Streiflichter aus der Arbeit der naturwissenschaftlichen Sammlungen im OÖ. Landesmuseum Die Sammlung Zoologie/Wirbeltiere im OÖ. Landesmuseum Gerhard Aubrecht Zwergspitzmaus und Elefant, Zaunkönig und Steinadler, Kreuzotter, Hecht und Laubfrosch ge hören zum vielseitigen Inhait einer Wirbeltier sammlung. Zoologisch betrachtet, verbindet diese Tiere der Besitz einer Wirbelsäule, wodurch sich Fische, Lurche, Kriechtiere, Vögel und Säugetiere vom Rest der Tierwelt abgrenzen lassen. Es gibt mehrere Gründe, weshalb diese Tiergrup pe, die weitweit nur etwa 3 Prozent aller bekannten Tierarten ausmacht, zu einer Sammlungseinheit zusammengefaßt wird, im Normalfail müssen vor allem Vögel und Säugetiere einer besonderen Prä paration unterzogen werden, um dauerhaft aufbe wahrt werden zu können. Skelette, Stopfpräparate und Bälge weisen häufig beachtliche Größe auf und bedürfen deshalb anderer Lagerungsmöglich keiten als vergleichsweise Insektenkästen oder bo tanische Herbare. Nicht zuletzt ging auch die Wis senschaft, welche sich mit den Wirbeltieren auseinandersetzt, eigene Wege, sowohl Zielset zung als auch Methodik betreffend. Fische, Frö sche, Schlangen, Vögel und Säugetiere gehören ganz einfach zu den bekanntesten Tieren, denen deshalb auch in der Öffentlichkeit besonderer Stei lenwert zugemessen wird. Das trifft für Wildtiere zu, die zum Teil der Jagd und Fischerei unterlie gen, aber auch für Haustiere, die ja erst vom Men schen hinsichtlich seiner Bedürfnisse gezüchtet wurden. Der Mensch seibst, ebenfalls „Wirbeitier", ist aus sammlungstechnischen Gründen am OÖ. Landesmuseum ais Forschungs- und Sammlungs objekt dem eigenständigen Fachbereich der An thropologie zugeordnet. Wirbeitiersammlungen bestanden in Oberöster reich bereits vor der Gründung des OÖ. Landes museums 1833. Es sei besonders auf das Stift Kremsmünster hingewiesen, wo die Pfiege naturwissenschaftiichen Gedankengutes schon damals sehr fortgeschritten war. Daß seit den Anfängen des OÖ. Landesmuseums die Naturkunde in des sen Aufgabenbereich miteinbezogen wurde, ist dem Weitblick des Grafen Aloys von Ugarte zu ver danken, der neben den kunst- und kulturhistori schen Fächern auch die „so reiche Naturproduk tion dieser Provinz" berücksichtigt sehen wollte. Über die Geschichte der naturkundlichen Samm lungen am OÖ. Landesmuseum gibt es umfangrei che Darsteliungen von KERSCHNER & SCHADLER (1933) und AUBRECHT & MAYER (1983). Ein kurzer historischer Abriß scheint jedoch deshaib interessant, weil sich in der Entwickiung der Sammlungen auch die sich ändernden naturwissenschaftiichen Betrachtungsweisen spiegeln. Im Gegensatz zu den Kuriositätenkabinetten fürstli chen Besitzes, welche oft den Grundstein heute großer naturhistorischer Museen biideten, war es von Anfang an Ziel der naturwissenschaftlichen Sammlungen am OÖ. Landesmuseum, Lehrrei ches zu vermitteln und entsprechendes Wissen zu vermehren. Durch das weitgehende Fehlen von Fachleuten auf dem Gebiet der Zooiogie in Ober österreich, wo auch heute noch keine entsprechen de Universität vertreten ist, blieb Sammlungstätig keit und Betreuung der Bestände im 19. Jahrhundert Laien vorbehalten. Dieser Umstand war gleichzeitig mit einer gewissen Systemlosigkeit verbunden. Das Ziel, eine iehrreiche Ausstel lung von Präparaten zu sammeln ohne Etikettie rung und Inventarisierung der Objekte, deckt sich nicht mit heutigen Vorsteilungen. Alte Präparate wurden durch „neue schönere" ersetzt, wodurch wertvolle Belege verlorengingen. Oft war es nur dem Verdienst der Präparatoren zu verdanken, daß bedeutende Objekte dem Museum erhalten blieben. Nahrungsökologische Einmischung von Wasservögeln; ein Ausschnitt von der Ausstellung „Wasservögel — Ökologie als Abenteuer", öberösterreichisches Landesmuseum 1987. So kam bereits 1840 ein am Attersee erlegter Was servogel, als Eistaucher bestimmt, an das Mu seum. Diese Art wurde als Gelbschnäbeliger Eis taucher (Gavia adamsii) erst 1859 beschrieben und stammt vom nördlichen Eismeer. Erst 46 Jahre nach Erhalt des Präparates erkannte der berühmte Ornithologe Viktor Ritter von Tschusi zu Schmidhoffen bei der Bearbeitung der Vogelsammlung die Bedeutung dieses Beleges, der den ersten Nach weis für die gesamte österreichisch-ungarische Monarchie darsteiit. Das bereits 1894 in die wis senschaftliche Literatur eingegangene Präparat wurde 1913 zum Verbrennen vorgesehen, über stand jedoch alie Wirren bis heute. Nun bereits fast 150 Jahre ait, ist diese Präparat nach wie vor ein Glanzpunkt unserer Sammlung. 1891 bis 1901 versuchte ein neuer Kustos, Andreas Reischek, der zoologische Erfahrungen durch seine Forschungen in Neuseeland gesammelt hatte, erstmals ein Umdenken einzuleiten. Er kann te den Wert des Belegexemplares, das versehen mit Fundort und Funddatum die Basis jedes naturwissenschaftiichen Archives bildet. Ab 1914 gab Dr. Theodor Kerschner, erster akade misch ausgebildeter Zoologe am OÖ. Landesmu seum, vor allem der Sammlung Wirbeltiere durch seine systematische Arbeit jene Ausprägung, die bis heute die Güte unserer Bestände ausmacht. Als glühender Verfechter der Tiergeographie und Ökoiogie sowie der angewandten Naturkunde machte Kerschner die Wirbeltiersammlung zu einer weithin anerkannten Einrichtung. In diese Pe riode fällt nicht nur die wissenschaftiiche Aufberei tung (ab 1914 liegt ein geschlossenes Inventar vor) des vorhandenen Materials, sondern auch eine vorher nie dagewesene umfangreiche und gezielte Sammeltätigkeit. Das konnte nur durch die vielen Kontakte geschehen, die Kerschner zu Fachkolle gen und interessierten Laien pflegte. Mit dem Aus scheiden Kerschners 1945 wurde diesem Auf schwung ein abruptes Ende gesetzt. Obwohl seit 1951 die Wirbeltiersammlung eigenständig betreut ¥ n
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