Die Jäger von Zell oder anderswo erkennen, daß auch Ihnen eine Dankmesse gut ansteht, sie halten sie jeweils nach dem letzten Trieb. Eine Hubertusmesse feiern sie allerdings nur selten, denn da Ist es Brauch, daß der Jagd pächter seine Jäger und Treiber Im Anschluß an die Messe zu einem Wildessen einladet. Die Imker und die Jäger kommen alle nach her noch In einem Gasthaus zu einem Jah resrückblick, meist mit Lichtbildern, zusam men und erzählen von lustigen und traurigen Vorkommnissen. Auch die Handwerker treffen sich schon hie und da zu einer Dankmesse, wie sie .P Tho mas Eckerstorfer vor Jahren angeregt hat. Aber auch In die Fabriken dringt manches Brauchtum ein, VOESTIer treffen sich am Barbaratag In der Blndermichlkirche, um In blitzblanker Arbeitskleidung eine Dank- und Bittmesse zu halten, und fügen ein Geden ken für die Im abgelaufenen Jahr aus der Be triebsgemeinschaft Verstorbenen ein. Manche brauchtümlichen Feste, die während des Krieges abgekommen sind, werden ger ne wieder aufgenommen, wenn sie nur je mand ein erstes Mal organisiert. Einige Beispiele seien hier angeführt: Zwi schen den beiden Kriegen waren die Sonn wendfeuer durchaus noch üblich und wurden nicht nur von den Turnvereinen, sondern auch von der männlichen Jugend der Dörfer abgebrannt. Während des Zweiten Weltkrie ges und In der ersten Nachkriegszelt sind diese Sonnwendfeuer fast ganz abgekom men. Erwachsenenbildner und das Jugend referat der oö. Landwirtschaftskammer ga ben Anleitungen für die Begehung dieses Brauches heraus und siehe, die jungen Leute ließen Ihn wieder aufleben. Eine schöne Form aus Zell an der Pram sei hier für viele andere angeführt: Zuerst findet eine Johannismesse In der Filialkirche Jed ling statt, die von der Jugend musikalisch selbst gestaltet wird, dann ziehen sie mit Fackeln auf die Höhe hinter den Höfen. Nach der Feier, die aus Weihe, Ansprache, Musik, Gesang und Feuerspringen, manchmal auch einem Schreittanz besteht, gehen die Älteren zum „Haferl", essen Süßigkeiten und trinken Met und Most und die Jungen gehen zum „Moar", der eine große Stube hat, und tanzen dort bis Mitternacht. Ähnlich erging es dem Maibaum-Brauch. Während des Zweiten Weltkrieges verlor er sich fast ganz, die Träger dieses Brauches, die jungen Burschen, waren eingerückt. Erst als das dörfliche Leben wieder einigermaßen In Ordnung gekommen war, fielen die Anre gungen auf fruchtbaren Boden und da und dort wurden wieder Maibäume als Zeichen der Freude und der ungebrochenen Kraft der Heimat errichtet. Auch die Turner, die Feuer wehrmänner und andere Vereine oder Be triebsgemeinschaften, aber auch Bauern, stellten Malbäume auf. Heute Ist der Brauch wieder so attraktiv, daß der Rundfunk sogar einmal einen Malbaum-Wettbewerb austrug. Er machte zwar auf das Malbrauchtum auf merksam, zugleich aber brachte er eine neue Tendenz In den Brauch. Well jeder den 1. Preis haben wollte, flochten viele den „Schneck", eine lange grüne Girlande, die den Stamm umwickelt. Ihn aber dadurch für das Kraxln unbrauchbar macht. Der eigentli che Sinn des Malbaumes wäre aber, daß die jungen Burschen vor den Zuschauern Ihre Kraft, Geschicklichkeit und Fllnkigkelt zeigen können, um auf sich als bereits mannbar auf merksam zu machen. Man hat an manchen Orten vergessen, wieviele Kränze unter dem Wipfel hängen müssen. Es sind drei — für die Geister über der Erde, auf der Erde und unter der Erde. Man sieht noch Bäume mit drei, aber auch nur mit zwei oder vier Kränzen. Auch die Sitten sind oft rauher geworden, man stiehlt den Baum nicht mehr mit List, Körperkraft und Behendigkeit, sondern oft mit der Gewalt der Motorsäge und des Trak tors und schlägt die Wache zusammen, an statt sie mit Schlauheit abzulenken. Der grü ne Zweig als Zeichen des Segens und der Fruchtbarkelt, dessen größte Form der Mal baum Ist, wird seit der Verbreitung der Elektri zität bis In die entlegensten Gegenden be leuchtet, der grüne Wipfel trägt nicht nur farbige Bänder, sondern auch Glühbirnen, deren Licht die Nacht erhellt. Das Umrittbrauchtum nimmt zu. Die Vor aussetzung dafür Ist, daß wieder mehr Pferde gehalten werden — als Reitpferde sind sie dem Konkurrenzkampf mit dem Traktor ent kommen — auch der Fremdenverkehr trägt zu Ihrer Erhaltung bei. Da und dort, wie z. B. In Rettenbach, Ist der Ritt aber auch mit einer Fußwallfahrt der Besucher verbunden und Links oben: Heuer fand in Hellmonsödt zum 13. Mal der „Nikoloritt hoch über Linz" statt, angesetzt am 5. Dezember. Unter Glockengeläut ritten um 17 Uhr die Nikolos auf 20 Pferden, voran der große Nikolaus in einem von Hafiingern gezogenen Gefährt, von Glasau auf den Marktplatz von Hellmonsödt. Ein wahres Volksfest für Kinder, aber auch Erwachsenel — Foto: Franz Gangi, Linz Links: Krampuslauf am 5. Dezember, dem Vorabend des Nikolaustages, in Halistatt. In Lammfell vermummte Gestalten, Kuhglocken umgebunden, sollen dunkle Mächte vertreiben. — Foto: Maximilian Singer, Hallstatt Rechts: Das Neujahrsblasen ist in vielen Orten zu einem gern geübten Brauch geworden, der meist von den örtlichen Biasmuslkkapeiien getragen wird. — Foto: Maximilian Singer, Halistatt Die Illustrationen zu dieser Abhandlung sind nicht auf den Text abgestimmt, sondern zeigen Biidbeispiele im Jahresablauf. Anm. d. Red. 1 29
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