Oberösterreich, 37. Jahrgang, Heft 4, 1987

wie sie dankenswerter Weise in diesen Ge meinschaften üblich, ja unerläßlich geworden sind. Wo die Ehrungen der Sieger durch Kränze, Wimpel, Pokale oder Medaillen in einem vernünftigen Rahmen bleiben, dort müssen solche Bräuche begrüßt werden. Die im Sportleben begründeten Gemeinschaften sind haltbar und wirken in der vielfältigsten Weise in Alltag und Alter hinein. Die zweifellos eindrucksvollen Auftakte zu in ternationalen Sportereignissen, wie sie u. a. die Olympischen Spiele darstellen, sind mit symbolischen Szenen und Bildern reichlich versehen. Einerseits finden sie im alten Brauchtum, andererseits sogar in kirchlichen Liturgien ihre Anregungen und Vorbilder. Das Entzünden der olypischen Flamme spricht ebenso dafür wie das feierliche Hissen der Fahne. Eidesformel, Hymne, Verkündigung des Friedens durch Hochlassen von Brieftau ben, die Stimme der Olympiaglocke, das alles sind Bilder, Gedanken und Elemente, die inzwischen zum festen Bestand dieser Weltfeste gehören und in vielen nachgeordneten Feiern ihre Nachahmung, wenn auch in abgewandelter Form, finden. ntwint Tageszeitungen und Wochenblätter, Rund funk und Fernsehen sind eine ergiebige Quelle für den Beobachter des gegenwärti gen Volkslebens. Sie berichten ihm laufend von Gepflogenheiten und Verhaltensweisen der Leute und ihren Ansichten darüber, wie und wann bestimmte Anlässe in ihrem Milieu zu begehen sind. So haben sich in den jüngst vergangenen Jahrzehnten charakteristische Feierformen eingespielt. Kirche oder kirchliche Organisationen regen zur Teilnahme an Kindersegnungen an, ver anstalten sog. Sendfeiern für missionarisch engagierte Laien, die sich in die „Entwick lungshilfe" begeben, oder entsenden feierlich Familienhelferinnen oder Kindergärnterinnen in deren Aufgabengebiete. Bürgermei ster laden ihre staatspolitisch mündig gewor dene Jugend zu besinnlichen und geselligen Jungbürgerfeiern ein, Präsenzdiener legen den Fahneneid öffentlich auf Plätzen histo risch bedeutungsvoller Städte ab. Die Frei sprechungen von Lehrlingen entbehren zur Zeit zwar des traditionellen Handwerkerbrau ches, haben aber mit gelegentlichem Kirch gang, durch Ansprache, Diplomüberrei- ' Ii " chung und gemeinsamem Mahl letztlich doch zeitgemäße Ausdrucksformen für den Schritt ins Berufsleben gefunden. Eine farbi gere Ausnahme machen darunter lediglich die Buchdrucker, die trotz ihrer von Grund auf veränderten technischen Arbeitsweisen beim althergebrachten Gautschen ihrer Gesellen geblieben sind und diesen Akt eines unmiß verständlichen Initiationsbrauches nach wie vor im Lichte bürgerlicher Öffentlichkeit und im Naß der Stadtbrunnen vollziehen. Ehe wir auf einige zu Selbstverständlichkeit und Gewohnheit gewordene, alljährlich wie derkehrende Neubräuche zu sprechen kom men, möge eben an diesem Punkt unserer Umschau an den Einsatz und den Gebrauch von Symbolen und Gebärden erinnert wer den. Gemeint ist da nicht so sehr die stau nenswerte Fülle an Orden, Abzeichen, Ur kunden oder Titeln, die jeweils zu gegebenen Anlässen im Rahmen von festgelegten Ver laufsordnungen verliehen oder übermittelt werden; gemeint sind ein paar Dinge, die als Bild oder als Handlung stellvertretend für eine Stadt oder eine Institution eingesetzt werden. Gerade für sie, d. h. für Symbole und § 47

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