s „Scheckein", bunt gefärbte Ostereier mit eingeritzter reicher Ornamentik, ein alter Brauch aus dem Böhmerwald. — Foto: Sudetendeutsche Landsmannschaft Bewohner eines Landes, in dem sie ihr „Zu hause" gefunden haben, ohne aber ihre alte Heimat vergessen oder gar verleugnen zu wollen. Bräuche verschiedener Volksgrup pen überschneiden sich, sind einander ähn lich. Bräuche ändern sich im Laufe der Zeit, pasen sich auch den geänderten Lebensge wohnheiten an, und so ist es nur zu verständ lich, daß auch die Volksdeutschen Bräuche aus unserem alpenländischen Raum über nommen haben. Die Sudetendeutschen, also die Bewohner aus Böhmen und Mähren, aus dem Egerland und dem Schönhengstgau, sind auf ganz Oberösterreich verteilt und leben nicht in ge schlossenen Siedlungen wie die Donau schwaben oder auch die Siebenbürger Sach sen. Diese Aufsplitterung und auch die Vielzahl der Sudetendeutschen Volksgrup pen bringen es mit sich, daß kein einheitli ches Brauchtum zu verzeichnen ist. Sudeten deutsches Kulturgut im Bereich von Volkslied und Volkstanz, in Form von Handarbeiten und im Herstellen und Tragen verschiedener Trachten ist bei den Sudetendeutschen je doch noch weit verbreitet und ein Zeichen des Aufrechthaltens ihrer von den Vorfahren übernommenen Sitten und Gebräuche, die vornehmlich im Familien- und Bekannten kreis gepflegt werden. Der Jahreswechsel z. B. wird gefeiert, indem die letzten Stunden vor der Wende ruhig und besinnlich began gen werden; um Mitternacht findet man sich im Freien ein, nicht aber bevor man im Haus oder in der Wohnung sämtliche Lichter ge löscht hat, um auf diese Art das alte Jahr zur Ruhe zu bringen. Das neue Jahr hingegen wird laut und feucht eingeleitet, mit Raketen und Punsch. Zu den Orakelbräuchen zählen neben dem Bleigießen das weniger bekannte „Losewerfen" mit Apfelschalen, ebenfalls eine Zukunftsdeutung, vor allem für die jun gen Mädchen. Um Ostern hat sich im Sude tenland ein vielfältiges Brauchtum entwickelt, das heute noch von der sudetendeutschen Bevölkerung in Österreich gelebt wird. Da sind einmal die „Schmack- oder SchmeckOster" aus Schlesien und dem Schönhengst gau zu erwähnen. Sie weisen eine Rutenform auf, sind aus neun Weidengerten geflochten und mit bunten Bändern geschmückt. Sie dürfen nur von Männern gefertigt werden und am Ostersonntag werden damit an Mädchen und Frauen Schläge ausgeteilt. Mit einem Osterei kann man sich von den Schlägen mit der „Schmeck-Oster" freikaufen. Wahre Kunstwerke, was die Gestaltung von Osterei ern betrifft, entstanden im Böhmerwald und werden aber auch noch heute in so manchen Familien angefertigt. Es sind dies die soge nannten „Scheckein". Die rot, grün oder blau gefärbten Eier werden mit einem scharfen, spitzen Gegenstand bearbeitet und so die schönsten Ornamente, christliche Motive, aber auch sinnige Sprüche auf das Ei ge zaubert. Der Überlieferung nach sollen die in dieser Art verzierten Eier aus dem Gebiet der Slowakei stammen. Heute greift man auch gern auf ausgeblasene Eier zurück. Diese prachtvoll gestalteten „Scheckein" prangen dann während der Osterzeit am Osterstrauch und dienen somit als geschmackvolle Deko ration. Die sudetendeutsche Volksgruppe bietet schon seit Jahren Kurse an, damit diese Technik nicht ausstirbt und die beson dere Gestaltungsform des OstereierSchmückens Verbreitung findet. In der Zeit des Advent wird in den Familien viel geba stelt; es entstehen Adventbögen, Apfelpyra miden und Lichterfiguren. Der Adventbogen setzt sich wie der Adventkranz aus Tannen reisig zusammen. Statt des rund geflochte nen Kranzes wird nur ein Bogen gefertigt, der aber ebenfalls mit vier Kerzen und schmückendem Beiwerk wie Äpfel und Ster nen versehen ist. Aus dem Erzgebirge stammt die Weihnachtspyramide. Sie ist aus Holz gearbeitet, mit Tannenreisig umgeben, an den Endpunkten der Pyramide stecken in Äpfeln die Kerzen. Durch den Aufwind der iaooegM ALiTa fr iCFALlENffd UND ' iAmemt J*« QgrsCBuppE GiANAsrnreN ^ SudetendeuLschendenkmal :in Gr3mastetten/Kalvarienberg, granitener Naturslein; :Darstellung; Ümrisse von Böhmen und Mähren mit : Üen Wappen der ehemals deutschien Gebiete; Lgcrland, Reichenberg, Schönhengstgau, Troppau, Böhmcnvald,: Südrnähren, Igläu. (Keramikarbeit von Frau Ludwig, : Gramastetten). Inschritrtafel: »Dem Gedenken aller Gefallenen und verstorbenen Landsleuten«. : - Die Sudetendeutsche LandSraannschaft, Ortsgruppe 1 Grämastetten. Errichtet:Oktober 1979. ' f >>An der MiUernachlsseite des tändchens Österreich zieht ein Wald seinen Dämmerstreifen westwärts, fortstrebend bis zu jenen=GrenzMnoten, wo das böhmische Land mit Österreich und Bayern fzuSttmmenstößtc. (Adalbert Stifter) liTipre»sum: Herausgebet,SudCieruleuiiche Landsmannschaft Üetifaifiing und C.raphik: Konsilium Vitus Hckcr Beraliing und BereitstellunK von Bildmaterial: Koniulent Werner Lehncr und Hol'fai Dr. Alois SornleitnerK is,. Iniiiatur; Bundesrat,OSR Pauk Raab --l.... ■ s- „7 Druck: .Druckerei Dcuischbauer. Drauiendürhftl..4J7.4, NiederwaldkirchCfii brennenden Kerzen drehen sich die bewegli chen Teile im Kreis. Auch Lichterfiguren fin den viel Anklang. Die aus Holz geschnitzten Figuren tragen auf Kopf und Händen Kerzen. Neben diesem rein familiären Brauchtum gibt es noch viele Anlässe, wo die Sudetendeutschen ihre Identität und Gemeinschaft zeigen können. So veranstalten die Böhmerwäldler alljährlich an einem Sonntag um den Termin des 25. Juli auf dem Dreisesselberg ihr „Jakobstreffen". Dorthin, an die Dreiiändergrenze, an die ihre alte Heimat unmittelbar anschließt, kommen nicht nur die Böhmer wäldler aus Oberösterreich, sondern auch aus ganz Österreich und der Bundesrepublik Deutschland. Bei solchen Treffen ist es fast eine Pflicht, sich in der jeweils üblichen 38
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