Oberösterreich, 37. Jahrgang, Heft 3, 1987

Historische Kunst zählt Schönberger zu jenen Landschaftsma lern, die sich der klassischen Landschaft im Geiste Claude Lorrains widmeten (möglicher weise haben auch die kunsttheoretischen Schriften Schödlbergers in Lorenz Schönber ger den Sinn für den romantischen Typus der Natursicht geschärft). Ausgehend also von der klassischen Landschaft Roms, welche ihre Vollendung durch Claude Lorrain (1600—1682) und Nicolas Poussin (1593—1665) erfuhr, sucht Schönberger zu ebensolchen Wirkungen zu gelangen. Die 1797 datierte Flußlandschaft (Inv. Nr. Kreide 61) und die kürzlich (1976) von Theodor Bohdanowicz mustergültig restaurierte Flußland schaft mit Bogenbrücke (Inv. Nr. Kreide 166) wurden von Abt Wilhelm Waldbauer bereits im ersten Regierungsjahr (1798) angekauft. Schönberger zeigt sich darin tief beeindruckt vom hohen und stillen Glanz des Lichtes, den duftigen Fernen und den hochgewachsenen, vollkommenen Bäumen — alles Ingredien zien von Claudes Landschaften, welche als Abglanz der vom Schöpfer durchwirkten und in sich vollkommenen Welt konzipiert sind.^" Der „ewige Feiertag" (Th. Hetzer^®) scheint Schönberger in weitaus größerem Maße be eindruckt zu haben, als die von der Wiener Akademie geforderte naturnahe Land schaftsdarstellung. Im Bildgedanken mit der langen und antikisierenden Bogenbrücke und der gleißenden Flußoberfläche huldigt der Vöslauer Schönberger primär der Sinn lichkeit der Landschaft und läßt zugleich das eklektizistische Moment bzw. den ordnenden Bildaufbau transparent erscheinen — not wendig geworden durch den idealen Land schaftsanspruch. Je weniger sich das gerade Sichtbare als ein in sich geschlossenes, vollständiges Gebilde darbietet, umso dringlicher wird das Bedürf nis, dem Ausschnitt den Anschein der Ganz heit durch Kompositionskunst zu geben. Komponieren heißt aber Ordnen, Zusammen fügen, Gestalten und all das ist letztlich schon Interpretation; durch interpretierendes Ordnen des Teils, des Stücks Erdoberfläche, wird es zum Abbild des Ganzen, der Natur, also zur Landschaft erhoben.^® In der eher lieblosen Behandlung des Vordergrundes (man vergleiche dazu Schönbergers Ölge mälde mit dem „Grabmal Geßners" in der Akadmie der Bildenden Künste) erweist sich der 1847 in Mainz verstorbene Maler Schönberger^^ auch als Anhänger von Jo hann Christian Brands Landschaftstypus, welche in der Negation des Vordergrundes eine spezielle Ausprägung findet (Brand ent faltet die eigentliche Landschaft erst im Mit telgrund und setzt sie dort als Raumschöp65

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