Oberösterreich, 37. Jahrgang, Heft 4, 1987

Bücherecke Wir erhalten konkrete Hinweise, wo wir die Wurzeln dieses unseres Wesenselements noch finden, auf Grabsteinen, Bauten und In Fundgegenständen. Wie die Wurzeln einer Pflanze zu pflegen sind, so Ist es gut für uns, unsere eigenen Ursprünge zu be hüten, die materiellen und die geistigen. A. Klupp Franz Martin: Kleine Landesgeschichte von Salz burg. 5. Auflage revidiert und erweitert von Reinhard Rudolf Heinisch. — Salzburg: Verlag der Saizburger Druckerei 1979, Neudruck 198,7 148 Seiten Text, 12 Seiten Schwarz-Weiß-Biide,r Ladenpreis S. 178.—. Hofrat Dr. Franz t\/lartln, gestorben am 5. Dezember 1950, gehörte zu jener österreichischen Historiker generation, der es gelang, die Landeskunde wis senschaftlich zu nobllleren. Als Leiter des Salzbur ger Ladesarchivs und langjähriger Vorstand der Gesellschaft für Salzburger Landeskunde wurde er zum „verdienstvollen Chronisten seiner Salzbur ger Heimat." Seine „kleine Landesgeschichte von Salzburg" erschien erstmals 1938 und erlebte seit dem fünf Auflagen mit einem Neudruck der 5. Auf lage, in der die Darstellung bis 1978 fortgeführt Ist. Im Telegrammstil geschrieben, Ist dieser histori sche Abriß dennoch spannend und anregend zu le sen. Der weite Bogen von „Salzburg In vorge schichtlicher Zelt" bis In „Die zweite Republik" Ist wie ein Bilderbogen gestaltet. Die historische Be sonderheit von Salzburg wird anschaulich ge macht. Das Gerüst der Darstellung bilden wohl die Reglerungszelten der Salzburger Bischöfe und Erzblschöfe, die ja gleichzeitig bis 1816 die Lan desfürsten waren, doch finden Verfassungs-, Wlrtschafts- und Kulturgeschichte gleiche Beach tung. f^/llt Recht kann deshalb von einem „Hand buch für Schule, Haus und Gast" gesprochen werden. Sehr wertvoll sind eine Informativ gestaltete Über sichtstabelle zur Geschichte Salzburgs, sowie die Chronologie der Salzburger Bischöfe und Erzbl schöfe, der kaiserlich-königlichen Kreishauptleute von 1816—1849, der kaiserlich-königlichen Landespräsidenten von 1850—1918 und der Lan deshauptleute ab 1861. Der Blldtell mit Aufnahmen von Oskar Anrather, den wir als vorzüglichen Fotografen kennen, hätte eine bessere drucktechnische Gestaltung ver dient. O. Wutzel Volkskundliches Schrifttum Franz Moser: Weihnacht. Die schönsten Advehtund Weihnachtsiiede.r — Linz: Veritas 1986, 80 Seiten, 17 x 24 cm, broschiert, Ladenpreis S 159.— Eine besinnliche Weihnachtsfeier ohne Gesang und Musikbegleitung Ist kaum vorstellbar. Gerade kleinere Kinder tragen gerne Lieder vor und die Be geisterung der ganzen Familie gibt den Kindern weiteren Ansporn für eine noch Intensivere Be schäftigung mit Musik und erleichtert Ihnen den Zugang zu einem Musikinstrument. Diese Sammlung von 66 bekannten Advent- und Weihnachtsliedern vermittelt nicht nur altbewähr tes Liedgut, sondern auch Freude am Musizieren. Die Lieder sind leicht verständlich aufgezeichnet und auch einfach nachzuspielen. Begleitakkorde und Grifftabellen zum Flötenspielen und zur Gitar rebegleitung vereinfachen die Wiedergabe. Die Liedsammlung Ist auch für den Gebrauch Im Kin dergarten oder In der Volksschule geeignet. Es sind oft gehörte Lieder darunter, aber auch solche, die man vielleicht als Kind schon gekannt hatte und nun bei der Lektüre als Altbekanntes wieder entdeckt. Der Autor Ist Franz Moser, Professor für Musik erziehung an der Pädagogischen Akademie der Diözese Linz. Gestaltung und Spiralblndung er leichtern die Anwendung In der Sing- und Musizier praxis mit Kindern. Elisabeth Schiffkorn Hermann Derschmidt: Tänze aus Oberösterreich, 2 Bände, Leinen gebunden, Herausgeber und Verle ger Landesinstitut für Voiksbiidung und Heimatpfiege, Linz 1985, Ladenpreis S 280.— Die von Hermann Derschmidt Im Lauf von sechzig Jahren aufgezeichneten und gesammelten Volks tänze sind als Sonderpublikation der „Oberöster reichischen Heimatblätter" herausgegeben wor den. Landeshauptmann Dr. Josef Ratzenböck, der dieser Sondernummer ein Vorwort widmet, erblickt In dem Lebenswerk Derschmidts einen wesentli chen Beitrag zur Erforschung der überlieferten Kul tur Im Lande und einen notwendigen Lehrbehelf; ebenso ein bedeutsames Hilfsmittel zur Formung und Schaffung einer „Neubesinnung der Jungen auf die vielfältigen kulturellen Erscheinungsfor men". Der Leiter des Institutes für Volksbildung und Heimatpflege, Hofrat Dr. Dietmar Assmann, erin nert an die vor vielen Jahrzehnten bereits einset zende Volkstanzforschung und Volkstanzpflege, die vor allem mit den Namen Hans Commenda und Ernst Hamza verknüpft Ist. Ihre Tätigkeit war aufs Innigste In der Volksbildung verankert. Das Ist heute noch der Fall. Auch die Einführung des Au tors selbst verdient Beachtung, da man durch sie mit geschichtlichen Momenten, mit den Entwick lungsphasen und dem Phänomen der Wanderung einzelner Volkstanzformen bekannt gemacht wird; es sind nicht angelesene Daten, sondern die Sum me lebenslanger, eigener Beobachtungen. Hermann Derschmidt führt sein Interesse für volks kulturelle Zeugnisse bis In seine Kindheit zurück. Auch In der weiteren Folge seines Lebens war Ihm das Miterleben und Miterlernen von Tänzen, Ihren Melodien und Liedern möglich. Er entdeckte ferner den Reichtum an Liedern und Welsen In 19 Dienstorten, d. h. In Gebieten kennen, wohin er als provisorischer Lehrer geschickt worden war. Derschmidt empfindet eben diese berufliche Unstetlgkelt heute mit Recht als einen Vorzug, seine Aufzeichnungen und Berichte, seine präzisen Schilderungen erweisen sich nun als überaus wertvolle Lebenszeugnisse, wie sie In dieser Ge schlossenheit nur selten vorliegen. Hinsichtlich der Methode Ist anzuführen, daß den einzelnen Tanzbeschreibungen ein „Tanzschlüs sel" vorangestellt Ist, um das erläuternde Wort feh lerlos In den eigentlichen Tanz umsetzen zu kön nen. HIebel hat Derschmidt zweifellos eine klare sprachliche Regelung gefunden und dabei auf seine 60jährlge Praxis als Lehrer wie auch als Kurslelter zurückgreifen können. Sein Buch Ist reichlich versehen mit Anleitungen und Erklärun gen von Schritten, Bewegungen, Stellungen und Fassungen, die durch gute Bilder ergänzt werden. Die Benützer des zweibändigen Werkes werden si cherlich auch für die geschichtlichen Angaben zu wichtigen Tanzformen und Tanzideen dankbar sein. Man erfährt z. B. Neues über die Sternpolka (S. 94), über VIertwengerlsch (S. 120), über den Stelrer (S. 176) und mehrere andere Tänze. Es wur de auch nicht auf die Texte für das unerläßliche Singen während der „Umgänge" vergessen; eben so nicht auf die üblichen Zurufe. Einen breiten Raum nehmen die Landlerformen ein, darunter nicht nur solche aus oberösterrelchlschen Vierteln oder aus dem angrenzenden Böh merwald, sondern auch Landler aus den Karpaten und Siebenbürgen (S. 227—230). Die hervorste chenden Unterscheidungsmerkmale der Prototy pen — Innviertler und Traunviertler Landler — sind dementsprechend behandelt. Auch der Zuzug und die Ausbreitung des aus Niederbayern über das Obere Mühlvlertel um 1920 In Österreich bekannt gewordenen „Zwiefachen" findet In Erklärungen und Beispielen seine Berücksichtigung. Den Insgesamt 172 Tanzbeschreibungen Im 1. Band entsprechen mit gleicher Numerierung die im „Notenteil" gut lesbar herausgebrachten, zwei stimmig gesetzten Tanzwelsen. Sie sind durchge hend mit Buchstaben für die akkordische Beglei tung, mit Phraslerungsvermerken und — wo es die Tanzpraxis verlangt — mit Texten, Jodlersilben bzw. Rhythmusnotierungen für das Paschen versehen. Well es für Volkstanzbücher kaum Vorbilder gibt, die sich dem Thema so tiefgreifend und umfassend widmen wie die beiden vorliegenden Bände, Ist der Redaktion eine schwierige Aufgabe erwachsen, die bestens bewältigt wurde. Ein paar kleine Ungenaulgkelten (Garlitz statt Graslltz S. 95, Fehler In einem zitierten tschechischen Textbeispiel S. 95, Ullersdorf wird nach Südmähren statt nach dem nordmährischen Teßtal verwiesen) sind leider durchgerutscht. Das macht stutzig, stört aber wel ter nicht, denn Im großen und ganzen haben Autor, Redaktion und Verlag ein Werk zustande gebracht, mit dem weit über unser Heimatland hinaus der Pflege und Forschung auf dem Gebiet der überlie ferten Volkskultur ein überaus wertvoller Behelf zur Verfügung gestellt wird. Karl Zinnburg: Saizburger Voiksbräuche, 2. Auflage. — Salzburg: Verl. d. Saizburger Druckerei 197,7 580 Seiten, Leinen, Farbfotos, koi. Zeichnungen, Laden preis S 298.—. Das Volksleben In den salzburglschen Land schaftsgauen hat schon frühzeitig Interesse und li terarischen Niederschlag gefunden. Darüber hat Lorenz Hübner 1784 wertvolle Aufzeichnungen ver öffentlicht, 1799 gab Freiherr von Moll sein Salzburglsches Idiotikon heraus. In Topographien, kamerallstlschen Statistiken, wie auch In den Reisetagebüchern der bledermelerllchen und ro mantischen „Fußwanderer" finden sich ebenfalls wichtige Notizen, die für die späteren volkskundllchen Forschungen von unschätzbarer Bedeutung waren. Nicht zu vergessen Ist der Liederreichtum In Stadt und Land Salzburg, dessen sich neben vielen anderen vorher M. V. Süß, Gründer des Salz burger Museums, als Sammler angenommen hatte. 85

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