Literaturbeilage Die neue Erde Wenn wir einmal vergangen sein werden wie im Schnee eine Vogelspur und es weiß gar nirgends niemand noch etwas von menschlicher Kreatur und wenn dann die Erde ganz gereinigt von unserem Makel ist in blauer Glut vieltausendjährig dann nimmt sie der schneeweiße Gott in seine Hände und wischt sie ab mit behutsamem Finger ein letztes Mal nach der äonischen Restaurierung und entläßt sie wieder ins Sonnenlicht wie ein Marienkäferchen und in die Stemennacht wie ein tanzendes Glühwürmchen sie die riesengroße neu aufgeschaffene noch dampfende Erde. Und er setzt sie mit leichtem Wurf in ihre Bahn, und ganz zuletzt mit Daumen und Zeigefinger gibt er ihr den Kreiselschwung und die singende Melodie für alle Zeiten. Und niemand glaubt und niemand wird je sehen die Majestät der neuen Berge und das ungeheure Flimmern der Ebenen und die Lieblichkeit der Hügel, die Reinheit der neuen Gewässer die Unantastbarkeit der Wälder und die Herrlichkeit des Meeres. Mein Herz ist traurig und meine Glieder sind müde, daß es so kommen muß. Aber meine Seele ist vorausgeflogen und hat alles gesehen, was sein wird, und ist gesättigt von kommender Schönheit. Erstveröffentlichung Ich bin der Ich bin der, der immer in das Faß der Danaiden schöpft, und der, der diesen großen Stein wälzt, den er nie besiegen wird, und der bin ich, der auf das Rad geflochten ist, und der, dem etwas das bißchen Leber wegfrißt, das er hat. Und ganz zuletzt bin ich noch der, den's gar nicht gibt im Orkus, weil den Dichtern sein leiser Schrei zu wirklich ist, der, auf dem ein grauer Felsen liegt. Erstveröffentlichung Es ist so unsagbar traurig Es ist so unsagbar traurig menschliche Existenz — Wär ich doch nie erwacht aus dem unendlichen Schlaf — Dann müßte ich meinen Bruder Kain nicht hüten nicht achthaben auf meinen Sohn Esau und für meinen König Herodes müßte ich nichts befürchten Ich müßte nicht bangen um meine Seekühe um den Bienenfresser und um meine Venusfliegenfalle Ich wüßte von nichts Die Bäume hörte ich nicht weinen und die Megatonnen der Erde lägen nicht auf mir Erstveröffentlichung 74
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