ehe Zielsetzungen standen ja schließlich auch am Beginn der Landesmuseen, von de nen das 1811 in Graz gegründete Joanneum das älteste heute zu Österreich gehörende Landesmuseum Ist, nach Vorläufern In Buda pest (1802) und Hermannstadt (1803). Auch der 1833 von Anton Reichsritter von Spaun gegründete „Verein des vaterländi schen Museums für Österreich ob der Enns mit Inbegriff des Herzogthums Salzburg" sollte die Denkmäler der Geschichte sam meln, erhalten und veröffentlichen, um da durch den geschichtlichen Sinn des Landes zu nähren und zu fördern. Erst durch die vom damaligen Präsidenten der oö. Landstände, dem Grafen Aloys von Ugarte, geforderte Mltelnbezlehung der Technologie und Naturwis senschaften In den Aufgabenbereich des Mu sealvereins, wie es In den Ländern der böhmischen Krone üblich war, wurde die Grundlage des Museums festgelegt. So sa hen schließlich die von Kaiser Franz I. 1835 genehmigten Satzungen vier Abteilungen vor: Eine historisch-topographische, eine künstlerische, eine naturhistorische und eine technologische (das Kunstgewerbe, Geräte, Maschinen, Modelle etc. umfassend). Seit damals sind über 150 Jahre vergangen. Neben dem 1895 In der Museumstraße eröff neten Neubau des Francisco-Garollnum und der Übernahme des Museums durch das Land Oberösterreich Im Jahre 1920 war die Adaptierung des Linzer Schlosses für die Aufstellung der bedeutenden kunst- und kul turgeschichtlichen Bestände eine der wich tigsten Meilensteine In der Entwicklungsge schichte des Landesmuseums. Mit rund 5000 m2 Ausstellungsfläche Im Linzer Schloß verfügt das Landesmuseum heute über die größte geschlossene Ausstellungsfläche au ßerhalb Wiens. Dennoch bleibt die Raumsi tuation weiterhin ungelöst. Das FranciscoGarollnum mußte nicht nur den personell all mählich stark anwachsenden wissenschaftli chen Mitarbeiterstab und die Verwaltung auf nehmen, sondern auch die Depotbestände aus Archäologie, Volkskunde, Geowlssenschaften, Botanik, Entomologie und Zoolo gie. Die Ausstellungsmögllchkelten wurden auf das großzügig bemessene Stiegenhaus und einen Saal Im ersten Stock beschränkt. Eine Im Zuge des 1985 erfolgten Heizungs einbaues vorgenommene Entrümpelungsaktlon sowie die Verlagerung der geowlssenschaftllchen, archäologischen, volkskundllchen sowie eines Teils der zoologischen Be stände In Außendepots führten 1986 zur Neu eröffnung der Landesgalerie und zur Mög lichkeit, auf der nun verfügbaren Ausstellungsfläche von 2500 m^ Großausstel lungen durchzuführen. Eine nach modernen Gesichtspunkten ge staltete Einrichtung naturkundlicher und technologischer Dauerausstellungen jedoch erwies sich sowohl aus Gründen der vorge gebenen Raumstruktur, der vorhandenen technischen Möglichkelten, als auch aus Rücksichtnahme auf die historische Bausub stanz als undurchführbar. Die grundbüchllch vorgegebene, von vielen Oberösterreichern dringend geforderte Wiedereinrichtung der Landesgalerle Im 2. Obergeschoß sollte dar über hinaus vor allem dem zeitgenössischen Kunstschaffen Oberösterreichs zur Verfü gung stehen. Die mit zusätzlichen Ausstel lungsflächen Im Erdgeschoß und im 1. Stock eingeräumten Möglichkeiten wurden und werden vor allem für technologische („100 Jahre Telefonle In Oberösterreich" (1985/86) bzw. „Lichtjahre" — 100 Jahre Elektrizität In Österreich (1986/87)) und naturkundliche Ausstellungen („Höhlenbär und Bärenhöhle" (1986), „Flechten — Wunder der Natur" (1986), „Wasservögel — Ökologie als Aben teuer" (1987), „Bienen und Wespen (1987)) genützt, um gleichsam als lebendig Insze niertes Schaufenster unsere Sammlungsbe stände exemplarisch der Öffentlichkeit be kanntzumachen. Dennoch Ist damit das grundsätzliche Problem unserer naturkund lich-technologischen Sammlungen bei wei tem nicht gelöst. Zwar konnten den wissen schaftlichen Sammlungsleitern neue, verhältnismäßig großzügige Arbeltsräume zugewiesen und z. T. auch neue Depotein richtungen finanziert werden — eine befriedi gende räumliche, ja strukturelle Gesamtlö sung für die Naturwissenschaften Ist allein durch die Verwirklichung eines neuen Mu seums zu erreichen. Moderne Labors, Präpa riere ngswerkstätten, begehbare und klimati sierte Sammlungsspeicher (mit Begasungs möglichkeit), BIbllotheks- und Arbeitsräume, entsprechend ausgestattete Ranglerflächen (z. B. für die Geologie), Vorbereitungsräume für Ausstellungen und vor allem großzügig bemessene und ausgestattete Ausstellungs flächen für Dauer- und Sonderausstellungen müssen einem Neubau vorbehalten bleiben. Die Überlegungen, für die naturwissen schaftlichen Sammlungen einen Neubau zu errichten, gehen weit zurück. Schon 1932 faßte die oberösterreichische Landesregie rung anläßlich der bevorstehenden 100-JahrFelern des Landesmuseums den Beschluß zum Neubau eines naturwissenschaftlichen Museums. GIgantomane Museumspläne völ lig anderer Zielsetzung, eine LIeblIngsIdee Adolf Hitlers, vor allem aber die Krisenzelt während und nach dem zweiten Weltkrieg verhinderten die Verwirklichung dieses Be schlusses. Als nach der Wiederaufbauzelt durch den damaligen Landeshauptmann Dr. Heinrich Gleißner die Schloßkaserne In das Schloßmuseum umgewandelt wurde, blieben aus den bereits erwähnten Gründen die Na turwissenschaften mehr oder weniger auf der Strecke. Erst 1983, anläßlich der 150-JahrFelerdes Landesmuseums, nahmen Landes hauptmann Dr. Josef Ratzenböck und Lan deshauptmann-Stellvertreter Gerhard Pos sart diesen Gedanken wieder auf, der am 28. Jänner 1986 anläßlich der Wiedereröffnung der Landesgalerle Im Francisco Garollnum vom Landeshauptmann in aller Öffentlichkeit und über die Medien erneuert wurde. Die Di rektion des Landesmuseums wurde mit der Aufgabe betraut, die konzeptionellen und räumlichen Erfordernisse für ein neues natur kundlich-naturwissenschaftliches Landes museum zu erarbeiten. So stehen wir heute vor der zwar schwierigen, für Österreich je doch einzigartigen Möglichkeit, mit der ernst gemeinten Unterstützung durch die zuständi gen politischen Gremien ein Museumspro jekt zu verwirklichen, dessen fundamentale Zielsetzung Im folgenden kurz erläutert wer den soll. Die räumliche Erweiterung oder gar Neuer richtung eines Museums bedarf vor allem In Zelten finanzieller Enge bestimmter entschei dender Voraussetzungen, um die nicht uner heblichen, mit dem Bau verbundenen Investi tionen und die ebenso zu erwartenden Nachfolgekosten vor der breiten Öffentlich keit der Steuerzahler zu rechtfertigen. Das von den Römern geprägte Schlagwort von „panem et circenses" hat auch hier und heute seine Gültigkeit. Daß die Sicherung der exlstentlellen Bedürfnisse, etwa durch Wohn raumbeschaffung, des sozialen Schutzes z. B. durch Pensionsanspruch, Krankenversi cherung etc., des allgemeinen Bildungsan spruches In geistiger und körperlich-sportli cher Hinsicht etwa durch Schulbauten oder großzügige Fußballstadlen Immer eine be sondere Priorität aufweisen, Ist verständlich und bekannt. Der gehobene Lebensstandard mit TV und Video, Fernreisen und Wochen endhaus Ist das mehr oder weniger realisti sche Fernziel der meisten Menschen, das höchstens Irritiert wird durch wachsende Ar beitslosenzahl oder eine enger werdende Steuerschraube. Jedenfalls gilt; zuerst der Wohlstand, dann der (kulturelle) Rest. Die In nerhalb dieses Restes verbleibende Hackordnung wurde bereits oben angedeu tet: Oper, Theater, Operette, Konzert (vor allem Festspiele), am Ende kommen die Mu seen. In Österreich entfallen 42 % des Kultur budgets allein auf diesen Bereich, nur 7 % auf die Museen (wobei die Bundestheater 1,5 Millionen Besucher zählen, die Bundesmu seen jedoch fast 3 Millionen pro Jahr.) Und dies, obwohl In den letzten 10 Jahren die Be suchszahlen der Musikveranstaltungen 22
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