Oberösterreich, 37. Jahrgang, Heft 3, 1987

Historische Kunst jV.,. jnw •-<- ^ •fr ' * ^' . ?■'##JL • ' --■■ ■ Brand-Schüler, Flußlandschaft mit sich kreuzenden drei Bäumen Im Vordergrund, Inv. Nr. K 98 die ihm ja seit seiner niederiändischen Reise in vieien Beispielen vertraut getworden war und die er in den Jahren vor 1820 mehrfach kopierend übernahm.^® Die beinahe kontem plative Sicht der Grottenlandschaft läßt sich somit auch auf die Ausstrahlung Mompers oder Aert van der Neers zurückführen. Diese holländischen Vorbilder werden in den vierzi ger Jahren weniger ob ihrer motivischen De tails, als wegen ihrer Malkultur neueriicher herangezogen. Viele Künstler greifen nun deshalb auf die Holländer zurück, um das Auge an das Zusammenklingen und Ineinanderwachsen der farbigen Erscheinung zu ge wöhnen. Die sordinierten Brauntöne, die weichen und stufenlosen Farbübergänge, so wie die behutsame Modeilierung der Figuren mögen auf diese künstlerische Nachwirkung zurückgehen. Die Düsternis der Höhle wird vom Maier Steinfeld eher kommentiert, weni ger übersteigert. Wie die Grotte bei Mondbe leuchtung, so ist auch die Tagesversion wie derum besonders durch den ausgesparten Vordergrund charakterisiert und somit noch deutlicher in der Tradition von Brands Land schaftskunst verhaftet. Wie aus der Anmer kung im Katalog I der Stiftssammlung hervor geht, wurden die beiden Bilder einst vom Künstler direkt angekauft und kosteten je 50 Gulden: daraus ergibt sich für die Datierung als Terminus ante quem das Verkaufsjahr der Türk'schen Sammlung (1836). Mit den zwei Schlägler Stiftsansichten Carl Blumauers (Inv. Nr. Kreide 187.1 und 187.2) werden wir auch auf den oberösterreichi schen Kunstverein aufmerksam gemacht. Der am 8. September 1826 in Vöcklabruck geborene Maier, Restaurator, Gold- und Sil berschmied stellte seit 1854 im Linzer Kunst verein Landschaftszeichnungen und Aqua relle aus, die Stifter in seinen Kunstkritiken mehrmals lobend erwähnte^® (manche Bilder des am 25.12.1903 in Linz verstorbenen Ma lers und Verwandten des Aufklärungsschrift stellers Aloys Blumauer wurden fälschlicher weise Adalbert Stifter zugeschrieben^®). Der Auftragszusammenhang zwischen Blumauer und Schiägl ist in der Person des Abtes Domi nik Anton Lebschy gegeben, welcher als Gründungsmitglied und zweiter Präsident (1854 bis 1870) dem genannten oberösterrei chischen Kunstverein vorstand Blumau ers Stiftsansicht mit den promenierenden Staffagefiguren und den wie „Landschafts säulen" wirkenden Pappeialleen ergibt zu sammen mit der Stiftsanlage (hier sind be reits die nach dem Brand von 1850 notwendig gewordenen flachen Blechdächer ersicht lich) eine mittelmäßige künstlerische Leistung. Auf diesem seibstgenügsamen Niveau bewe gen sich auch alle anderen Stiftsansichten, weiche primär von kunsthandwerklich ge schulten bzw. laienhaften Malern in Angriff genommen wurden (die meisten gezeichne ten Arbeiten stammen von Buchdruckern, Lehrern, Lithographen und anderen dilettierenden Provinzkräften; für sie wird gerade die Landschaftsmalerei zum künstlerischen Ex perimentierfeld, in dem die weitaus schwieri gere Figurenmaierei zweitrangig erscheint). In Verbindung mit dem bereits genannten oö. Kunstverein ist auch Carl Haunold zu nen nen, welcher in der Schlägler Galerie durch eine Uferlandschaft am Attersee (Inv. Nr. Krei de 192) vertreten ist. Diese wurde auch im Ka talog der Ausstellung des oö. Kunstvereines in Linz 1861 um 120 Gulden zum Verkauf an gesetzt. Der 1832 in Wien geborene Haunold lernte in Wien bei Anton Hansch Land schaftsmalerei. Seit 1886 beschickte er die Ausstellungen im Wiener Künstlerhaus. Die vom Lehrer Hansch exemplifizierte verfestig te Formensprache und die komprimierte Lokaifarbigkeit, wodurch alles eigenartig scharf gesehen wird, wirkt bei Haunold (gest. 1911 in Wien) aufgeweicht. Er scheut nicht davor zu rück, auf das alltägliche Gesicht der heimi schen Landschaft aufmerksam zu machen (wohl nicht zufällig findet sich in diesem Ge mälde auch eine Fabrik mit Schlot — ein frü her Tribut an die beginnende Industrialisie rung). Hier wird eine Entwicklung angedeutet, die sich bereits im 19. Jahrhun dert anbahnt und auch künstlerisch nach weisbar wird: Der Gegensatz von Kultur (Ge sellschaft) und Natur trat in der Bestimmung der Landschaftsmotive klar hervor, bis er in der Gegenüberstellung von Kultur- und Na turlandschaft gipfelte. Nun steht der Mensch nicht nur in einer ästhetischen Beziehung der Natur gegenüber, sondern auch durch seine Arbeit oder durch wissenschaftliche For schung (Kultur-, Stadt- oder Industrieland schaften). Haunold dokumentiert das Gese hene, ohne eine Wertung des Augenbildes zu versuchen — alles steht gleichwertig vor dem Betrachter (der allumfassenden Harmonisie rung des Gesehenen fällt demnach auch die ins Bild integrierte Fabrik — hier wohl als 67

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2