Oberösterreich, 37. Jahrgang, Heft 3, 1987

Bücherecke Schätzung seiner Bilder deutlich zu entnehmen sind. Zu seinen Käufern zählten der österreichi sche Adel, viele ausländische Bewunderer, das Kaiserhaus, wovon sich heute noch die Besucher der Kaiserviila in Bad Ischl überzeugen können. Kaiser Franz Joseph schätzte den Künstler offen sichtlich besonders wegen seiner Jagdszenen. Nicht übersehen dürfen wir das Kunstverständnis der bürgerlichen Weit des Biedermeier. Abschließend eine wichtige Feststellung Rupert Feuchtmüllers: „Auch die Inhalte von Gauermanns Gemälden müssen nach 25 Jahren neu gesehen werden. In einer Zeit, da sich die bäuerliche Weit unter dem Einfluß der Technik so grundsätzlich ge wandelt hat, in der die Idylle der Almen vom Frem denverkehr erreicht und damit völlig verändert wur de, sehen wir in Gauermanns Bildern auch wertvolle Dokumente eines unwiederbringlich da hingegangenen Lebens." Ulrike Jenni: Friedrich Gauermann 1807—1862. Ölskizzen und Zeichnungen im Kupferstichkabinett. Zur Arbeitsmethode des Maiers. Mit einem Beitrag von Robert Wagne.r — Graz—Wien: Akademische Druck- und Veriagsanstait 198,7 184 Seiten mit 40 Färb- und 16 Schwarzweißtafein, 21 x 26 cm, fester Einband, Ladenpreis S 330.—. Dieses Kunstbuch ist in der Reihe der „Kataloge des Kupferstichkabinetts der Akademie der bilden den Künste" in Wien anläßlich einer Ausstellung vom 8. Mai bis 8. Juni 1987 erschienen. Damit setzt die Akademie ihr Bemühen fort, die reichen Be stände ihres Kupferstichkabinetts in Ausstellungen und mit Katalogen in Buchform einer breiten in teressierten Öffentlichkeit bekannt zu machen. Im Vorjahr wurden die Blumenaquareiie des Moritz Michael Daffinger gezeigt (siehe Buchbespre chung in dieser „Bücherecke"), heuer wird ein wei terer Schatz präsentiert: eine Auswahl der 333 Öiskizzen und Zeichnungen Friedrich Gauer manns, die nach dem Tod des Künstlers aus einer Auktion am 2. März 1863 erworben und mit späte ren Ankäufen bereichert wurden. Rupert Feuchtmülier weist in seiner ebenfalls heu er erschienenen Gauermann-Monographie auf die Bedeutung der Zeichnungen und Öiskizzen hin, mit denen der Künstler seine Ölbilder vorbereitete. Mit diesem „Katalog" in Buchform wird der Steilenwert dieses Schaffensbereiches Friedrich Gauer manns überzeugend dokumentiert. Dr. Robert Wagner, Direktor der Bibliothek und des Kupfer stichkabinetts der Akademie, verfaßte eine instruk tive biographische Skizze. Seine Mitarbeiterin Dr. Ulrike Jenni befaßt sich dann eingehend mit dem graphischen Werk des Künstlers — Skizzen und Zeichnungen in Ölfarbe, lavierter Feder, Aquarell, Bleistift oder Rötel — und seiner Arbeitsmethode. Es wird deutlich gemacht, wie Intensiv Gauermann seine Naturstudien betrieb und wie exakt er jedes Ölgemälde mit Naturstudien und Kompositionsent würfen vorbereitete. Die Abbildungen sind eine Augenweide. Sie führen In eine künstlerische Weit, die ausschließlich dem Schönen in der Natur gewidmet war. Sie bezeugen aber auch eine hohe malerische Qualität. Öiskiz zen haben etwas Improvisiertes an sich. Sie ent stehen meist in impulsiver Unmitteibarkeit. Sie zeigen den Maler von seiner ganz persönlichen Seite. Für oberösterreichische Leser sind wohl be sondere Augeneriebnisse die Tafeln 24 und 25 mit einer Alm- und Jagdszene in der Landschaft des Vorderen Gosausees. Ulrike Jenni/Robert Wagner/Marie Therese Winkier: Die Blumenaquareiie des Moritz Michael Daffinge.r Zur Erforschung der aipeniändischen Flora im Vor märz. — Graz: Akademische Druck- und Veriags anstait 198,7 256 Seiten mit 40 Farbtafein und 37 Schwarzweißabbiidungen auf 35 Tafein, 15,5 x 22 cm. Ganzleinen mit Goldprägung und farbiger Abb., Ladenpreis S 250.—. Zu der viel beachteten Ausstellung des Kupfer stichkabinetts der Akademie der bildenden Künste in Wien vom 7. Mal bis 8. Juni 1986 erschien ein wissenschaftlich vorbildlich gestalteter Katalog, der nunmehr auch in Buchform in nobler Ausstat tung vorliegt. Der zitierte Katalog wurde in unserer Zeitschrift in Heft 3/1986 ausführlich besprochen. Die Buchrezension kann sich somit auf diesen Text beziehen. Es erfolgten nur unwesentliche Ände rungen in der Reihenfolge der Beiträge. Bekannt gemacht werden wir mit einem Sammiungsbestand des Kupferstichkabinetts der Akademie der bildenden Künste, der die künstlerische und menschlicheWeit des Wiener Biedermeiervon einer besonders liebenswürdigen Seite zeigt. Es handelt sich um 415 Blumenaquarelle Daffingers, der bisher vor allem als Porträtist geschätzt und be wertet worden ist. Wir erfahren, daß dieser Künstler nicht nur ein begehrter Maler, sondenr ebenso ein vorzüglicher Botaniker war. Blumen interessierten ihn nicht nur als Dekor, sondern in gleicher Weise als freundliche Boten der Natur. Seine Biumenbilder „haben den Charakter wissenschaftlicher Illu strationen, ihr ästhetischer Wert ist einzigartig und die wissenschaftliche Aussage wird Platz in der Geschichte der Botanik finden." Zu seiner Zeit be schäftigte man sich lebhaft mit der Entdeckung der Natur und in diesem Rahmen auch mit der Erfor schung der Flora. Es ist verdienstvoll, daß dieser Sammlungsbestand in Buchform weiten Kreisen nahe gebracht wird. Kunstfreunde und Blumenfreunde werden in glei cher Weise daran ihre Freude haben. In unserer Zeit einer bedrohlichen Naturgefährdung sind Pu blikationen dieser Art von höchster Aktualität. Otto Breicha: Mail art anno Kiimt. Die Postkarten der Wiener Werkstätte. Künstierbiographien verfaßt von Sigrun Loos. — Graz: Akademische Veriagsanstait 198,7 Reproduktion von 128 Karten in Farbe, 32 Sei ten Text, Format 12 x 15,8 cm, Gianzfoiieneinband, Ladenpreis S 398.— Diese bibliophile Publikation, eine neue Kostbar keit der Akademischen Druck- und Veriagsanstait Graz, ist in der Reihe der Schriften der Salzburger Landessammiungen Rupertinum erschienen. Alle 128' farbig reproduzierten Bildvorlagen befinden sich in Besitz dieser Galerie, die in ihrer an sich kurzen Zeit des Bestehens zu einem wesentlichen österreichischen Kulturinstitut geworden ist. Otto Breicha, Begründer und Leiter des Rupertinums, informiert in einer instruktiven, amüsant geschrie benen Einführung über die Entstehung'der Post karte ab dem Jahr 1869, als der Lehrer an der The resianischen Militärakademie in Wiener Neustadt, Dr. Emanuei Hermann, zum erstenmal die „Oorrespondenz-Karte" propagierte, aus der sich dann Bildpostkarten und schließlich Künstler-Postkarten entwickelten. Die „Wiener Werkstätte" nahm sich ganz im Sinne ihrer Vorliebe für das Kunsthandwerkliche bald dieses Genres an. „Die rund tausend Postkarten, die von 1908 an bis in den Weltkrieg hinein heraus gebracht wurden, sind ein Stück Zeit- und Kultur geschichte, wie sie ebenso bestimmte Wendungen der Wiener Moderne beispielsweise verdeutlichen. Das in ihrem .Heiligen Frühling' bewiesene Stiiengagement der Secessionisten lebt auf den anfäng lichen zweihundertfünfzig Postkarten weiter und fort." Sigrun Loos ergänzt diesen Essay mit fachlicher Information, wobei die mit Abbildungen vertrete nen Künstler in Kurzbiographien vorgestellt wer den. Insgesamt sind 25 Künstler, darunter so be deutende Namen wie Oskar Kokoschka, vertreten, sämtlich Meister der Gebrauchs-Kieingraphik. Die Biidthemen sind vielfältig — angeführt werden Ak tuelles Geschehen; Kulturelle Ereignisse; Landschafts- und Städtebiider, Denkmäler, Souve nirkarten von Wallfahrtsorten; Mode; Humor und Karikatur; Gratulations-, Glückwunsch- und Schmuckkarten; Kinder-Postkarten; Phantasie karten. Die Publikation ist buchtechnisch hervorragend gestaltet:\Einband, Vorsatz, Typographie und Lay out ganz im Stil der „Wiener Werkstätte". Inge Peitzsch: Der Rosenkavaiie.r Eine Annäherung in Bildern und Worten. Textgestaitung: Reinhard Schmid unter Zugrundelegung des Librettos Hugo von Hofmannsthais. — Salzburg: Verlag Anton Pustet 198,7 Format 31 x 23 cm, 60 Seiten, 13 ganz seitige und 15 ca. halbseitige Farbabbiidungen, Lei nen, Ladenpreis S 385.—. Der rührige Verlag Anton Pustet in Salzburg und die in ihrer Kunst so liebenswerte Regensburger Malerin Inge Peitzsch setzen ihr Konzept, die At mosphäre bekannter Opern, die mit der Festspieistadt Salzburg unlösbar verbunden sind, „gleich sam zu Papier" zu bringen, fort. Auf „Das Märchen von der Zauberflöte" folgt die „Komödie für Musik in drei Akten — Der Rosenkavalier" von Richard Strauß. Die Künstlerin spricfit bescheiden von „einer Annäherung in Bildern und Worten". Sie ver wendet diesmal die Aquareiitechnik, die reichen Spielraum für ihr malerisches Fabulieren gibt. Sie macht die Welt des Barock, die ersten Regierungs jahre von Kaiserin Maria Theresia, in liebenswür digster Weise lebendig — alles locker, farben prächtig, theatralisch, heiter mit verstecktem Ernst. Wir können diese Bilder lange anschauen, mit den Augen in ihnen spazieren gehen, schmun zeln über die vielen köstlichen Szenen. Vor allem aber: beim Betrachten wird die Musik hörbar. Für die Textgestaltung zeichnet wie bei dem „Mär chen von der Zauberfiöte" Reinhard Schmid ver antwortlich, der sich exakt an das Libretto von Hugo von Hofmannsthal hält, wobei der Inhalt je des Aktes in einem Monolog bekanntgemacht wird. Die Sprecherin des 1. Aktes ist — wie es nicht anders sein könnte — die Feldmarschallin Fürstin Werdenberg. Ihre Tändelei mit „Ouinquin", der un erfreuliche Besuch des Barons Ochs von Lerche90

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