Oberösterreich, 37. Jahrgang, Heft 3, 1987

Kunst der Gegenwart hang sei das in Besitz des Landes Oberöster reich befindliche Gemälde „Tote Tauben in Ve nedig" (Öl auf Leinwand, 100 x 112 cm) ange führt, entstanden 1966, eine schillernde, hintergründige Farbsymphonie. Ein Jahr zu vor hatte er eine „Trophäenwand" gemalt, ein Bild, in dem er seine Abscheu vor menschli cher Grausamkeit dramatisch gestaltete. In einer Rückschau kann festgestellt werden, daß die beschriebenen Themengruppen und damit verbundenen Schaffensperioden Vor stufen zu einem künstlerischen Standort wa ren, dem Franz Poetsch, wie bereits erwähnt, mit wachsender Selbstsicherheit entgegen strebte. Immer deutlicher näherte er sich sei nem Wunschziel einer „Verdichtung des natu ralistischen Eindrucks zu einer eigenen Zeichensprache" (Poetsch-Zitat). Dazu eine Formulierung aus dem Katalogtext 1967: „Die Figuration der kleinen Dinge in Pflanzen- und Tierwelt ist heute das Hauptanliegen des Künstlers. Die Beschränkung der Motivwelt auf den Mikrokosmos hat ihm die Bahn frei gegeben zum Höhenflug in den Makrokos mos menschlichen Empfindens und absolu ter Farbe." Herbert Lange schrieb schon 1961 im Katalogblatt zur Poetsch-Ausstellung in der Galerie de l'Universite in Paris: „Der Maler vergewaltigt die Malerei nicht mehr, sondern ist ihr hörig geworden . . . Seine Bilder suggerieren Freude." „Rauhreif", „Blühendes Moor", „Sonne über Gräsern", alle entstanden 1966, sind Bildge staltungen von berührender Schönheit. In seiner „Vegetation im Wald" (1965) werden die mächtigen Bäume zu Schattengestalten gegenüber der Wuchskraft der Pflanzen in der Krautschicht des Waldbodens, von der Licht und Helle ausstrahlen. Ein „Blumenstil leben" wird zu einem Hymnus auf die Schöp fung überhöht. Herbe Schönheit entdeckt er aber auch in „Steinbrüchen" (1965, 1966), in einer „Vegetation im Schnee" (1966) oder in einer „Sandgrube im Herbst" (1966). Jeder Spaziergang bei jedem Wetter in jedem land schaftlichen Umraum, mag er noch so un scheinbar erscheinen, bereichert sein Natur erlebnis und dessen Umsetzung — „Transformation" — in seine Schaffensvor gänge. Die Bildformate werden immer größer. Die Farben drückt er unmittelbar aus den Tu- , , t ^ A 'I .;y X Links: Madonna Öl auf Leinwand, 80 x 64 cm, bezeichnet rechts unten Poetsch Rechts: Brucknerhaus im Bau, Öi auf Leinwand, 80 x 100 cm, bezeichnet rechts unten Poetsch Siehe dazu Katalog zur Gedächtnisausstellung Franz Poetsch vom 7. bis 25. Oktober in der Mühiviertier Künstiergiide, Ursuiinenhof Linz 74

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