Oberösterreich, 37. Jahrgang, Heft 4, 1987

Oberösterreich aktuell Anneliese Ratzenböck (links im Bild), Landesobfrau der OÖ. Goldhauben- und Kopftuchgruppen, in Festkleidung mit Perlhaube in Begleitung von zwei Goldhaubenträgerinnen (Linzer Goldhaube). — Foto: Franz Gangl, Linz fällig beurteilt. So erging es ja nicht nur den von ehrlichem Bemühen beseelten Mitglie dern der Trachtenvereine, sondern auch den Goldhaubengruppen. Nachdem die Goldhaube vom Kopftuch ab etwa 1860 ins Exil geschickt wurde, waren es kleine Frauengruppen und Vereine, die mit bewundernswerter Hartnäckigkeit an diesem kostbaren Festkleid und der Prunkhaube festhielten. Die Haube blieb immer schön — von den Kleidern und den Trägerinnen konnte man das natürlich nicht immer sagen. Nun muß aber noch einmal betont werden: hätte es in dieser Zeit, von der Jahrhundert wende bis nach dem zweiten Weltkrieg, nicht so viele „Sturschädeln" gegeben, die unbeirr bar festhielten am Heimatgedanken und an der Tracht, es hätte diese Renaissance eines landschaftsgebundenen Selbstbewußtseins, das sich im zugehörigen Kleid dokumentiert, sicher nicht stattfinden können. Auch ohne die vielen privaten Sammler und Bewahrer wäre manches nicht möglich gewesen, ohne all die Oberösterreicher, die mit der Erinne rung an die vorwiegend bäuerliche Vergan genheit sorgsam umgegangen sind. Sie ha ben ihre Schubladen aufgemacht, als die Sehnsucht nach Beständigkeit wieder allge mein groß wurde und haben die neue Zeit daran teilhaben lassen. Wie immer man es drehen und wenden mag, Trachtenerneuerung ist in Oberösterreich eng mit einem Namen verbunden und dieser Name ist auch jedem bewußt: Universitäts professor W. Hofrat Dr. Franz 0. Lipp. Schlag nach bei Lipp, sagen wir in unserem Land, wenn es um Trachtenbekleidung, um Fragen der Herkunft und Echtheit, um Information auf wissenschaftlicher Basis geht. Nur, einer allein wäre ein Rufer in der Wüste geblieben, ein Trommler im Urwald, dem das Echo fehlt, hätte er nicht Gleichgesinnte zur Seite und vor allem eine Institution zur Hand gehabt, die Idee und Erneuerung auch präsentieren und unter die Leute bringen kann. Exakt vierzig Jahre liegt heuer die Gründung des OÖ. Heimatwerkes zurück, mit dem jene Möglichkeit geschaffen wurde, Tracht auch ins Land hinauszutragen. Nun darf man sich nicht vorstellen, daß sich sofort eine Meute trachtenhungriger ober es

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