Oberösterreich, 37. Jahrgang, Heft 3, 1987

Historische Kunst Brand-Schüler, Landschaft mit Hirten, inv. Nr. K 97, vermutlich in das 1. Drittel des 19. Jahrhunderts zu datieren. Johann Christian Brand lebte 1722—1795, war Professor für Landschaftszeichnen an der Wiener Kunstakademie. Er hielt seine Schüler neben dem Kopieren auch sehr zum Naturstudium an Brand-Schüler, Landschaft mit Holzfäller, inv. Nr. K 96 fung in der Ferne fort).^® Der jüngere Brand (Johann Christian Brand 1722—1795) hat als Professor im Landschaftszeichnen an der Wiener Akademie seine spezifische Land schaftsauffassung zahlreichen Schülern ver mittelt. Die beiden auf Pappe gemalten Land schaften, welche Holzfäller bzw. Hirten präsentieren (Inv. Nr. Kreide 96 und Kreide 97), erinnern an Zeichnungen Brands, stehen diesen gegenüber in einem noch nicht näher geklärten Nachahmungsverhältnis (wohl ins erste Drittel des 19. Jahrhunderts zu datie ren). Klar zeigt sich in ihnen jedoch die Ab hängigkeit von holländischen Vorlagen. Die Voraussetzungen dafür wurden bereits in der Wiener Landschaftskunst der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts gelegt, kam es doch in dieser Phase zu einer Annäherung zwischen „hollandistischer" Landschaft und graphi scher Vedute; das Bedürfnis nach Darstel lung der heimischen Landschaft brachte es mit sich, daß manchen Malern nun auch un ansehnliche und kümmerliche Gegenden als Vorwürfe genügten.^® Auf diesen in auffal lend hellem Kolorit gehaltenen Bildchen der Stiftsgalerie finden wir neben dem monu mental postierten Laubbaum und seinem pointillistisch gesetzten Laubwerk arbeitende Menschen (Hirten und Holzfäller) im Mittel grund der Komposition. Dem Baum als bild dominierendem Versatzstück begegnen wir in einem weiteren anonymen Brand-Nachah mer (Inv. Nr. Kreide 98): Hier wird man weni ger an die Naturstudien, als an das Vorlagen studium im Akademie-Betrieb erinnert. Wenn auch in den Sommermonaten die tüchtigeren Schüler nach der Natur malten, so wurde trotzdem das Kopieren von Vorlagen propa giert; wie Weinkopf berichtet, waren es 1783 „deren . . . 114 theils mit Rothsteine, schwar zer Kreide, oder zweyerley Kreiden, theils ge tuschte, oder mit der Feder gezeichnete Ori ginalblätter ... Sie bestehen in Anfangsgründen von Lauben und Zweigen, Umrissen von Bäumen, und unterschiedli chen Thieren mit ihren Skeletten . . . Der größte Theil davon ist von Hrn. Professor Brand gezeichnet."®® Aus dem Bestand der ehemaligen Sammlung des Alois Türk stammen die beiden Gemälde der Grotte von Messina von Franz Steinfeld (Inv. Nr. Kreide 63.1 und Kreide 63.2). Der Landschaftsmaler Franz Steinfeld (1787—1868 Pisek in Böhmen) wählt hier für seine Bilder den Typus einer unwirtlichen, ja abweisenden Gegend. Er entspricht damit partiell den Bedürfnissen und Absichten eines romantisierenden Publikums. Ort der Zuflucht wird die Natur, und zwar zu nehmend die unkultivierte; Schopenhauers Einfluß stieg mit der Resignation des Bürgers (damit gewann in der Kunst auch die „reine" Natur die Oberhand).®^ Steinfeld studierte vorerst bei seinem Vater (Franz Steinfeld dem Älteren), wandte sich jedoch bald der Malerei zu und trat 1802 in die Wiener Akademie als Schüler Janschas ein, wo er 1850 als ordent licher Professor und Leiter der Landschafts malereischule bestätigt wird.®® Er griff wie manch anderer seiner zeitgenössischen Fachkollegen auf die holländische Land schaftskunst des 17. Jahrhunderts zurück. 66

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