel, S 81 28 Franz Leltner: Lasberg Im Wandel der Zelt, Lasberg 1985, S 41 29 Hannes Etzlstorfer und Isfried Hermann Pich ler: Schlägler Gemäldekatalog (Schlägler Schrif ten Nr. 9), Linz 1987, S 274 30 Ulm: Das Mühlvlertel, S 68 31 Karl Radler nahm als Entstehungsdatum den Zeitraum zwischen 1460 und 1470 an; vgi. dazu: Hertha Awecker: Geschichte des Marktes Lasberg und seiner Umgebung, Lasberg 1954, S 209 32 Leopod Schmidt: Die Volksverehrung des hl. Jacobus major als Pllgerpatron (mit besonderer Berücksichtigung Österreichs), In: Österreichische Zeitschrift für Volkskunde, NS Band XXXI, Gesamt serie Band 80, Heft 2, Wien 1977, S 83 33 Plechi: Gott zu Ehrn, S 80 34 Franz Carl Lipp: Die Granitskulpturen von Wienau, in: Volkskunst, 5. Jg., Mal 1982, München, und Dimt: Sakrale Klelndenkmäler, S 235 35 Ulm: Das Mühlvlertel, S 40 und 232 36 Johann Bauer und Karl Holzmann: Die Pechölstelne Im Bereiche der Marktgemeinde Königs wiesen, in: Oberösterreichische Heimatblätter, 39. Jg., Heft 2, Linz 1985, S 159 37 Leltner: Lasberg Im Wandel der Zeit, S 8 38 Karl Alfred Wagner: Kommt mit ins romanti sche Mühlviertei, Freistadt 1982, S 5 NEUE VOLKSKUNST IN STEIN Das Handwerk der Steinmetzen ist, neben den Leinenwebern, eines der traditionsreichsten in unserer Hei mat. Seit Jahrhunderten wird im Mühlviertel Granit abgebaut und Großartiges damit geieistet. Neben der Verwendung des Granits in Architektur und Piastik war vor allem ein weiterer Anwendungsbe reich charakteristisch für das Mühl viertel — die Volkskunst In Stein. Heute hat die Firma Strasser Stein bau diese alte Volkskunst wieder aufgegriffen. Das Unternehmen wurde 1963 gegründet und stellt Im Jubiläumsjahr 1988 nach einer Ent wicklung von nur 25 Jahren eines der größten und modernsten Unter nehmen der Natur- und Betonwerk steinbranche in Österreich dar. Mit ca. 300 Mitarbeitern und Betriebs niederlassungen In Linz, Marchtrenk, Salzburg und Wien wird das Gebiet der Bundesländer Ober österreich, Niederösterreich, Wien und Salzburg betreut. Aus der Tradi tion der Granitgewinnung um Neu haus an der Donau entstanden, ist die handwerkiiche Bearbeitung von heimischem Granit ein besonderes Anliegen des Unternehmens. 51 Steinmetze und Meister verarbeiten in den Steinmetz- und Steinbildhau erwerkstätten den Naturstein sprich wörtlich zu Meisterstücken. Hand werkliche Bearbeitung und kunst handwerkliche Formengebung ha ben hier Tradition. Kreuzsäulen und Bildstöcke gehö ren zu den schönsten Flurdenkmä lern unserer Heimat. Sie entstanden vom 15. bis zum 19. Jahrhundert und weisen auf Kriege, Seuchen, Krank heiten, Unfälle oder Tod hin oder stellen Grenz- oder Wegzeichen dar. Breitpfeiler sind eine Weiterentwick lung der granitenen Kreuzsäulen und entstanden hauptsächlich Im 18. und 19. Jahrhundert. Schließlich zieren noch Kapellen unsere We gesränder. Im 18. und 19. Jahrhun dert wird Granit beim Hofbau ver wendet. Tor-, Tür- und Fensterge wände, Grander und Tröge zieren unsere Mühlviertier Höfe. Dieses alte Kulturgut wird heute von den Steinmetzen und Restauratoren des Unternehmens fachkundig ,;z restauriert und so der Nachwelt Mei sterstücke der Vergangenheit erhal ten. Aber auch neue Kreuzsäulen und Breltpfeiler werden in heimi schen Granitsorten gefertigt. Der Mensch beginnt wieder, zu denk würdigen Anlässen Denk-Mäler zu setzen. In der Architektur besinnt man sich bei Neu- und Umbauten wieder auf mühlviertierische Stilele mente zurückzugreifen. Dies kommt besonders In der Verwendung von handwerklich bearbeiteten und oft reich verziertenTür- und Fensterum rahmungen aus Mühiviertler Granit zum Ausdruck. Stark gestalterisch betätigt sich Strasser Steinbau im Wohnbereich Garten in Form von Gartenplastiken, -tischen, und -bänken, Trögen, Brun nen und Gartenmauern. Schließlich entwickelte sich das Unternehmen zu einem Spezialisten der Dorf erneuerung durch Gestaltung und Ausführung von Fassadenelemen ten aus Naturstein, wie Säulen, Türund Fensterumrahmungen, Giebeln usw. Durch großzügige Brunnenan lagen und Denkmäler sollen Ortsplätze wieder zu echten Ortszentren werden. Die Belebung alter Volkskunst durch Verwendung handwerklich bearbei teten Granits hat wieder Zukunft — und Strasser Steinbau bemüht sich strassen steinbail Natur- und Kunststeinwerk Franz Strasser 4113 St Martin i. M., Telefon (07232) 2227-0 BAUMEISTER Planungen Bauaufsicht planungsbüro Gerichtlich beeideter Sachverständiger und Schätzmeister für Hochbau A-4170 HASLACH, STAHLMÜHLE 1 Fernruf 0 72 89 / 71 2 16 Schätzungsgutachten Nutzwertermittlungen
„Altes" Linz in neuem Glanz Zehn Jahre Altstadterhaltung — 350 steinerne Zeugen der Vergangenheit revitalisiert Im Jahr 1978, also vor einem Jahr zehnt, wurde im Linzer Planungs amt die Abteilung Altstadterhaltung geschaffen. Damit wurde gleichsam der Grundstein für denkmalpflegerische Initiativen zur Bewahrung des kulturellen Erbes der Stadt im Rah men vorbildlicher Altstadtrevitalisierung im Einklang zwischen Öf fentlichkeit und Privaten gelegt. Dank der seither laufenden Förde rungsaktion, die Zuschüsse bis zu 30 Prozent der Gesamtkosten für die Erhaltung von historisch, städtebau lich und architektonisch bedeutsa men Gebäuden vorsieht, konnten bisher rund 350 Altstadthäuser mit finanziellen Zuwendungen seitens der Stadt Linz von zusammen mehr als 54 Millionen Schilling restauriert werden. Linz besitzt heute eine Alt stadt, die sich sehen lassen kann. Breite Palette an Stilepochen Die vorbildlichen Initiativen zur Altstadtrevitalisierung der vergan genen zehn Jahre haben nicht nur zur Verschönerung des engeren Alt stadtbereichs unterhalb des Linzer Schlosses mit seinen reizvollen ba rocken, im Kern zumeist mittelalter lichen Ensembles beigetragen, son dern ziehen gleichsam auf „Schritt und Tritt" durch stilgerechte Sanie rungen im Bereich der Landstraße, aber auch an der Peripherie, etwa in Alt-Ebelsberg, St. Magdalena, St. Margarethen oder Alt-Urfahr den kulturell interessierten Betrachter in ihren Bann. Die breite Palette der Linzer Stadtarchitektur in neuem Glanz reicht von Barock über Klas sizismus, Biedermeier, Historismus und Gründerzeit bis zur profanen Baukunst der ersten Jahrhundert hälfte. Stadt der Breiterker Treibende Kraft im Rahmen der von der Stadtverwaltung gesetzten Maß nahmen zur Altstadterhaltung ist der Leiter des Linzer Planungsinsti tuts Altstadt, Architekt Dipl.-Ing. Otmar Brunner. Er gilt gleichsam als „Entdecker" der Landeshauptstadt Linz als Stadt der Breiterker. Seine Überlegungen über den Breiterker als wesentliches, für die Linzer Bür gerhäuser geradezu typisches archi tektonisches Element fließen auch in die anstehende Revitalisierung des Alten Rathauses und des umliegen den Gevierts ein, das dominierende Revitalisierungsvorhaben der kom menden Jahre. Rathausrevitalisierung beginnt Schon im Frühsommer soll mit der Freilegung von Breiterkern an der Westseite des Rathausgevierts be gonnen werden. Neben der Freile gung der Hauptplatz-Front als typi sches Linzer Stadtcharakteristikum ist geplant, wunderbare alte Arka denhöfe im Inneren des Gevierts, heute zum Teil zugemauert, der Öf fentlichkeit zugänglich zu machen und somit das Ensemble als künfti gen gesellschaftlichen Treffpunkt, als eine Stätte der Begegnung zu er schließen. Musterbeispiele gelungener Restaurierung Als Beispiele für vorbildliche Altstadtrevitalisierungsmaßnahmen in jüngster Vergangenheit seien ferner das Haus Pfarrgasse 4, das „Generali-Gebäude" Taubenmarkt 1 und das Haus Hauptplatz 17 zu erwäh nen. Als Motor dieser Sanierungen erweisen sich immer wieder enga gierte Initiativen seitens Privater, verbunden mit Unterstützung sei tens der Stadt aus dem Altstadt fonds, der alljährlich zehn Millionen Schilling an Zuschüssen bereithält. Beim öbjekt Pfarrgasse 4 handelt es sich um ein schönes Bürgerhaus, das im Kern aus dem 16. Jahrhundert stammt und bereits 1595 erstmals urkundlich erwähnt wurde. Der Hauseigentümer hat das öbjekt mit städtischen Förderungen von rund 400.000 Schilling vorbildlich und mit viel Liebe zum Detail revitali siert. Beispielsweise konnten im er sten und zweiten öbergeschoß wun1 o es' -"Iiml m Hl fiii sulUL. Als neuer Blickfang am nördlichen Ende der Landstraße fungiert das vorbildlich revitalisierte Haus Taubenmarkt I. Die Stadt Linz förderte die Wiederherstellung der präch tigen Außenfassade, die nach Plänen des Wiener Architekten Wickenburg restauriert wurde, mit finanziellen Zuschüssen in Höhe von 2,9 Millionen Schilling. Bildautor; Presseamt derschön anzusehende alte Holz decken freigelegt und restauriert werden. Blickfang am Taubenmarkt Das Haus Taubenmarkt 1, das soge nannte Generaligebäude, karm heute ohne Übertreibung als ein auch für den unvoreingenommenen Betrachter schon auf den ersten Mo ment faszinierender Blickfang im Landstraßenbereich bezeichnet wer den. Mit städtischen Förderungen in Höhe von insgesamt 2,9 Millionen Schilling konnte unter anderem die prachtvolle, feingegliederte Fassade des nach Plänen von Baumeister Karl Höbarth errichteten öbjekts vorbildlich wiederhergestellt wer den. Besonderer Bedeutung bedarf auch die Restaurierung des Hauses Hauptplatz 17, eines ehemals goti schen, dreiachsigen Bürgerhauses, die neben der Freilegung gotischer Elemente im Inneren unter anderen die Schaffung eines breiteren Durch gangsraumes im Hofbereich umfaß te. Auch zu diesem Sanierungsvorhaben steuerte die Stadt mit Förde rungen in Höhe von insgesamt 6,8 Millionen Schilling ihr — nicht un beträchtliches — „Scherflein" bei. Revitalisierung an der Peripherie Alle diese bereits realisierten und eindrucksvoll gelungenen Revitalisierungsmaßnahmen erscheinen ge eignet, den Ruf der Stadt Linz als ein Gemeinwesen, das sein kulturelles Erbe zu bewahren und vorbildlich zu erhalten weiß, zu begründen und weiter zu festigen. Insbesondere auch mit der vorbildlichen Restau rierung des Kremsmünsterer Stifts hauses und weiterer kulturhistorisch bedeutender öbjekte an der Peri pherie, wie des Schiffmeisterhauses in Urfahr, des Hörschingerguts, des Gebäudes des Boltzmann-Instituts für Stadtgeschichtsforschung auf dem Schloßberg oder der ehemali gen Pferdeeisenbahn-Station am Südbahnhofmarkt wurden prägen de Akzente gesetzt. Die Stadt Linz wird auch künftig, gerade im Hin blick auf das Jubiläum „500 Jahre Landeshauptstadt" 1990, alles dar ansetzen, ihrem Kardinalsziel, das Erbe aus früheren Jahrhunderten zu erhalten und zu revitalisieren, so zielstrebig wie bisher nachzukom-
Zwischen Verfall und Veränderung — Burgen des Mühlvlertels Günther Kleinhanns Luftaufnahmen: Gerhard Aigner Mein hauß hat keinen gibel es ist mir worden alt czerbrochen sin mir dye rigel mein stüblein ist mir kalt 1467 Unsere Zeit scheint tatsächlich eine Zeit der extremen Rekorde zu sein! Höchster Wohl stand in der Alten Welt und schlechteste Um weltbeschaffenheit; größter Fahrzeugbe stand und anfälligste Verkehrssysteme; gesetzlicher Denkmalschutz und höchste Verlustratenl Noch in keinem Jahrhundert vor unserem ging soviel an gebautem Kulturgut zugrunde wie in diesem. Obwohl seit der Renaissance mehr und mehr In- und Aufschriften Gegenstände und Bau werke in diesem Lande zu Denkmalen prä gen, obwohl Denkmal-Schaffung wie auch Denkmal-Erhaltung große Tradition besitzen — eine der ältesten gesellschaftlichen Ein richtungen Oberösterreichs ist ein „MusealVerein", gegründet 1836, — eines der frühesten Gesetze der jungen Republik Österreich war ein Denkmalschutzgesetz von 1923 —, obwohl schon seit 1852 eine kaiserlich-könig liche Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale bestand, scheint der Untergang der gebauten Sach zeugen unserer Kulturgeschichte noch nie mals — den Dreißigjährigen Krieg vielleicht ausgenommen — so rasend schnell erfolgt zu sein. Die mitteleuropäischen Burgen waren das Rückgrat eines gewagt ausgebauten, aber empfindlich auf ökonomische Veränderun gen reagierenden Kultivierungssystems, dem wir unsere vielgestaltige Kulturlandschaft, vieles unserer hochentwickelten Zivilisation und auch endlich unsere Staatswesen ver danken. Stadt und städtische Zivilisation prägen heute unsere Welt. Aber noch vor den Städ ten waren die Burgen, noch vor den Stadtver waltungen bestand die einzelne Herrschaft, vor den Communen agierte der bewaffnete Siedler. Das erste Auftreten von Burgen in unserem Raum fällt mit der Ausgestaltung der mittelal terlichen Landesverwaltung zusammen. Das letzte Aufblühen der Burgenbaukunst wurde hervorgerufen durch einen revolutionären Umbruch in der Kriegstechnik: die Ent deckung, Herstellung und Anwendung des Schießpulvers. Nach dem Schock der ungarischen Invasion von 955 scheint ein massives, auch aus vie len Urkunden ablesbares Bestreben nach einem geordneten Landesausbau in Ostbaiern ausgelöst worden zu sein. Nach der Inbesitznahme und Verteilung der ertragreichen, wichtigen und schönen Plätze im Alpenvorland, an den Flüssen, an den Seen, auf den guten Ackerböden, an den Südhängen, bei besonderen Quellen und nahe den wildreichen Forsten bot sich den nachdrängenden Enkeln und den weichen den Erblassern nur mehr das Vordringen in das Unerschlossene, Unbekannte, Fremde und zugleich auch Gefahrvolle an. Das Aben teuer der Kolonisation des Granitberglandes jenseits der Donau lockte die Enkel und Ur enkel der Kämpen des Augsburger Lechfelds. Als die niederbairischen und Traungauer Herrschaften begannen die Donau zu über setzen, begann gerade die Erinnerung an die ferne Zentralgewalt der zwischne Rhein und Rom pendelnden Könige langsam zu ver blassen. Der Glaube an das Gottesgnadentum der Herrscher wurde angekratzt im ste ten Hickhack der großen Fürstenfamilien. Landesherren wurden eingesetzt, verbannt, wieder rehabilitiert. Geistliche und weltliche Macht stellten bald Gegensätze, bald wieder eine Einheit dar. Was blieb, war der persön lich behauptete Besitz, das eigene gesicher te Leben und Erleben und das der „familia", das Wohlergehen der überschaubaren, zu sammenhängenden Landschaften und Gaue. Burgen bedeuteten Freiheit in Ord nung, auch Sicherheit, Besitzerweiterungund behauptung, Unabhängigkeit. Die Befestigung etwa der llzmündung durch Burg Oberhaus, der Rannaschlucht mit Rannariedl, der Mühlmündungmit Neuhaus,der Brückenköpfe von Freudenstein, Ottens heim, Steyregg und Luftenberg, des Hasel grabens mit Wildberg, der vorgeschobenen Geländestufen mit Clam, Perg, Baumgarten berg, Arbing, Säbnich und Kreuzen, sowie der verkehrsgünstigen Beckenlandschaften von Riedegg-Gallneukirchen und Freistadt entspricht etwa noch der ersten Phase des Brückenschlages zum linken Stromufer im Rahmen eines ruhig ablaufenden Landes ausbaues. Eine überraschend hohe Zahl von kleinen Burgen entlang sämtlicher Kämme und Grä ben des auslaufenden Böhmerwaldes deutet auf eine Zeit hastiger und rundherum unsi cherer Aufschließung des waldigen Berglan des hin. Hier spiegelt sich die politische Ent wicklung Mitteleuropas im 12. und 13. Jahrhundert im Kleinen wider, mit der zuneh menden Rechtsunsicherheit, den Übergrif fen, Intrigen und auch einer geistig-ideologi schen Krisensituation. In diese Zeit fällt die Besiedlung der Waldge birge von der Oberpfalz über Böhmer- und Nordwald bis zum Waldviertel in Niederöster reich, darin eingebettet das Mühlviertel: Rodelland, Riedmark und Machland. Hand in Hand mit der Aussicht auf Lehens und Afterlehensbesitz nahe der Geburtshei mat oder auch unter der angestammten Oberherrschaft war neben dem Anwachsen der Bevölkerung auch — wie immer in der Geschichte — eine starke wirtschaftliche Motivation vorhanden: der Reichtum an rela tiv leicht nutzbaren, wasser- und gefällsreichen Bergbächen. Die Entwicklung und ra sche Verbreitung der oberschlächtigen Wasserräder gab diesen klimatisch wie land wirtschaftlich nicht allzu üppigen Berg- und Waldlandschaften an den verkehrsgünstigen Abschnitten die Aussicht auf reiche, kleinge werbliche Möglichkeiten. Nicht zuletzt erscheint die Bezeichnung Mühlviertel (urkundl. erst 1478) für das Gebiet zwischen Hz und Haselbach ein Hinweis auf die Besonderheit in diesem Landstrich an den gleichnamigen Flüssen zu sein. Unter diesen politischen und wirtschaftlichen Aspekten, unter gewissem bevölkerungspoli tischem Druck und unter für den Wehrbau günstigeren Voraussetzungen — Kleinteiligkeit der Oberflächenformen und Holz und Stein ausreichend vorhanden — entstanden links der Donau etwa fünfmal soviele Burgen als im Altsiedelgebiet des Alpenvorlandes. Im Mittelalter dürfte es rechts der Donau etwa 80, links aber rund 400 Ansitze mit Wehranla gen gegeben haben. Für Oberösterreich bedeutet das heute etwa sechzig größere Burgen und Burgruinen im Mühlviertel, und je ein Dutzend im Traun-, Hausruck- und Innviertel. Die besondere politische Lage im ehemali gen Nordwaldgebiet jenseits der Donau er gab sich aus den Gebietsansprüchen der ein zelnen reichsunmittelbaren Amtswalter, die ihre Gefolgschaften langsam in Gebietsherr schaften und sodann ip abgerundeten, ge schlossenen Landbesitz umzuwandeln trachteten. Das heutige Mühlviertel geriet in das Spannungsfeld zwischen dem Herzog tum Bayern und dem Königreich Böhmen, später noch zwischen die weltliche Herr schaft der Bistümer Passau und Regensburg und die abgetrennten, neuen Herzogtümer Österreich und Steier. Jede Veränderungder Machtbereiche wurde an befestigten Plätzen, meist Burgen, gemessen. Während der Nordwaldkamm als rauhe, un wirtliche und abseits gelegene Zone bis zu den Hussiteneinfällen Anfang des 15. Jahr hunderts eine ruhige Pufferzone zu Böhmen bildete bzw. die Rosenberger das Gebiet un bestritten beherrschten, war die österreichisch-passauische Interessensgrenze viel fach verzahnt und oft in Bewegung. Die 11
gewaltsame Annexion des Falkenstelner Ge bietes knapp unterhaib Passau durch Öster reich 1289 ist sicher das spektakulärste Bei spiel dafür. In die Zeit der ersten Besitzergreifung, des Übergreifens des später steirischen Traungaues über die Donau nach Norden, fallen ganz sicher zahlreiche Schutz- und Siche rungsbauten aus Holz, die auf Grund der ei genwilligen Felsformationen des Mühlviertels durchaus auch „unbezwingbar" situiert wer den konnten. Von solchen Blockhäusern und Palisadenwälien hat sich außer auffäiiigen Fels-Abschrämmungen und Einstemmlöchern nichts erhalten, so daß zwar die geringen Ausmaße soicher Felsennester einigermaßen bekannt, ihr Aussehen, ja ihr ganzer Aufbau bis heute aber unrekonstruierbar bieiben mußten. Der artige Bauten erhoben sich unter anderem am Herzogreiterstein, am Blasenstein und in Stampfegg. Auch über die wahre Anzahl derartiger Anla gen kann sicher nie mehr Aufschluß erzielt werden, da angenommen werden muß, daß unter den Fundamenten vieler heute noch bestehender Burgen, Burgruinen, Schlösser, aber auch Kirchen Spuren ehemaiiger Block bauten verborgen sind oder waren. Im Augebiet des Machlandes hat sich viel leicht der Rest einer hölzernen Turmhügel burg im sogenannten Wasenberg erhalten. Bestätigende Funde und auch Grabungen stehen aber aus. Die klassische Burg in unseren Breiten, er richtet zwischen dem 12. und 15. Jahrhun dert, besteht aus Bruchstein, der zumeist am Bauplatz gewonnen wurde. Die überwiegen de Zahl der Mühlviertler Burgen ist als Hö henburgen zu bezeichnen, worunter nur eine kleine Zahl von Gipfelburgen anzutreffen ist, während fast alle Anlagen einen günstig geiegenen Bergsporn besetzen, sicher der leich teren Bauführung und der besseren Wasser versorgung wegen. Links: Burg Clam, Gemeinde Klam, Bezirk Perg. „Eine der bedeutendsten und schönsten der wohlerhaltenen Burgen Im Lande" (Benno Ulm). Im Vordergrund Hauptburg mit sechsgeschossigem Wohnturm mit Pultdach und Zinnenkranz. Im Hintergrund Bergfried mit Kegeldach. — Luftaufnahme vom 18. 5. 1983, freigegeben vom BMLV mit Zahl 13080/444 — 1. 8. 83 Rechts: Wlldberg, Gemeinde Kirchschlag, Bezirk Urfahr. Kuppenlage Im Haselgraben. Neues Schloß mit Zufahrt über Brücke, erbaut 1664/65, südlich angebaut gotischer Bergfried, südlich davon die ruinöse Hauptburg. — Luftaufnahme vom 9. 4. 1986, freigegeben vom BMLV mit Zahl 13083/165 — 1. 6. 86 Eine der wenigen nicht als Höhenburg, son dern im flachen Baugelände errichteten Burganiagen ist etwa Gneisenau, von einem Wassergraben umgeben, ebenso die kleine Burg Zöch bei Aitenberg oder auch das in einer breiten Talmulde gelegene Breiten bruck. Auch die Stadtburg der Babenberger, die gefährdetste Ecke der rund um eine fla che Felskuppe ausgesteckten Freistadt be setzend, ist nur durch den sumpfigen Graben des Stadtbaches abgesichert. Näheres Wis sen über andere im flachen Auland angesie delte Ansitze, ihre Befestigungen oder ihren Burgencharakter, etwa Bergham, Mühldorf, Auhof oder Saxen, fehlt bedauerlicherweise bisher. Direkt an einen Flußlauf postiert wurde etwa die bis heute sehr eindrucksvolle Burg Schwertberg, direkt am Ausgang des schluchtartigen Aisttales gelegen. In einen schwer zugänglichen Steilhang über der Rodel hineingesetzt ist Lichtenhag bei Gramastetten. Vieiieicht ebenfalls als Hang12
m ff*r ^ . = .|1B ?f*l ■» T-tltf£. 5-^ <■ .- '^■- ;.iäiä ■ r ■« 3«'>. f 'A'/. iUf- - ,i; e#, m#* *'' ^ '** ■ ■H 1 ■*] -;. "- *^»sA »•■»'w-'t-'';.«»-''-''.-''''. J ,V bürg angelegt das abgekommene Alt-Helfen berg über der Steinernen Mühl. Das beste Beispiel für eine Gipfelburg stellt der weit über den Nordwaldkamm ragende, blaue Würfel von Wittinghausen, heute knapp jenseits der Grenze, dar. Als ausge sprochene Gipfelburgen, deren Erbauung und Unterhaltung sicher immer von großen Schwierigkeiten geprägt war, sind Ruttenstein, Plankenberg, Klingenberg, Reichen stein und Lobenstein, aber auch Waxenberg und zuvor Rotenfels aufzuzählen. Sie alle ste hen auf rundum schwer zugänglichen Fels köpfen, von anderen Bergrücken stark abge schnitten. Sie alle waren schwer zu bewohnen und hauptsächlich auf die Versor gung durch Wasserzisternen angewiesen. Auch Riedegg oberhalb von Gallneukirchen ist noch unter diese Gipfelburgen zu zählen. Alle übrigen Burgen waren Höhenburgen in Spornlage, mehr oder weniger aus dem ge wachsenen Felsen herauswachsend, sowohl im graurostigen Steinmaterial als auch unter der sandfarbenen Putzhaut eigentliche Be standteile des gewachsenen, hügeligen Gra nitberglandes. Nach ihrer Lage und Bedeutung könnte man die Burgen des Mühlviertels in etwa vier Gruppen grob unterteilen. Zuerst die Burgen auf den Höhenzügen ent lang der Donau-Engtäler zur Sicherung und Beobachtung des Stromes, mit dem DonauVerkehr eng verbunden und davon profitie rend, wie etwa Rannariedl, Marsbach, Hai chenbach, Neuhaus, Hagen, Steyregg, Luftenberg oder auch Werfenstein. Sodann die zum Teil vom Strom aus unsicht baren, oft etwas in den Klammen der Neben täler versteckten Burgen, wie etwa Glam oder auch Kreuzen, Windegg, Wildberg, Rotten egg und auch Falkenstein. Die dritte Gruppe umfaßt die großen Herr schaftsmittelpunkte, die sich über das Mühl viertel, die Riedmark und das Machland ver teilen. Dazu zählen etwa Tannberg, Plankenberg, Eschelberg, das sagenhafte Windberg, Oberwallsee, Waxenberg, Rei chenau, Waidenfels, Hagenberg, Weinberg, Prandegg-Zellhof, Haus, Ruttenstein, Wind haag, Windegg oder auch Kreuzen. Die letzte Gruppe endlich umfaßt die zahlrei chen kleineren Ministerialen-Burgen, mit de nen das Land mehr oder weniger systema tisch überzogen wurde. Hierher könnte man etwa Schallenberg und Partenstein, Lobenstein und Piberstein, Lichtenhag und Dornach, Stampfegg, Breiten bruck, Saxenegg und viele andere zählen. Freilich ist nicht immer der Auf- und Abstieg der Uradeligen oder der Ministerialenfami lien, die Verlagerung des Herrschaftsmittel punktes oder anderer Gründe für das Zurück bleiben mancher Burganlage hinter anderen, ständig wachsenden, aufzuklären. Was bleibt ist die Tatsache, daß das Mühlvier tel zu den burgenreichsten Landschaften des deutschen Sprachraumes zu zählen ist. Unter den vielen, teils fast im Boden ver schwundenen, teils als Ruinen langsam ver13
Burgruine Reichenstein, Gemeinde Pregarten, Bezirk Freistadt. Burg und Schieß zum Großteii verfaiien, erhaiten die interessante ehemalige Burgkapeiie, jetzt Fiiiaikirche (sei. Jungfrau Maria). — Luftaufnahme vom 9. 4. 1986, freigegeben vom BMLV mit Zahl 13.083/165 — 1. 6. 86 f i j gehenden, teils aufrechten, umgebauten und oft bis zur Unkenntlichkeit überbauten und als Grundfesten für jüngere Bauwerke die nenden Burgen gab es und gibt es natürlich auch die eigentümlichsten Sonderformen und die reizvollsten Details. Kaum ein architektonischer Burgen-Typ, der in dieser großen Zahl nicht vertreten wäre. Auch heute ist etwa in der über der Geng thronenden Burg Lobenstein der einer kar gen Landschaft angepaßte Wohnturm einer Turmburg erkennbar. Unvorstellbar die Engräumigkeit der mittelalterlichen Wohnverhält nisse, die sicher durch den häufigen Aufent halt im direkt unterhalb befindlichen Bauernhof, heute von der Ringmauer um schlossen, durchbrochen wurde. Fast in allen Mühlviertler Burgen haben sich die Nebengebäude in die meist unregelmä ßig, weil dem eigenwilligen Felsgelände an gepaßte Ringmauer eingefügt. Die Innenräu me erhielten ihr Licht aus dem geschützten Hof und über das mehr oder weniger steile Schindeldach war die meist mit Zinnen be krönte Mauerkrone leicht zu erreichen. Eine derartige Randhausbebauung hat sich etwa in Piberstein und Breitenbruck unverändert, in Reichenau stark ruinös erhalten. Die Schildmauerburg, bei der eine unverhält nismäßig starke, gerade und hohe Sperrmau er die dahinter versteckte Burg deckt, ein stauferzeitlicher Typus, dürfte, aus dem Grundriß und nur mehr wenigen Mauerresten aufspürbar, durch Rottenegg, vielleicht auch Eschelberg, Clam und Weinberg vertreten sein. Die beiden charakteristischen Flankentürmchen von Weinberg wurden erst Ende des 18. Jahrhunderts gekappt. Einige dieser Objekte weisen sich zusätzlich durch eine auffallend klare, stereometrische Form als dem Anfang des 13. Jahrhunderts zugehörig aus. Diese klassische Baukonzeption des Schildmauer-Typus finden wir in der Renais sance als Baumotiv überhöht später noch mals in Reichenstein vor. Ais klassische Abschnittsburg darf wohl das auf einem Felsenkamm gelegene Prandegg, bei einer durchschnittlichen Breite von 20 Meter etwa 140 Meter lang, gelten. Das heute zum Himmel hin offene Schachtel werk zahlreicher Räumlichkeiten ist im Laufe von dreihundert Jahren aus der alten Kern burg hinaus, am Bergfried vorbei und über diesen noch weit hinaus gewuchert. Eben falls deutlich in Abschnitte gegliedert: Burg Neuhaus. Klar bestimmbar, aber nur in einem Beispiel im Mühlviertel vertreten ist das durch deutli che Buckelquader, mit sauberem Rand schlag als stauferzeitlich ausgewiesene, regensburgische Windegg im Aisttal. An Bergfrieds haben sich sowohl auf nahezu quadratischem Grundriß erbaute, wie bei Windegg heute noch aufrecht, oder in Ried egg, Haslach und Kreuzen, Marsbach und Haichenbach, in Reichenau vollständig ver baut, als auch kreisrunde in Waxenberg, Prandegg, Wiidberg, Dornach und nur mehr im Untergeschoß vorhanden in Hagenberg 14
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