Oberösterreich, 37. Jahrgang, Heft 3, 1987

Bücherecke Ein Standardwerk zum Thema „Natur — Mensch — Umwelt". Claus Schulz: Mein Garten Eden. Harmonisches Gestalten mit der Natu.r — Graz: Akademische Druck- und Verlagsanstalt 198,7 265 Selten mit 56 Farbtafeln, im Text zahlreiche Strichillustrationen, 22 X 28,5 cm, Ladenpreis S 880.—. Dieser Prachtband — die Qualifikation gilt für In halt und Aussattung — ist ein Anruf, endlich die „Wiedereinbeziehung der Natur" (Zitat aus dem Buch) zum Hauptthema unseres Lebens zu ma chen. Schon der Buchtitel zeigt an, daß es sich bei dieser Publikation nicht bloß um einen Leitfaden für den Gärtner handelt, daß hier ein viel ernsthaf teres Anliegen vorgebracht wird. Die Widmung un terstreicht diese Zielsetzung: „Mozart für die Inspi ration des Schönen, Monet für die Auflösung der Pfianziichkeit." Dazu ein Zitat aus dem Werk; „Fort schreitend integriert sich der Gärtner in die Natur, wird Bestandteil ihrer selbst mit dem Wissen um deren Grundgesetziichkeiten, denen erfolgt. Dann beginnt der Weg der unendlichen Phantasie und Seibstentfaitung des Menschen in seinem Garten." Ausgangspunkt dieser überzeugend vorgetrage nen Buchidee ist die Sorge des Autors um den Ver lust der Balance zwischen Menschenwerk und Na tur: „Die Haltung zur Natur wird weithin durch den absurden Wunderglauben an die Überlegenheit des künstlichen Produkts und die Eingriffsnotwen digkeit durch den Menschen bestimmt." Dieser ernsthaften Erkrankung unserer Zivilisation wird das Leben in einem Garten als Naturheilmittei empfohlen. Der Autor ruft zur „Naturbeobachtung", zu einem „Naturempfinden" auf. Er warnt davor, in unsere Gärten die Hektik unserer Zeit hineinzutra gen: „Natur braucht keinen Gärtner, der unentwegt in ihr herumpfuscht." Er beschwört den „Hektik gärtner", sein „Mähmuß", seinen „Rupfzwang" auf zugeben. Er vermittelt den Traum der Gartenhar monie: „Gartenharmonie bedeutet Zusammen klang aller Bedingungen, in denen ein Garten phy sisch und optisch ruht. Gartenharmonie ist die Synthese einer Vielzahl von Voraussetzungen, wie sie der unberührte Naturstandort bietet, unter Ein beziehung des Menschen als integraler Be standteil." Claus Schulz vermittelt uns in seinem Buch aber nicht nur wertvolle Gedanken, ästhetische und phi losophische Einsichten, sondern gibt in gleicher Weise viele Informationen und praktische Anre gungen. Er formuliert eine interessante „Typologie der Gartenarten", schildert eingehend die Möglich keiten der „Gartengestaltung", beschreibt liebevoll und kenntnisreich die Vielfalt der „Gartenpflanzen", die Frage der „Pflanzenauswahl und -beschaffung, der Standortfaktoren, Garteneinrichtung und -erhaltung" mit Wasser, Düngen, Verjüngen, Gehölz schnitt, biologischer und chemischer Gefahrenvor beugung und -abwehr. Ein besonderes Anliegen ist ihm der „Erntegarten". Aus der Praxis führt der Au tor dann seinen Leser zum Thema „Gärten im De tail" — „Sonder- und Themengärten" (Wassergar ten, Moos- und Fiechtengarten, Gewächshaus garten, Duftgarten, Piizgarten und andere) — „Der Jahreszeitengarten" — „Gestaltungsbeispieie". Den Abschluß bilden Kapitel, die kaum in einem anderen Gartenbuch zu finden sind: Gärtnerische Einsichten und höhere Erwartungen. Von der Aura der Pflanzen, Garten und das psychologische Um feld, Garten und Religion, Gartenernte. Unter dieser Gartenernte versteht er ein Humanprobiem: Bewußtwerdung der eigenen Person und Garten harmonie. Sein Schlußsatz: „Garten ist der innere Garten Eden, den der Mensch in sich trägt, nach dem er Jahrhunderte vergebens geforscht hat und den er in seiner Vorstellung nie verloren und immer wieder in greifbares Pfianzenieben umzusetzen versucht hat. Ist es ein Vor- oder Nachgeschmack von Paradies und Eden, vielleicht auch ein irdischer Ausläufer des Paradieses?" Der Text wird von einer großzügigen Biidausstattung und noblen typographischen Gestaltung un terstützt. Zur Abbildung kommen Illustrationen aus alten naturkundlichen Büchern: Wiener Dioskurides (ein griechischer Arzt und Botaniker aus dem 1. nachchristlichen Jahrhundert); Lust- und Arzeneygarten deß Königlichen Propheten Davids von W. H. Freiherr V. Hohberg, 1675, und Herbarium vivae eicones des Orth. Brunfeis, 1531—1536. Von höchster fotografischer Qualität sind die Farb aufnahmen, die jedem Abschnitt dieses Buches als optischer Anhang beigegeben sind. Pflanzen fotos von einzigartiger Schönheit! Neue Kunstbücher Der Maler Franz von Defregger erneut Im Blickfeld Die vom Rosenheimer Veriagshaus (Alfred Förg) eingeleitete Defregger-Renaissance: DefreggerMonographie, Defregger-Aibum, Defregger-Bildmappen 1 und 2, Von Dahoam (in Bildern von Franz von Defregger und Dichtungen von Karl Stieler)n findet heuer in zwei Ausstellungen ihre Fort setzung. im Schloß Bruck bei Lienz wurde vom 13. Juni bis 20. September eine Ausstellung „Franz von Defregger und sein Kreis" gezeigt. Vom 29. September bis 31. Oktober 1987 ist dieselbe Ausstellung in Innsbruck im Tiroler Landesmu seum zu sehen. Rupert Feuchtmüller: Friedrich Gauermann 1807—1862. — Rosenhelm: Rosenheimer Verlags haus Alfred Förg 198,7 320 Seiten mit 96 Farbtafeln, 91 Schwarzweißtafeln und 14 Schwarzwelßabblldungen, Werkverzeichnis mit 329 Abbildungen, Re giste,r 31,5 X 27 cm, Leinen, Ladenpreis S 990.—. Am 4. Mai 1987 wurde im Gauermannmuseum Miesenbach-Scheuchenstein bei Anwesenheit des Herrn Landeshauptmannes von Niederösterreich Siegfried Ludwig die neue Gauermann-Monographie von Rupert Feuchtmüller vorgestellt. Wir erin nern uns noch gerne an die niederösterreichische Landesausstellung „Friedrich Gauermann und seine Zeit" vom 19. Mai bis 28. Oktober 1962 und das daraus resultierende erste Gauermannbuch des gleichen Autors, dem nach nunmehr 25 Jahren einer intensiven Beschäftigung mit der österreichi schen Biedermeiermaierei in diesem Kunstbuch eine Krönung gelungen ist. Ermöglicht hat diesen Prachtband der agile Rosenheimer Verleger Alfred Förg, dessen Verlagsprogramm immer wieder überrascht, dem wir Österreicher seit der 1983 er schienenen Defregger-Monographie besonders verpflichtet sind. Seiner Initiative ist auch die vom 16. Oktober bis 29. November 1987 in der Städti schen Galerie Rosenheim geplante Kunstausstel lung „Die Alpen in der Maierei des Biedermeier" mit Werken von Friedrich Gauermann, Heinrich Bürkei, Leopold Rottmann, Johann Fischbach, Ferdinand Georg Waidmülier u. a. zu verdanken. Ziel dieser Veranstaltung wird es sein, vor allem Friedrich Gauermann den ihm gebührenden über lokalen Platz in der abendländischen Kunstge schichte einzuräumen und zu sichern. Auch Rupert Feuchtmülier bemüht sich um diese Stand ortbestimmung. Wie Defregger wurde Gauermann von nachfolgen den Generationen vielfach verkannt und als Idylli ker abgetan. Langsam setzt sich eine Besinnung durch. Rupert Feuchtmülier gibt in seiner Mono graphie eine exakte „chronologische Darstellung seines Lebens und Schaffens, das sich erst aus dieser Zusammenschau erschließt". Er meint damit die Einbeziehung von zeitgenössischem Ouelienmateriai, das sind bisher unveröffentlichte Briefe des Künstlers, Besprechungen seiner ausgestell ten Werke, Biographien und kunstgeschichtiiche Würdigungen durch Zeitgenossen. Daraus eine Probe — eine Textsteiie von Jakob Gauermann, Va ter des Künstlers, Kammermaler Erzherzog Jo hanns, erster Kunsterzieher seines Sohnes: „Zeichne oder Mahl ich aber nach der Natur, um die Natur zu studiren, ihre manigfaitige Äuserungen, Carakter, u. Schönheit kennen zu lernen, so such ich mir, wenn ich die Wahl hab, in der Natur das aus, was mir gefäit u. bilde das auch genau als wie ein Proträt nach, das wird mich nach u. nach mit der Verschiedenheit der Gegenstände u. ihren Carakter u. Schönheiten bekant machen. Erst wenn ich die Natur genauer kenne, so kann ich er gänzen, aber auch dann nicht, wenn ich nach ihr zeichne, sondern dann wenn ich in meinem Ar beitszimmer compoinire u. ein Ideal in meiner Künst ausarbeite." Dieser Text gibt Einblick in Denk- und Arbeitsweise der Biedermeiermaler. Ihr Kunstwoilen war einge ordnet in die damalige, überschwenglich erlebte Entdeckung der Natur. So schildert es auch Feuchtmüller in seinem einleitenden Kapitel „Die Welt der Alpen und die Kunst des Biedermeier." Von besonderer wissenschaftlicher Bedeutung ist das Werkverzeichnis — eine mit Abbildungen be legte Dokumentation der bisher bekannt geworde nen Ölgemälde Friedrich Gauermanns, ergänzt durch Studien und Skizzen, die mit ausgeführten Bildern in Zusammenhang zu bringen sind. Der reiche Abbildungsteil zeigt die besten Werke dieses „bedeutendsten Tier- und Landschaftsma lers des österreichischeBniedermeier".Als Ober österreicher finden wir viele vertraute Motive, so z. B.: Der Dachstein vom Blassen, Vorderer Langbathsee, Alpenhütte am Hinteren Gosausee, Wald bach Strub bei Haiistatt, Weideszene bei Traunkirchen mit Traunstein, Almszene am Wolfgangsee bei St. Gilgen, Sennerin mit Ziegen am Hailstätter See, Viehtrieb am Vorderen Gosausee mit Dach stein, Schafweide am Attersee, Heimeilende Herde bei Regen am Attersee, Heimkehr von der Jagd am Attersee .. . Verdienstvoll ist auch das Verzeichnis über das graphische Werk des Künstlers mit Radierungen und Lithographien. Friedrich Gauermann führte 1822—1859 ein gewis senhaft angelegtes Einnahmebuch, aus dem sein Bekanntheitsgrad und die zeitgenössische Wert89

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