Links: Ein für den Maistil Zülows typischer Schrank mit phantasievoller Landschaftsornamentik. — Foto: Archiv Neue Galerie der Stadt Linz Unten: Bunt bemaltes Bett von Ernst Huber, entstanden 1941 in Gmunden. — Foto: Archiv des Österreichischen Museums für Volkskunde in Wien S«-#lf 3 j Morris, Van de Velde, Olbricht und Josef Hoff mann eingeleiteten Linie, um nur einige Na men herauszugreifen, die dem „Werk-Stil" zu Rang und Namen verhalfen. Zülow war ungemein vielseitig. Von der Pa pierkunst, die er durch neue Techniken berei cherte, reicht sein Bogen über die Keramik bis zum bemalten Holz, wobei er nicht nur neue Möbel auf alt (z. B. im „HirschbacherStil") bemalte, sondern meist seinen ganz in dividuellen und unverwechselbaren ZülowStil auf Türen, Truhen, Schränken, Betten, Kommoden und Nachtkästchen übertrug. Zü low kommt bei seiner Möbelbemalung die ihm so gelegene Kleistertechnik besonders zustatten. Es ist nicht mehr ganz auszuma chen, ob er seine Kleistermalerei vom Holz auf Papier übertragen hatte oder umgekehrt. Diese seit dem 17. Jahrhundert in Österreich besonders kultivierte Technik wurde in der Regel zur Holzbemalung verwendet. Jeden falls hatte Zülow Beispiele davon In Ober österreich, im Mühlviertel zumal, an den prachtvollen Kammzugmalereien dortiger Bauernmöbel kennengelernt. „Bruder im Handwerk" und Weggenosse von Zülow, Ernst Huber (1895—1960), verband nicht nur eine ähnliche Laufbahn, sondern auch dieselbe Zielrichtung einer funktional gebrauchten Anwendung ihrer Kunst mit dem älteren Freund. Gmunden, wo beide in der Werkstätte Schleiss — in mancher Hinsicht einer „Außenstelle" der Wiener Werkstätten — als Keramikmaler ein willkommenes Betä tigungsfeld fanden, bot ihnen aber auch die Anregung, das geliebte Genre, wie es ihnen in der traditionellen und von ihnen weiterent wickelten Gmundner Keramik begegnete, auf die Bemalung von Möbeln zu übertragen. Ernst Huber hinterließ nicht nur Möbel, die er zunächst nur kopierte, wie einen prachtvollen „Hirschbacher"-Schrank samt Kommode, sondern auch sinn- und geschmackvoll wei terentwickelte Betten, Tellerborde und Kas setten. Sein Stil ist unverkennbar von seiner eigenen Keramikmalerei geprägt, sowohl hin sichtlich der Motive — er bevorzugt Winter landschaften mit Schlitten vor dem Hinter grund der Traunseeszenerie — als auch Im floralen Dekor riecht man förmlich den Kera mikmaler heraus. Hätte nicht die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg auch einen Struktur wandel in der Schleiss-Werkstätte als Zen trum eines über das Keramische hinausge henden Werkstiles gebracht, wäre Gmunden vielleicht auch der Ausgangspunkt einer epochemachenden Möbelmalerei des 20. Jahrhunderts geworden. Auch das Malerhandwerk selbst, das in Deutschland, Österreich und der Schweiz moderne Ausbildungsstätten unterhält, unter denen die von Leipzig und München durch entsprechende Fachzeitschriften und Publi kationen besonderen Einfluß gewannen, hatte den Kammzug als Technik entdeckt, die speziell für Holzbemalung bestens geeignet ist. Bekanntlich beruht der „Kammzug" auf dem erwähnten Kleister, einem mit Mehl her gestellten Farbbindemittel. Es gibt verschie dene Arten der Kammzugmalerei, mit denen sich reizvolle Effekte, z. B. Zweifärbigkeit, durch die Verwendung verschiedener Käm me, Pinsel, Holzstäbchen, Wischtücher oder Schwämme erzeugen lassen. Grundprinzip ist das Herausheben eines Grundes (Holz grund oder Farbgrund) durch „Kämme", mit denen gerade oder gewellte Linien auf dem Kleister gezogen werden. Mit der vom Handwerk selbst In seinen Fach schulen gelehrten und propagierten Technik war auch für die Möbelbemalung ein neues Feld eröffnet, das moderne Ausdrucksfor-
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