„machbar", ist eine weitere Form des bereits erwähnten Größenwahns. Sicherlich wäre es zunächst machbar. Ebenso sicher würden aber weitere Naturvorgänge ausgeiöst, die ebenfalls für den Verursacher Mensch nach teilig wären — wenn auch nicht abzusehen ist, worin diese bestehen könnten. Vielleicht könnten Menschen auch dann dort existie ren, leben im Zustand eines körperlichen und geistigen Wohlbefindens können sie dort nicht. Ein wesentliches Problem liegt in uns selbst. Der Mensch besitzt im Gegensatz zu allen anderen Lebewesen die Fähigkeit, persön lich Erlerntes durch die Sprache und in der Folge durch die Schrift an die folgenden Ge nerationen weiterzugeben. Er muß nicht jede Erfahrung selbst machen und ist auch nicht davon abhängig, daß eine positive Erfahrung im Laufe vieler Generationen im Erbgut ver ankert wird. Die weitergegebenen Erfahrun gen summieren sich in geradezu schwindel erregendem Ausmaß. Das Schema der dazugehörenden Denkabläufe wird aber nicht im gleichen Maße im Erbgut verankert und ist von jenem, das für den Steinzeitjäger ausreichend war, nur wenig verschieden. Wir sind nur in der Lage, linear in Kausalitätsket ten zu denken. Unsere Umwelt ist aber ein reich strukturiertes vernetztes System mit zahlreichen Rückkoppelungen, aus dem wir gleichzeitig immer nur eine Linie erfassen können, nicht aber das ganze System. Wir könnten die möglichen Kausalitätsketten na türlich nacheinander verfolgen, aber bereits in einem Netzsystem aus 25 Gliedern ist das schwierig — unsere Umwelt ist ein derartiges System mit mehreren tausend! Es ist uns also unmöglich, alle auf eine Aktion in der Umwelt folgenden Reaktionen auch nur entfernt ab zuschätzen und es wird uns wahrscheinlich auch nie möglich sein. In dieser Situation hilft eine Erkenntnis weiter, die Erkenntnis, daß, je vielgliedriger ein Teil system der Umwelt ist, desto leichter die Folgen einer primären Veränderung ausge glichen werden. Es können zwar die Reaktio nen im System nicht abgeschätzt werden, doch werden sie in vielfältigen Systemen leichter ausgeglichen. Damit ist die Zieldefi nition zu präzisieren: Wir müssen unsere na türliche Umwelt in einer solchen Vielfalt er halten, daß wir darinnen in körperlichem und geistigem Wohlbefinden leben können und die Reaktionen der Umwelt auf unsere Tätig keit möglichst gering bleiben. Es liegt auf der Hand, daß dieses Ziel nicht le diglich von einer Behörde und durch ein Ge setz angestrebt werden kann; es muß jeder Entscheidungsträger und schließlich jeder einzelne eingebunden sein. Der Platz verbie tet es, alle Aspekte zu behandeln. Es wird da her hier nur von jenen Wegen die Rede sein, die von der Naturschutzbehörde begangen werden. Zweifellos sind von allen Wegen, die zu dem definierten Ziel führen können, jene die be deutendsten, die im ganzen Land gangbar sind — ist doch das Land unsere Umwelt. Das oberösterreichische Natur- und Land schaftsschutzgesetz 1982 trägt dem Rech nung, indem es — vor allem anderen — einen umfangreichen Katalog von Eingriffen und Tätigkeiten enthält (§ 4), deren Ausfüh rung einer Genehmigung durch die Behörde bedarf. Es hätte wenig Sinn, diesen Katalog hier wiederzugeben, er reicht vom Straßen bau bis zur Rodung von Busch- und BaumFlüsse und Bäche sind Achsen einer Landschaft und bedürfen eines besonderen Schutzes. Dieser Abschnitt der Feldaist bei Pregarten liegt im ersten Landschaftsschutzgebiet Oberösterreichs. — Foto: Elfriede Wöhry, Linz Rechts oben: Besondere Lebensräume mit besonderen Lebensformen, wie der Seeleitensee im Ibmer Moos mit seinen Teichrosenbeständen — und vielen anderen Besonderheiten —, sollen als Naturschutzgebiete vor allen Störungen bewahrt bleiben 42
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