Oberösterreich, 37. Jahrgang, Heft 3, 1987

Linz: Luftschadstoffe treten den Rückzug an Umweltmaßnahmen der Chemie Linz AG und der VOEST-ALPINE AG zeitigen die ersten Ergebnisse — weiterer, schrittweiser Abbau der Schadstoffbelastung bereits in Realisierung und bis spätestens 1991 vollzogen. Trotz erheblicher Anstrengungen für eine bessere Luftqualität gibt es nach wie vor Geruchsbelästigungen und Staub in der Linzer Luft. Obwohl die magistratlichen Behörden den Unternehmen strengste Auf lagen erteilen und deren Einhaltung regel mäßig überwachen und obwohl in der VOEST-ALPINAEG wie auch in der Che mie Linz AG gewaltige Investitionen in aufwendige Technik zur Luftreinhaltung umgesetzt werden, empfindet der Bürger dieser Stadt nach wie vor ein unleugbares Unbehagen, wenn seine Schleimhäute ge reizt werden oder gar die Augen brennen. Gibt es also als Folge der für Umwelt schutzanlagen investierten Abermillionen Schilling eine feststellbare Wirkung, bezie hungsweise Schadstoffverminderung, oder verpuffen auch diese ansehnlichen Beträge wirkungslos durch Schote in die Luft? Die Stadt Linz hat unter dem Zwang gege bener Verhältnisse und der Einsicht, daß für den Schutz der Bevölkerung Maßnah men gesetzt werden müssen, schon vor 35 Jahren mit systematischen Luftkontrol len begonnnen und verfügt daher über lückenlose Aufzeichnungen, die den Grad der Luftverschmutzung erkennen und ver folgen lassen. So hat sich in Linz beispielsweise seit 1974 das Gesamtjahresmittel der SOz-Emissionen von 63 Mikrogramm pro m^ bis 1986 auf 40 Mikrogramm pro bei den städti schen Meßstationen vermindert. Für Gesamt-Linz ist der Gesamtjahresmittelwert sogar auf 33 Mikrogramm pro m^ abge sunken. Zwischen 1970 und 1987 sind als Folge der Maßnahmen der Chemie Linz AG die NOx-Werte (Stickoxide) von mehr als 700 Kilogramm pro Stunde auf knapp über 200 abgesunken, die Staubwerte von mehr als 200 Kilogramm pro Stunde auf etwa 100 zurückgegangen und der SOz-Ausstoß hat sich von etwa 150 Kilo gramm pro Stunde seit 1970 auf etwa 50 Kilogramm vermindert. Allein in den letzten Jahren hat die Chemie Linz AG durch den Einbau entsprechender Anlagen den Ausstoß von Schwefeldioxid um zwölf Prozent, den von Staub um elf Prozentund den von Stickoxidum 55 Pro zent vermindert. Die größte Leistung auf dem Gebiet des Umweltschutzes wurde von dem Linzer Chemieunternehmen durch die Inbetriebnahme der neuen Sal petersäureanlage im Juni dieses Jahres vollbracht. Gemeinsam mit der vorläufig allerdings nur zu 50 Prozent noch in Be trieb stehenden alten Anlage werden pro Stunde rund 165 Kilogramm an Stickoxid emittiert, im Gegensatz zu früher, da waren es 693 Kilogramm. Die neue Salpetersäureanlage allein gibt nur noch 15 bis 30 Kilogramm an Stickoxid pro Stunde an die Luft ab. Ein großer Schritt vorwärts auf dem Weg zu einer reineren Linzer Luft war die Eröff nung der Salpetersäureanlage der Chemie Linz AC. Dieses bisher größte fertiggestellte Umweltprojekt Österreichs bewirkt eine Reduzierung der Cesamtemission der Chemie Linz an Stickoxiden um 65 Prozent. Die Kosten für die Errichtung der Salpetersäure anlage betrugen rund 420 Millionen Schilling. Eine Pionierleistung war die Errichtung einer neuen Hochtemperaturvergasungsanlage durch die VOEST-ALPINE AG, die Hausmüll bei 1600 Grad Celsius zu umweltneutraler Schlacke und Prozeßgas, das zur Beheizung verwendet werden kann, verbrennt. Fotos: Presseamt Schon arbeitet die Chemie Linz aber an einem der größten österreichischen Um weltprojekte überhaupt, nämlich einer Anlage nach dem NitrophosphatODDA-Verfahren. Der Bau dieser Anlage soll bis 1989 abgeschlossen sein und eine Reduktion der Schadstoffkomponente Staub um 66 Prozent, der Stickoxide um 58 Prozent, des Ammoniaks um 39 Pro zent, des Fluors um 38 Prozent, und des Schwefeldioxids um 100 Prozent gegen über dem derzeitigen Schadstoffausstoß bringen. Mit anderen Worten: Der Staub ausstoß der Düngemittelproduktion wird von derzeit 832 Tonnen pro Jahr auf 80 Tonnen reduziert, der Ausstoß von Stickoxid wird von derzeit 456 Tonnen auf 193 Tonnen im Jahr absinken, das Ammo niak vermindert sich von 1384 Tonnen auf 841 Tonnen, und Fluor geht von 26,3 Ton nen im Jahr auf 5,3 Tonnen zurück. Sobald die alte Schwefelsäureproduktion stillge legt ist, werden der Linzer Luft auch noch 701 Tonnen Schwefeldioxid jährlich er spart bleiben. Die VOEST-ALPINE AG hat ihre Schwe feldioxid-Emissionen ebenfalls aufs Korn genommen und wird sie gegenüber der Ba sis von 1985 um 80 Prozent reduzieren. Mit anderen Worten: Der Jahresausstoß von 15.011TonnenSO2wirdbis 1991 auf 2960 Jahrestonnen vermindert werden. Durch die im Juni erfolgte Stillegung von zwei alten Sinterbändern in der VOESTALPINE konnten die SO2- und Staubemis sionen bereits um nahezu 40 Prozent gesenkt werden. Nach Einführung des COREX-Verfahrens wird es bis 1. Juli 1991 möglich sein, weitere zwei Sinterbänder stillzulegen und die Schwefeldioxid-Emis sionen um zusätzliche rund 2000 Tonnen zu reduzieren. Sosehr immer noch feststellbare Ge ruchsbelästigungen in der Linzer Luft die öffentliche Kritik herausfordern, muß doch anerkannt werden, daß die beiden Hauptemittenten Chemie Linz AG und VOEST-ALPINEAG alles technischund finanziell Mögliche unternehmen, um die Voraussetzung dafür zu schaffen, daß der Linzer Bevölkerung wieder einwandfreie Luftverhältnisse gewährleistet werden können. Auch die Behörde unternimmt alle nur denkbaren Anstrengungen, um im Einver nehmen mit der Industrie der Luftver schmutzung Herr zu werden. So sind allein im Vorjahr aus dem oberösterreichi schen Luftmeßnetz mit seinen 20 Meßsta tionen und 92 Schadstoffmeßgeräten, 1,400.000 Meßwerte an die Linzer Meß zentrale geliefert worden. Im Umweltschutzberich1t986 des Linzer Amtes für Umweltschutz wird vermerkt, daß die Belastung mit Schwefeldioxid und Staub gegenüber 1985 zurückgegangen ist. Lediglich bei Stickoxid zeigen Meßstatio nen an verkehrsreichen Straßen eine zu nehmende Belastung, wogegen die übrigen Meßstellen gleichbleibende bis fallende Tendenzen aufweisen. Der Linzer Umweltschutzbericht 1986 kommt zu dem Schluß, daß für Linz nach wie vor die höhere Staubbelastung das Hauptproblem bleibt, jedoch dank bereits eingeleiteter Maßnahmen auch hier eine fallende Tendenz festgestellt werden kann. Ebenfalls mit fallender Tendenz wird die Schwefeldioxid-Konzentration beurteilt, wobei Fernverfrachtungen aus den nörd lichen Nachbarstaaten bei allen Stationen einen Niederschlag gefunden haben. Das Zusammenwirken der städtischen Be hörden und der verstaatlichten Unterneh mungen bleibt also nicht ohne positive Fol gen für die Entwicklung der Linzer Luftsituation. Die angestrebte Verbesserung kanngegebenermaßen nur allmählich eintre ten, aber es ist jedenfalls seitens der verant wortlichen Politiker, der Behörde und auch der Industrie dafür vorgesorgt, daß die ange strebte optimale Entlastung der Linzer Luft zunächst schrittweise, aber dann bis späte stens 1991 zum Tragen kommt. 12

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