Oberösterreich, 37. Jahrgang, Heft 3, 1987

Die Sternwarte Kremsmünster heute II. Die naturgeschichtlichen Sammlungen in der Sternwarte P. Jakob Krinzinger „In des Schöpfers Wunderwerken Seine Macht und Weisheit merken Und In der Geschöpfe Schätzen Gott zu Ehren sich ergetzen Ist nicht nur ein Lust für euch Ist ein Gottesdienst zugleich" Brockes Dieses Gedicht Ist als ein Hinwels auf die Mentalität der Gründer des „Museums" In der Sternwarte von Kremsmünster In der Mlttelvltrlne des Mineralogischen Kabinetts ausge stellt. Es stammt vom Hamburger Ratsherrn Berthold HInrIch Brockes (1680—1747), In seiner Lyriksammlung mit dem Titel „Ir disches Vergnügen In Gott" zeigt sich ein Wandel. Der überschwengliche spätbarocke Sprachstil wird zu einer genauen Beschrei bung der Gegenstände weiterentwickelt. Es zeigt sich, wie In präziser Betrachtung die Natur entdeckt wird. Diese wird aber nicht nur erforscht, sondern auch In einen Zusam menhang mit Gott gebracht, der allem Sinn gibt, alles gut macht und nützliche Absichten hegt. Die Mönche von Kremsmünster waren ein deutig von diesem Zeitgeist geprägt. .P Lau renz Doberschltz schreibt In seiner Beschrei bung der Sternwarte: „In Wahrheit, ein Ordensmann kann zweimal getrost zu Grabe gehen, der nicht allein seinem Gott als recht schaffender Geistlicher gedienet, sondern auch denselben aus seinen Werken durch Forschen und Studieren hat kennengelernet" (S. 193). Heute finden wir als Frucht dieser „aufgeklärten" Einstellung eine Fülle von Sammelobjekten und zugleich viele genaue Aufzeichnungen über verschiedene natur wissenschaftliche Bereiche bei uns. Die Objekte wurden nicht nur ausgestellt und hergezeigt, sondern es wurde auch wis senschaftlich gearbeitet und publiziert. Die Zelten haben sich aber geändert. Die erfolg reiche Oberösterreichische Landesausstel lung 1977, für die auch die Sammlungen der Sternwarte vollständig restauriert und neu aufgestellt wurden, hat durch die wissen schaftliche Unterstützung hervorragender Fachleute vor allem für den biologischen und erdwissenschaftllchen Bereich sehr wertvolle Anstöße für die Gegenwart gebracht. Die Auswirkungen mögen In drei Berelchen dar gestellt werden. Allgemeinbildung und Weiterbildung Die Sammlungen sind durch Führungen zugänglich. Es sind vor allem Schülergrup pen, die entweder In einer allgemeinen Füh rung oder mit einer Spezialführung die Sammlungen bzw. Teile davon besichtigen. Das Interesse wäre zweifellos viel breiter. Die baulichen Anlagen (die Kabinette — so nen nen wir die einzelnen Abteilungen — sind auf sechs Stockwerke des „Mathematischen Tur mes" verteilt) und die große Reichhaltigkeit schrecken manche Stiftsbesucher ab, nach der Besichtigung der vielen anderen Sehens würdigkelten des Hauses noch eine Führung In der Sternwarte mitzumachen. Freie Zu gänglichkeit würde es den Interessierten er leichtern, besondere Gebiete auszuwählen. andere dadurch auszulassen. Doch der Per sonalaufwand dafür wäre zu groß. Die biologischen Sammlungen der Stern warte enthalten Objekte aus allen systemati schen Einheiten und lassen Vergleiche ver schiedener Lebensformen zu. Durch Spezialführungen (z. B. zum Thema: Vom Aussterben bedrohte Vögel unserer Heimat; Funktion der Farbe Im Tierreich; Vergleiche zwischen Modell und Präparat; Anpassungs formen In bestimmten Lebensbereichen), wie sie vor allem bei Fortblldungsveranstaltungen der Lehrer bereits gehalten wurden, Ist es möglich, besondere Aspekte herauszu greifen. Aus den Sammlungsbeständen wurden auch zwei Wanderausstellungen für die Ak tion „Das Museum kommt In die Schule" auf gebaut. Die erste zeigt unter dem Titel „Gra nit" mit Material unserer LIthothek die große Bedeutung dieses Gesteins, vor allem auch für Oberösterreich. Die zweite Ist den Flech ten gewidmet. Sie weist auf unsere bedeuten de Flechtensammlung hin, auf den bemer kenswerten Sammler, den Linzer Prälaten Franz Stieglitz, und auf das Interesse, das heutzutage diese Pflanzengruppe verdient. Vor zehn Jahren wurde auch ein Verein ge gründet, der nach dem geistigen Vater der Sternwarte den Namen „Anselm Deslng-Vereln" bekommen hat. Sein Ziel Ist es unter an derem, für die Verbreitung von Kenntnissen und für die wissenschaftliche Weiterbildung anhand unserer Bestände In der Sternwarte zu sorgen. In der reichen naturhistorischen Sammlung sind manche Schätze wissenschaftlich noch ungehoben. So wartet die Flechtensammlung von Franz Stieglitz, einem Linzer Prälaten, der in Kremsmünster zum Sammeln „angeleitet wurde" und daher seine Flechten der Sternwarte vermacht hat, der fachlichen Aufarbeitung. (P. Amand Kram!) 37

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