Neubelebte Brauchtumsformen Katharina Dobler Es wirkt eine starke Kraft im Brauchtum, die es immer wieder aufleben läßt, wenn man schon meint, es müsse bald aussterben, da die Welt sich so sehr verändert habe. Seine Einfalt und Gemüthaftigkeit tauge nicht mehr in unsere aufgeklärte Zeit, die sich ganz dem Fortschritt, der Technik und der künstlichen Handhabung des Lebens verschrieben hat. Und doch wird immer wieder darnach gefragt und darnach gegriffen, weil es eine Atmo sphäre schafft, die zusammenhält und wärmt, und Abwechslung und Vielfalt und keine Unordnung bringt. Die Bräuche sind Lebenszeichen zum Anhalten, zum Zusam menhalten und Durchhalten. Wir brauchen sie in unserer oft so freud- und gemütlosen Zeit, damit sie lebenswerter erscheint und wir nicht an der Monotonie unserer Tage zugrun degehen. Das Brauchtum kennt offene und geschlossene Zeiten, d. h. Wochen der Stille und Besinnung, des Verzichts auf laute Lust barkeit und Üppigkeit, wie den Advent, die Fastenzeit und die Wochen vor der Ernte, — und Wochen des Überflusses in Essen und Trinken, in Musik, Gesang und Tanz, wie die hohen Festtage, den Fasching und die Zeit der Kirtage nach der Ernte. Gerade diese Ab wechslung, auf etwas warten müssen, sich auf etwas freuen können, was täglich näher kommt, ist es, was dem Leben Würze gibt, die Dinge des Alltags aufwertet, die man sonst nicht mehr schätzen würde. Viele Bräuche sind uralt, besonders jene, die mit dem Lebenslauf und seinen wichtigsten Ereignissen oder mit der bäuerlichen Arbeit zusammenhängen. Die Sorge um das Über leben begleitet den Menschen seit der Ver treibung aus dem Paradies, seine Feinde sind nicht nur wilde Tiere, sondern auch die Elemente mit Eis und Schnee und Dunkel heit. Die wärmenden Strahlen der Sonne las sen die Natur grünen und blühen und Früchte tragen, so daß der Tod wieder für eine Zeit in den Hintergrund treten muß. Darum galt es, der Sonne beizustehen und den Winter zu vertreiben. Man flehte zu den guten Kräften, aber nicht immer glaubte man sich erhört und dann versuchte man es mit einer härteren Gangart, man drohte und wollte die bösge sinnten Dämonen und Unholden, wie Frost und Kälte, verscheuchen und veranstaltete Lärmumzüge. Man wollte, die Gefährlichkeit der Ergrimmten fürchtend, nicht erkannt wer den und setzte Masken auf und verkleidete sich, auch wollte man dadurch oft die Kraft des dargestellten Dämons oder Tieres erlan gen. Daher haben wir in unseren winterlichen Umzügen so viele wild aussehende Gestal ten und so viel Lärm. Maschkerer, Glöckler, Tresterer, Schiachperchten, Flinseriweiber und verschiedene Faschingsfiguren, sie brin gen diese Wesen bis in unsere Zeit. Sie ge hen noch heute um, aber nicht mehr vom Glauben her, sondern aus Freude am Alten, Schönen und Schaurigen, und aus dem Wil len, das heimische Brauchtum in seiner be eindruckenden Erscheinungsform uns und unseren Gästen in Erinnerung zu halten. Das Christentum hat zur Weiterentwicklung beigetragen. Es verlegte sich mehr auf das Beten und Bitten, weil es als höchsten Herrn des Himmels einen gütigen Gott kennt. Die Sorge um die Erträge der Felder und Bäume ist gleich geblieben, darum haben wir Flur umzüge, wie das Beten an den Bittagen, das Beten bei Maiandachten, bei Kapellen und Bildstöcken inmitten der Felder und Dörfer, wir ziehen zu Fronleichnam mit dem AllerheiTeppich-H^ntih P Kössl 4910 Ried, Roßmarkt 35, Tel. 0 77 52 / 46 36 GROSSE ORIENTTEPPICHSCHAU Ried, Roßmarkt 35, 1. Stock 28. 11. bis 31. 12. 1987 tgl. 9 bis 12, 14 bis 18 Uhr, Einkaufssamstage und 8. 12. 10 bis 18 Uhr durchgehend. Antike, alte, neue Orientteppiche und Flachgewebe, seltene Sammlerstücke. Unverbindliche Besichtigung und Vorlage in Ihrem Heim. Originale Barock-, Biedermeier- und Bauernmöbel, Glas, Porzellan, Skulpturen, Schmuck. 500 m^ Ausstellungsfläche. rVuj:'I'l ' h' Gotischer Pilger, Höhe 75 cm Shasevan Pferdedecke, 2. Hälfte 19. Jh. 27
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