Inhaltsverzeichnis Schwerpunktthema Natur — Mensch — Umwelt Streiflichter aus der Arbeit der naturwissenschaftlichen Sammlungen im OÖ. Landesmuseum Die Sammlung Zoologie/Wirbeltiere Im OÖ. Landesmuseum Dr. Gerhard Aubrecht 3 Die Sammlung ZoologieA/Virbellose Tiere im OÖ. Landesmuseum Mag. Fritz Gusenleitner 9 Blausternchen, Wiesenglockenblume, Lerchensporn, Edelweiß: Botanik im OÖ. Landesmuseum Dr. Franz Speta 13 Überlegungen und Anmerkungen zum geplanten Neubau eines OÖ. Landesmuseums für Natur — Mensch — Umwelt Dr. Wilfried Seipel 21 Die Sternwarte Kremsmünster heute I. Gründung und Gegenwart der Sternwarte P. Dr. Ansgar Rabenalt 29 II. Die naturgeschichtlichen Sammlungen in der Sternwarte P. Dr. Jakob Krinzinger 37 Dr. Gerald Mayer Wege des Naturschutzes 41 Historische Kunst Oberösterreich aktuell Landesrat Mag. Helmut Kukacka Schwerpunkte der Umweltschutzpolitik des Landes Oberösterreich 77 Literaturbeiiage Prof. Kurt Klinger Mein Weg nach Delphi Bücherecke Autoren Heft 3/1987 85 89 Professor Elfriede Prillinger Johannes von Gmunden — Astronom und Begründer der Himmelskunde auf deutschem Boden 49 Historische Landeskunde Karl Pilz Goiserer Bader und Ärzte aus der Familie Perndanner von 1769 bis 1893 57 Dr. Hannes Etzlstorfer Beispiele österreichischer Landschafts malerei in der Stiftsgalerie Schlögl 63 Kunst der Gegenwart Dr. Otto Wutzel Franz Poetsch: „Nicht die Erscheinung, sondern die Idee der Dinge schaubar machen." 71 Dr. Gerhard Aubrecht, Linz Wissenschaftl. Oberrat, OÖ. Landesmuseum, Zoologie/Wirbeltiere Dr. Hannes Etzlstorfer, Wien Kunsthistoriker Mag. Fritz Gusenleitner, Linz Wissenschaftl. Oberrat, OÖ. Landesmuseum, Zoologie/Wirbellose Tiere Kurt Klinger, Wien Professor, Vizedirektor der „Österreichischen Gesellschaft für Literatur" P. Dr. Jakob Krinzinger O.S.B., Kremsmünster Prior, Gymnasialdirektor, Kustos der natur wissenschaftlichen Sammlungen in der Sternwarte Kremsmünster Mag. Helmut Kukacka, Linz Landesrat in der Oberösterreichischen Landesregierung Dr. Gerald Mayer, Linz Wissenschaftl. Oberrat, Amt der oö. Landes regierung, Agrar- und Forstrechts-Abteilung Karl Pilz, Bad Geisern Kurdirektor i. R., Kulturschriftsteller Elfriede Prillinger, Gmunden Professor, Direktor des Stadtmuseums Gmunden P. Dr. Ansgar Rabenalt O.S.B., Kremsmünster Hofrat, Gymnasialdirektor i. R., Direktor der Sternwarte Kremsmünster Mag. Dr. Wilfried Seipel, Linz Direktor des OÖ. Landesmuseums Dr. Franz Speta, Linz Universitätsdozent, wissenschaftl. Oberrat, OÖ. Landesmuseum, Botanik Dr. Otto Wutzel, Linz w. Hofrat i. R. Kulturzeltschrift Oberösterreich 37. Jahrgang, Heft 3/1987 Vierteijahresschrift: Kunst, Geschichte, Fremdenverkehr Erscheinungstermine: März, Juni, September, Dezember. Medieninhaber (Verleger), Herausgeber und Hersteller: LANDESVERLAG Gesellschaft m.b.H. A-4020 Linz, Hafenstraße 1—3. Telefon 0 73 2/27 81 21 ISSN 0253-7435 Bankverbindung: Raiffeisenzentrale Linz 7-01.032.697 Redaktion: Dr. Otto Wutzel, Dr. Elfriede Wutzel, A-4020 Linz, Hafenstraße 1—3. Jahresabonnement (4 Hefte): S 396.—; Einzelverkaufspreis: S 110.— (Alle Preise inkl. 10 % MWSt.) Schwerpunktthema Heft 4/1987 Erneuertes Brauchtum Umschlag: Früchte, Kräuter, Blumen spielen im Ver hältnis Mensch — Natur eine besondere Rolle. In ihnen erlebt der Mensch augen nah die Schöpfungskraft der Natur. Goethe begeisterte sich an der „Metamorphose der Pflanzen." Stilleben mit Früchten und Blu menstücke gehörten zu den bevorzugten Themen der Niederländer und Maler des Biedermeier. Als Name für viele sei Moritz Michael Daffinger mit seinen Blumenaquarellen ge nannt (siehe Bücherecke in diesem Heft). Neben den großen Meistern gab es jedoch im 19. Jahrhundert viele, heute kaum be achtete Künstler, die sich liebevoll mit diesen Naturkindern beschäftigten. Im Bild: Ein „Früchtekorb" der Gmundnerin Mathilde Keller aus der Zeit 1836—1840, gezeigt in der von Elfriede Prillinger 1986 zusammengestellten Ausstellung im Kam merhofmuseum Gmunden „Von denen Pflantzen und Thieren." Foto: H. G. Priilinger, Gmunden Gestaltung: Herbert Friedl Abbildung Seite 1: Herbert Friedl: Findlinge I, Öl und Tempera auf Leinwand, 60 x 50 cm, 1981
Ober reich Kulturzeitschrift ■ ■ , . ■ • 9 ■ ^ '«'S! WSSSi pt'%^ -rt
Anton Lutz: Fernblick, Federzeictinung, signiert links unten 31. 4. '87, rechts unten A. Lutz. Die Abbildung auf Seite 1 — „Findlinge I" von Hermann Friedl — konfrontiert uns mit der täglictien Gefährdung der Natur. Die Feder zeichnung von Anton Lutz „Fernblick" aus dieser Zeit zeigt einen einsamen Menschen, wie er aus seinem Gartenparadies hinüber schaut auf den gefährdeten Wald jenseits des Donaustromes. Die Aktualität des Themas Natur — Mensch — Umwelt wird uns täglich vor Augen ge stellt. Konkreter Anlaß, dieser Thematik ein mal auch ein Heft der Zeitschrift „Oberöster reich" zu widmen, ist jedoch weniger die uns bedrohende Umweltgefährdung, sondern die Planung eines eigenen neuen oberösterrei chischen Landesmuseums „Mensch — Na tur— Umwelt". Dieses Heft soll beitragen und helfen, daß dieses wertvolle Museurasprojekt nicht Illusion bleibt, sondern Wirklichkeit wird. „Streiflichter aus der Arbeit der naturwissen schaftlichen Sammlung des Oberösterreichi schen Landesmuseums" sollen unsere Leser mit dem gegenwärtigen Alltag der heimi schen Naturwissenschafter bekanntmachen. Die „Überlegungen" von Museumsdirektor Dr. Wilfried Seipel geben einen Denkanstoß, wie das neue naturkundliche Museum konzi piert werden könnte. Ob die Realisierung sich in diesem Rahmen halten kann, ist ein Frage zeichen. Auf jeden Fall muß versucht werden, von der Schablone wegzukommen und eine Lösung zu finden, die den Bedürfnissen der Zeit entspricht — also ein Museum im Dien ste der Universalität, daß Mensch und Natur sich wieder annähern. Daß es solche Gemeinsamkeiten früher ge geben hat, mögen die beiden Abhandlungen aufzeigen, die an die Sternwarte Kremsmün ster als spätbarockes Universalmuseum, das heute noch lebendig ist, erinnern. In einem Heft dieser Thematik darf der Natur schutz nicht fehlen, wobei es wichtig er scheint, den Naturschutz gedanklich aufzu bereiten. Die Abhandlung über Johannes von Gmunden soll einen Hinweis auf vergangene natur wissenschaftliche Leistungen in Oberöster reich geben. Erfreulich ist es, daß auch die Fachsparten — Historische Landeskunde, Historische Kunst und Kunst der Gegenwart — auf das Schwer punktthema abgestimmt werden konnten. Sehr zu Dank verpflichtet fühlt sich die Re daktion Herrn Landesrat Mag. Helmut Kukacka für seine Mitarbeit mit dem aktuellen Thema „Schwerpunkte der Umweltschutzpo litik des Landes Oberösterreich". In der Literaturbeilage erfreut die Begegnung mit Kurt Klinger, der Oberösterreich in der österreichischen Gegenwartsliteratur ehren voll vertritt.
Streiflichter aus der Arbeit der naturwissenschaftlichen Sammlungen im OÖ. Landesmuseum Die Sammlung Zoologie/Wirbeltiere im OÖ. Landesmuseum Gerhard Aubrecht Zwergspitzmaus und Elefant, Zaunkönig und Steinadler, Kreuzotter, Hecht und Laubfrosch ge hören zum vielseitigen Inhait einer Wirbeltier sammlung. Zoologisch betrachtet, verbindet diese Tiere der Besitz einer Wirbelsäule, wodurch sich Fische, Lurche, Kriechtiere, Vögel und Säugetiere vom Rest der Tierwelt abgrenzen lassen. Es gibt mehrere Gründe, weshalb diese Tiergrup pe, die weitweit nur etwa 3 Prozent aller bekannten Tierarten ausmacht, zu einer Sammlungseinheit zusammengefaßt wird, im Normalfail müssen vor allem Vögel und Säugetiere einer besonderen Prä paration unterzogen werden, um dauerhaft aufbe wahrt werden zu können. Skelette, Stopfpräparate und Bälge weisen häufig beachtliche Größe auf und bedürfen deshalb anderer Lagerungsmöglich keiten als vergleichsweise Insektenkästen oder bo tanische Herbare. Nicht zuletzt ging auch die Wis senschaft, welche sich mit den Wirbeltieren auseinandersetzt, eigene Wege, sowohl Zielset zung als auch Methodik betreffend. Fische, Frö sche, Schlangen, Vögel und Säugetiere gehören ganz einfach zu den bekanntesten Tieren, denen deshalb auch in der Öffentlichkeit besonderer Stei lenwert zugemessen wird. Das trifft für Wildtiere zu, die zum Teil der Jagd und Fischerei unterlie gen, aber auch für Haustiere, die ja erst vom Men schen hinsichtlich seiner Bedürfnisse gezüchtet wurden. Der Mensch seibst, ebenfalls „Wirbeitier", ist aus sammlungstechnischen Gründen am OÖ. Landesmuseum ais Forschungs- und Sammlungs objekt dem eigenständigen Fachbereich der An thropologie zugeordnet. Wirbeitiersammlungen bestanden in Oberöster reich bereits vor der Gründung des OÖ. Landes museums 1833. Es sei besonders auf das Stift Kremsmünster hingewiesen, wo die Pfiege naturwissenschaftiichen Gedankengutes schon damals sehr fortgeschritten war. Daß seit den Anfängen des OÖ. Landesmuseums die Naturkunde in des sen Aufgabenbereich miteinbezogen wurde, ist dem Weitblick des Grafen Aloys von Ugarte zu ver danken, der neben den kunst- und kulturhistori schen Fächern auch die „so reiche Naturproduk tion dieser Provinz" berücksichtigt sehen wollte. Über die Geschichte der naturkundlichen Samm lungen am OÖ. Landesmuseum gibt es umfangrei che Darsteliungen von KERSCHNER & SCHADLER (1933) und AUBRECHT & MAYER (1983). Ein kurzer historischer Abriß scheint jedoch deshaib interessant, weil sich in der Entwickiung der Sammlungen auch die sich ändernden naturwissenschaftiichen Betrachtungsweisen spiegeln. Im Gegensatz zu den Kuriositätenkabinetten fürstli chen Besitzes, welche oft den Grundstein heute großer naturhistorischer Museen biideten, war es von Anfang an Ziel der naturwissenschaftlichen Sammlungen am OÖ. Landesmuseum, Lehrrei ches zu vermitteln und entsprechendes Wissen zu vermehren. Durch das weitgehende Fehlen von Fachleuten auf dem Gebiet der Zooiogie in Ober österreich, wo auch heute noch keine entsprechen de Universität vertreten ist, blieb Sammlungstätig keit und Betreuung der Bestände im 19. Jahrhundert Laien vorbehalten. Dieser Umstand war gleichzeitig mit einer gewissen Systemlosigkeit verbunden. Das Ziel, eine iehrreiche Ausstel lung von Präparaten zu sammeln ohne Etikettie rung und Inventarisierung der Objekte, deckt sich nicht mit heutigen Vorsteilungen. Alte Präparate wurden durch „neue schönere" ersetzt, wodurch wertvolle Belege verlorengingen. Oft war es nur dem Verdienst der Präparatoren zu verdanken, daß bedeutende Objekte dem Museum erhalten blieben. Nahrungsökologische Einmischung von Wasservögeln; ein Ausschnitt von der Ausstellung „Wasservögel — Ökologie als Abenteuer", öberösterreichisches Landesmuseum 1987. So kam bereits 1840 ein am Attersee erlegter Was servogel, als Eistaucher bestimmt, an das Mu seum. Diese Art wurde als Gelbschnäbeliger Eis taucher (Gavia adamsii) erst 1859 beschrieben und stammt vom nördlichen Eismeer. Erst 46 Jahre nach Erhalt des Präparates erkannte der berühmte Ornithologe Viktor Ritter von Tschusi zu Schmidhoffen bei der Bearbeitung der Vogelsammlung die Bedeutung dieses Beleges, der den ersten Nach weis für die gesamte österreichisch-ungarische Monarchie darsteiit. Das bereits 1894 in die wis senschaftliche Literatur eingegangene Präparat wurde 1913 zum Verbrennen vorgesehen, über stand jedoch alie Wirren bis heute. Nun bereits fast 150 Jahre ait, ist diese Präparat nach wie vor ein Glanzpunkt unserer Sammlung. 1891 bis 1901 versuchte ein neuer Kustos, Andreas Reischek, der zoologische Erfahrungen durch seine Forschungen in Neuseeland gesammelt hatte, erstmals ein Umdenken einzuleiten. Er kann te den Wert des Belegexemplares, das versehen mit Fundort und Funddatum die Basis jedes naturwissenschaftiichen Archives bildet. Ab 1914 gab Dr. Theodor Kerschner, erster akade misch ausgebildeter Zoologe am OÖ. Landesmu seum, vor allem der Sammlung Wirbeltiere durch seine systematische Arbeit jene Ausprägung, die bis heute die Güte unserer Bestände ausmacht. Als glühender Verfechter der Tiergeographie und Ökoiogie sowie der angewandten Naturkunde machte Kerschner die Wirbeltiersammlung zu einer weithin anerkannten Einrichtung. In diese Pe riode fällt nicht nur die wissenschaftiiche Aufberei tung (ab 1914 liegt ein geschlossenes Inventar vor) des vorhandenen Materials, sondern auch eine vorher nie dagewesene umfangreiche und gezielte Sammeltätigkeit. Das konnte nur durch die vielen Kontakte geschehen, die Kerschner zu Fachkolle gen und interessierten Laien pflegte. Mit dem Aus scheiden Kerschners 1945 wurde diesem Auf schwung ein abruptes Ende gesetzt. Obwohl seit 1951 die Wirbeltiersammlung eigenständig betreut ¥ n
Streiflichter aus der Arbeit der naturwissenschaftlichen Sammlungen im OÖ. Landesmuseum wurde, widmete sich der Kustos Dr. Amilian Kleiber hauptsächlich archäologischen Ausgrabungen und anthropologischen Untersuchungen. Die Sammlungsbestände waren während des Krieges aufgrund von Verlagerungen und schlechter Unter bringung in einen katastrophalen Zustand gekom men. Es war Frau Dr. Gertruds Th. Mayer als freier Mitarbeiterin vorbehalten, seit den sechziger Jah ren die umfangreichen Bestände zu sichten, zu ordnen und entsprechend unterzubringen. Ihrem Ordnungssinn ist es zu verdanken, daß verstreute Sammlungskompiexe zentral und übersichtlich ge lagert und entsprechend konserviert wurden. Durch Kontakte zur ornithologischen Arbeitsge meinschaft in Oberösterreich entstand auch wie der ein Potential an sammelnden Mitarbeitern, die das Museum mit Spenden bedachten. Mit der An stellung des Unterzeichneten 1980 wird die Samm lung Wirbeltiere nun von einem Zoologen betreut, der sich ausschließlich diesem Fachgebiet widmen kann. Woraus setzt sich die Sammlung derzeit zusam men? Aufgrund einer Erhebung 1977 (MAYER 1977) und weiterer Durchsicht der Eingänge beher bergt die Wirbeltiersammlung derzeit etwa 21.000 Objekte. Dazu gehören Stopfpräparate, Bälge, Skelette, Schädel, Alkoholpräparate, aber auch Eier, Nester, Federn und Fraßspuren. Etwa drei Viertel davon zählen zur Vogelsammlung. Nach dem Umfang gereiht, folgen die Bestände an Säu getieren, Kriechtieren, Fischen und Lurchen. Von allen fünf Wirbeltierklassen sind einheimische und „exotische" Vertreter, zum Teil aus allen Erdteilen, vorhanden. Nur ein Teil dieser Sammlungsobjekte, vor allem Vertreter der heimischen Fauna, können nach modernen ausstellungstechnischen Kriterien als Schaupräparate bezeichnet werden. Der Wert jedes einzelnen Präparates, als wissenschaftlicher Beleg aufbewahrt und dadurch Teil unseres natur kundlichen Wissens, ist jedoch unbestritten. Ein Großteil dieser Objekte kam nicht als Einzel stück an das Museum, sondern durch den Erwerb großer bereits bestehender Sammlungen. Die be deutendsten seien kurz angeführt: Internationalen Ruf genießt die „Raubvogel"sammlung, vom Linzer Th. Angele privat gesammelt und eingetauscht, die 1941 an das Museum kam. Sie umfaßt 812 Präparate von Greifvögeln und Eulen aus aller Welt. Soweit Aufzeichnungen vorhanden, sind in dieser Sammiung annähernd die Hälfte al ler Eulenarten und etwa zwei Drittel der Greifvogel arten aus aller Welt vertreten. Zwar vorläufig geord net und sicher verwahrt, bedarf sie dringend einer wissenschaftiichen Revision und Pubiikation, um für die Wissenschaft und Öffentlichkeit zugänglich zu werden. Vom bereits genannten Kustos und Neuseeiandforscher Andreas Reischek stammt ein kleiner, aber besonders wertvoller Bestand neuseeländischer Vögel, wie Kiwis und Erdpapageien, die heute be reits ausgestorben oder schwerstens bedroht sind. Die Sammiung von Georg Wieninger, dem Grün der der Landwirtschaftsschule in Otterbach bei Schärding, kam 1939 an das Museum und umfaßt 1150 Präparate. Hervorzuheben sind Wirbeltiere aus Südamerika, Haustiere, Mißbiidungen und Or ganpräparate. 1955 kam die Eiersammiung Lindorfer mit 631 Ge legen und Einzeleiern heimischer Vögel, vorwie gend aus der Umgebung von Lambach an das Museum. Heuer geiang der Erwerb der Sammlung Erlinger mit über 100 Präparaten von Vögeln, Säugetieren, Nestern und Eiern von den oberösterreichischen Präparat aus dem Jahr 1907 eines Kaiifornischen Kondors (Gymnogyps caiifornianus). Dieses eindrucksvolle Exponat stammt aus der Sammlung Angele, die etwa 800 Greifvögel und Eulen umfaßt. Rechts: Dieses Präparat stellt den letzten Alpenwolf (Canis lupus) dar und stammt aus Spital am Pyhrn. Dieser Wolf wurde 1811 erlegt und ist damit einer der ältesten Belege der Sammlung ZoologieAA/irbeltiere am Oberösterreichischen Landesmuseum. Die Eiersammiung Lindorfer besticht nicht nur durch ihren Umfang (631 Gelege und Einzeleier), sondern ebenso durch ihre liebevolle Aufbereitung. Sie wurde in den Jahren 1893 bis 1940 vorwiegend in der Umgebung von Lambach zusammengetragen.
Streiflichter aus der Arbeit der naturwissenschaftiichen Sammiungen im OÖ. Landesmuseum Innstauseen. Zusammen mit bereits vorhandenem Materiai stelit dieser Komplex eine umfassende Dokumentation dieses bedeutenden Naturschutz gebietes dar. Diese ist umso bemerkenswerter, da es nur mehr wenige private Wirbeltiersammiungen in Oberösterreich gibt. Der Umfang der Wirbeitiersammlung am OÖ. Lan desmuseum iäßt sich am besten daran messen, daß in Österreich, abgesehen vom Naturhistori schen Museum in Wien, eine Sammiung vergleich barer Größe nur am Steiermärkischen Landesmu seum Joanneum in Graz existiert. Hier muß nun wohl die Frage gestellt werden: wozu? Die Wirbeltiersammiung am OÖ. Landesmuseum, seit 1920 eine öffentliche Einrichtung des Landes Oberösterreich, erfüiit den kuitureiien Auftrag, einschiägige Sammiungen anzuiegen, diese zu be wahren, zur Forschung auf dem jeweiiigen Fachge biet beizutragen und Ergebnisse der Öffentiichkeit zu vermitteln. Die Wirbeitiersammlung ist somit eine Kontaktsteiie zwischen Wissenschaft und Öf fentiichkeit. Die Anforderungen sind von beiden Seiten her gestiegen, auf wissenschaftlicher Ebe ne methodisch und kommunikationsbedingt, von der Öffentlichkeit her durch Anspruch auf Informa tion und Transparenz. Wie kann die Wirbeltiersammlung derzeit diesen Anforderungen gerecht werden? Kurz gesagt, nur teilweise. Durch die Wandiung zum Speziaiistentum, die starke Auffächerung von Wissenschaftsdiszipiinen (Systematik, Taxonomie, Anatomie, Faunistik, Ökoiogie, Verhaltensfor schung, . . .) und eine unüberschaubare informationsfiut sind die Aufgaben eines Museumszooiogen, Grundiagendaten zur Verfügung zu steiien, im Vergieich zu früher nicht gerade einfacher ge worden. Die Situation in Oberösterreich ist beson ders schwierig, da keine einschiägige Universität im Lande das notwendige Potentiai an fachlich ausgebiidetem Nachwuchs bereitstelit und der wichtige Gedankenaustausch zu Fachkoliegen deshaib erschwert wird. Ais einzige iandesweit wissenschaftiich tätige Ein richtung auf dem Gebiet der Wirbeitierzooiogie ist die Wirbeitiersammlung in Oberösterreich neben bereits genannten Aufgaben zusätziich Kommuni kationszentrum für Fachieute und Auskunftsstelle für unterschiedlichste Anliegen. Von wissenschaftlicher Seite her gingen Informa tionen aus Sammlungsbeiegen bereits seit dem vorigen Jahrhundert in viele Arbeiten ein: z. B. OÖ. Vogeifauna (HiNTERBERGER 1854, BRITTINGER 1866, TSCHUSi ZU SCHMIDHOFFEN 1915), Handbuch der Vögel Mitteleuropas (BAUER & GLUTZ 1966—1985), Säugetierfaunen (laufende Monographien in Mammaiia Austriaca, Übersicht in AUBRECHT 1985), Amphibien- und Reptiiienfauna(CABELA&TIEDEMANN 1985). Auch im Cataiogus Faunae Austriae (1955—1982) sind unsere Bestände berücksichtigt. Zunehmend schon seit der Tätigkeit Kerschners werden neben Sammiungsobjekten als Belege auch Aufzeichnungen über Beobachtungen von Wirbeltieren gesammelt, die, soweit fachlich fun diert, ebenfalls dokumentarischen Wert besitzen. Gerade Vögel, aber auch andere Wirbeltierarten sind auch in freier Wiidbahn lebend gut bestimm bar. Naturschutzaspekte verbieten heute außer dem weitgehend das Sammeln geschützter Arten, soweit es sich nicht um Totfunde handelt. Dieses Beobachtungsarchiv sowie bereits publizierte Da ten in der Literatur steiien deshaib vom Umfang her ein Vielfaches der Information dar, das allein aufgrund von Belegmateriai existiert. Einige Beispiele mögen demonstrieren, weicher Art diese Informa tion sein kann. Nur durch langfristige Aufzeich nung von Beobachtungen und die Hilfe zahlreicher Mitarbeiter gelang es, eine Liste der Wirbeltiere Oberösterreichs zu erstellen (AUBRECHT & MAYER 1986), in der zusätziich das Jahr der letz ten Beobachtung jeder einzelnen Art ersichtlich ist. Mit einem Blick kann nun entdeckt werden, daß noch vor 11 Jahren ein Wolf in Schiägi erlegt wur de, daß die seltenen Nachtreiher auch 1985 an den Innstauseen brüteten, daß 1984 wieder ein Gänse geier am Aimsee beobachtet wurde, während die letzte Beobachtung eines Bartgeiers in Oberöster reich bereits über 150 Jahre zurückliegt. Weiters iäßt sich ablesen, daß in Oberösterreich bis 1985 62 Fisch-, 14 Lurch-, 11 Kriechtier-, 331 Vogel- und 75 Säugetierarten nachgewiesen wurden, insge samt 493 verschiedene Wirbeitiere. Aufgrund von vielen Einzeiinformationen gelang es auch, ein räumiich-zeitiiches Bild der Einwande rung des Waschbären zu ersteilen (AUBRECHT 1985), der in Oberösterreich erstmals 1980 nach gewiesen werden konnte. Bedenklich stimmen Do kumentationen über das Verschwinden von Tierar ten aus unserem Land, seien es Steinkauz, Schleiereule oder Schwarzstirnwürger (MAYER 1987). Von einer vor 20 Jahren durchaus verbreite ten Vogeiart, dem Rotkopfwürger, der in klimatisch begünstigten Gebieten und vor allem auf Streu obstwiesen und in alten Obstbaumkuituren vor kam, wurden 1982 (AUBRECHT G. & M. 1984 und 1986) die letzten Brutstätten, auf ganz Österreich bezogen, im Unteren Mühiviertei dokumentiert. Schwierigkeiten entstehen, wenn Auskünfte über das Vorkommen von Tierarten in einem bestimm ten Gebiet erwünscht werden. Unser Datenmate rial ist in dieser Hinsicht nicht abrufbar, da es nicht nach geographischen Prinzipien geordnet ist, son dern nach Tierarten. Es ist deshaib möglich, schnell alle Daten z. B. über den Steinadler zu sich ten, nicht aber über das Vorkommen von Wirbeitie ren z. B. im Bezirk Gmunden. Zur Verbesserung dieses Informationssystems, das auch für akfueiie Fragen des Naturschutzes und der Raumordnung äußerst wichtig wäre, muß wohl in Zukunft in unse rem Museum die EDV-unterstützte Datenspeiche rung Eingang finden. Nur so kann der einmalige Datenschatz wirksam für aktuelle Fragestellungen genützt werden. Neben sammiungsbezogenen Informationen sind fast täglich weitere Anfragen zu beantworten: Wel cher Vogel sitzt gerade in meinem Garten, er ist klein und unscheinbar gefärbt? Gezielte Fragen können oft die Auswahl einschränken, so daß es unter Umständen ein Birkenzeisig sein könnte. Kri tischer ist die Frage, ob die Schlange, die beim Spazierengehen aufgeschreckt wurde, giftig ist. Hinweise auf bestimmte Merkmaie und der geo graphische Bezug ergeben meistens, daß es sich nicht um eine Kreuzotter, sondern um die ungiftige Schlingnatter handelt. Auch Erheiterndes kommt vor, wenn Knochen zur Bestimmung kommen, von denen der Finder behauptet, sie müssen von einem Saurier stammen. Eingehender Vergleich mit vorhandenen Skeletten beweist schließlich, daß nur die ersten drei Buchstaben vom Saurier stimmen und es sich um Reste einer jungen Sau handelt, die jahrelang im Boden vergraben waren.
Streiflichter au? der Arbeit der naturwissenschaftiichen Sammiungen im OÖ. Landesmuseum WIRBELTIERSAMMLUNG KANADA JAPAN INDIEN AUSTRALIEN ISRAEL NEUSEELAND SUDAFRIKA MAURETANIEN Links: Die Wirbeltiersammlung am Oberösterreichischen Landesmuseum als Drehscheibe im wissenschaftlichen Informationsfluß zwischen Oberösterreich und vielen Ländern. Die Linien führen zu Korrespondenzadressen der Wirbeltiersammiung in den letzten 5 Jahren (im Ausiand nur ein Strich pro Staat). Rechts: Maximaibestände überwinternder Wasservögei im Jänner in Österreich (ohne Möwen) aus den Jahren 1970—1983. Diese Zahlen wurden durch Erhebungen von Mitgliedern der Österreichischen Gesellschaft für Vogelkunde festgestellt. Die Organisation wird von G. Aubrecht, Wirbeltiersammlung am OÖ. Landesmuseum, und F. Böck, Zoologisches Institut der Universität Wien, durchgeführt (aus Aubrecht & Böck 1987 in „Wasservögel — Ökologie als Abenteuer", Kataloge des oö. Landesmuseums N. F. Nr. 8, Seipei ad.). — Sämtliche Fotos: Franz Gangi, Linz, oö. Landesmuseum Neben der Aufbereitung vorhandener Daten nimmt das Sammeln neuer Informationen breiten Raum ein. Die Sammlung Wirbeitiere versucht sich als Ohr im Land zu betätigen und umfassend alle mög lichen Informationen zu erhalten. Neben den dazu notwendigen Kontakten zu Fachkoilegen, Institu tionen und Privatpersonen schwillt die Fachlitera tur stark an. Das läßt sich auf dem Gebiet der ornithologischen Literatur in Oberösterreich aufgrund einer Bibliographie (MAYER 1982) gut ablesen. Wurden zwischen 1850 und 1920 alle 10 Jahre etwa 100 bis 250 Seiten über Vogelkunde in Ober österreich geschrieben, so sind es nach einem ver ständlichen Tief bis 1950 in den fünfziger Jahren bereits 400 und in den siebziger Jahren bereits über 1300 Seiten. Alle diese gesammelten Informationen bedürfen der Ordnung und entsprechenden Verwahrung, um auch für die Zukunft abrufbar zu bleiben. Die Konservierung und Präparation aller zoologischen Objekte der Wirbeltiersammiung ist Aufgabe des Präparatoriums, das der Sammlung angeschlos sen ist. Derzeit bemühen sich die beiden Präpara toren Ernst Nagengast und Bernhard Stolz um die Herstellung neuer Aussteliungspräparate, wissen schaftlicher Belege und um die Konservierung und Restaurierung der vorhandenen Sammlung. Die Vorbeugung gegen Schädiingsbefail durch erprob te Konservierungsmittel erleichtert diese Aufgabe heute beträchtlich. Alle diese Aufgaben der Sammiungsordnung, -aufbewahrung, Archivierung von Information und Erteilung von Auskünften wird al lein vom Unterzeichneten, den beiden Präparato ren und der halbtags zur Verfügung stehenden Schreibkraft Frau Eifriede Wagner bewältigt. Um Eingang in den Kreis der Fachkollegen zu fin den, ist es notwendig, selbst wissenschaftlich tätig zu sein. Neben schon genannten Dokumentatio nen beschäftigt sich der Unterzeichnete seit mehr als 10 Jahren mit der Populationsbioiogie von Was servögeln, ausgehend von Untersuchungen am At tersee (AUBRECHT 1979). Zählungen überwintern der Wasservögei, von zahlreichen Mitarbeitern durchgeführt und von der Österreichischen Gesell schaft für Vogelkunde organisiert, haben Tausen de Daten geliefert, die nicht nur die Lebensweise dieser oft weit wandernden Tiere besser verstehen lassen, sondern auch wichtige Grundlagen für den Naturschutz liefern (Österreichische Gewässer als Winterrastpiätze für Wasservögel, AUBRECHT & BÖCK 1985). Jegliche wissenschaftliche Tätigkeit geht allein aus Zeitgründen weit über die Arbeit am Museum hinaus. Das betrifft besonders auch die Funktion des Unterzeichneten als österreichischer Vertreter im internationalen Büro für Wasservogel forschung. Umgekehrt wird dadurch der Name des OÖ. Landesmuseums über die Grenzen des Lan des hinausgetragen. Wie wissenschaftliche Ergebnisse für die Öffent lichkeit umgesetzt werden können, zeigte unter an derem die Sonderausstellung „Wasservögel — Ökologie als Abenteuer" (1987), wo versucht wur de, ökologische Zusammenhänge allgemein ver ständlich zu demonstrieren. Die Tätigkeit der Wis sensvermittlung schlägt sich jedoch nicht nur in Ausstellungen nieder, sondern auch in Publikatio nen, Vorträgen und durch die Mitwirkung in ver schiedenen Institutionen, wo Information, die In der Sammlung Wirbeltiere vorliegt, einfließen kann. Leider wird dieses Wissen noch viel zu sel ten und zu wenig genützt. Der Versuch, ein Ohr im Land und ein Sprachrohr nach innen und außen zu sein, wird jedenfalls mit den zur Verfügung stehenden Mittein unternom men. Zwänge zur Einschränkung entstehen durch
Streiflichter aus der Arbeit der naturwissenschaftlichen Sammiungen im OÖ. Landesmuseum OSTERREICH < 100 I 100 - 1000 ■ 1OO0 - 10.000 I > 10.000 0 lOkm materielle und personelle Ausstattung der Wlrbeltlersammlung, sodaß nicht alle Aufgaben Im glei chen Maß zufriedenstellend erfüllt werden können. Die Verpflichtung, das vorhandene und ungemein schnell wachsende Wissen über Wirbeitlere In un serem Land und darüber hinaus zu fördern, be steht heute ebenso wie zur Gründerzelt des Museums. Ich möchte es nicht versäumen, an dieser Stelle allen Spendern, Mitarbeitern und Informanten un abhängig von der Größe des einzelnen Beitrages herzlich zu danken. Literatur: Aubrecht, G. (1979): Die Wasservögel des Attersees 1977 und 1978 — Diskussion der Ursachen für die zeltliche und räumliche Verteilung sowie Hinweise auf Naturschutzpro bleme. Jb.OÖ.Mus.Ver. 124, 193—238. Aubrecht, G. (1985): Der Waschbär Procyon lotor (LINNE, 1758), In Österreich (Mammalia Austriaca 11). Jb.OÖ.Mus.Ver. 130, 243—257. Aubrecht, G. & M. (1984): Beobachtungen am Nest des Rotkopfwürgers (Lanius Senator). Öko-L 6,1, 29—32. Aubrecht, G. & F. Böck (1985): Österreichische Gewässer als Winterrastplätze für Wasservögel. Grüne Reihe des Bundesministeriumfsür Gesundheitund Umweltschutz, Bd. 3, Wien. 270 S. Aubrecht, G. & G. Mayer (1986): Liste der Wirbeltiere Oberösterreichs.Linzer biol. Beitr. 18,1, 191—238. Aubrecht, G. & G. Th. Mayer (1983): WIrbeltierkundliche Sammlungen 1932 bis 1982. Jb.OÖ.Mus.Ver. 128, 125—136. Bauer, K. & U. Glutz von Blotzhelm (1966—1985): Hand buch der Vögel Mitteleuropas, Bd. 1—10. Brittinger, Gh. (1866): Die Brutvögel Oberösterreichs nebst Angabe ihres Nestbaues und Beschreibung ihrer Eier. 26. Jber. Mus. Franc.-Carol. 1—127. Cabela, A. & F. TIedemann (1985): Atlas der Amphibien und Reptilien Österreichs. Neue Denkschriften Naturhlst.Mus.Wien 4, 80 8. Catalogus Faunae Austriae (1955—1982): Mammalia + Nachtrag, Gyclostomata, TeleostomI, Amphlbia, Reptilla + Nachtrag, Aves. Wien. Hinterberger, J. (1854): Die Vögel von Österreich ob der Enns, als Beitrag zur Fauna dieses Kronlandes. 14. Ber. Mus.Franc.-Garol. 1—112. Kerschner, Th. & J. Schadler (1933): Geschichte der natur wissenschaftlichen Sammlungen des oberösterreichi schen Landesmuseums. Jb. OÖ. Mus.Ver. 85, 345—479. Mayer, G. (1987): Atlas der Brutvögel Oberösterreichs. Natur- und Landschaftsschutz 7, 189 S., Linz. Mayer, G. Th. (1977): Die Abteilung Zoologie/Wirbeltiere am OÖ. Landesmuseum. Oberösterreichischer Kulturbe richt 31,17, 131—132. Mayer, G. Th. (1982): Ornithologische Bibliographie Ober österreichs 1850—1980. Linzer biol.Beitr. 14,1, 53—92. Selpel, W. Ved. (1987): Wasservögel — Ökologie als Aben teuer. Kataloge des OÖ. Landesmuseums, N.F Nr. 8, 157 S. Tschusi zu Schmidhoffen, V.v. (1915): Übersicht der Vögel Oberösterreichs und Salzburgs. 74 Jber. Mus.Franc.Garol. 1—40. Jb. OÖ. Mus. Ver. = Jahrbuch des Oberösterreichischen Musealvereins
Stets am Ball mit der Volkshochschule der Arbeiterkammer Attraktivität und Aktualität sind das Motto der Volkshochschule der Arbeiterkammer. Und das ist auch der Grund der im Jahre 1986 neuerlich angestiegenen Veranstaltungszahlen, die vor allem bei den Kursen eine neuerliche Auswei tung brachten. 3820 verschiedene Kurse lockten 45.426 Teil nehmer an. Wenn man dann auch noch die Vor träge und sonstigen Veranstaltungen dazunimmt, wurden im vergangenen Jahr 4399 Veranstaltungen mit 117.210 Teilnehmern abge halten. Eine schöne Zahl, die die größte Er wachsenenbildungseinrichtung Oberöster reichs da vorweisen kann. Gerade in der heutigen Zeit, in der alles einem schnellen Wandel unterlegen ist — sei es im Be ruf, im täglichen Lieben oder in der Freizeit —, heißt es, mit aktuellen und ansprechenden An geboten den Wünschen und Bedürfnissen der Menschen gerecht zu werden. Die Notwendigkeit des lebenslangen Lernens, des ständigen „In"-Seins, gewinnt immer mehr an Bedeutung. Die fortschreitende Entwicklung in technischer Hinsicht und auch im gesell schaftlichen Bereich motiviert die Menschen mehr denn je, sich auf die stetig wachsenden Anforderungen vorzubereiten. In Erfüllung ihres Bildungsauftrages leistet hier die Arbeiterkammer mit ihrer Volkshochschule in allen Bezirken des Bundeslandes einen we sentlichen Beitrag. Dabei ist sie der Meinung, daß die Förderung ausschließlich der intellek tuellen Fähigkeiten zu wenig ist. Sie fördert da her mit ihren Bildungsveranstaltungen auch die kreativen und produktiven Fähigkeiten. Dem entsprechend ist auch die Angebotspalette der Volkshochschule der Arbeiterkammer breit und vielfältig ausgerichtet. Sie bietet allen et was und regt zum geistigen und schöpferischen Aktivsein an. 22 Zweig- und 153 Nebenstellen Die Volkshochschule der Arbeiterkammer ist in Oberösterreich mit 22 Zweig- und 153 Neben stellen netzartig in allen Bezirken vertreten. Zweigstellen bestehen in Bad Hall (Leitung Sepp Heinzelmann), Braunau (Leitung Fritz Lassau), Eferding (Leitung Christian Poldlehner), Enns (Leitung Friedrich Mader), Ennstal/Losenstein (Leitung Wolfgang Bachner), Freistadt (Leitung Hermann Krennbauer), Grieskirchen (Leitung Ferdinand Alfanz), Kirchdorf (Leitung Manfred König), Lenzing (Leitung Walter Haminger), Leonding (Leitung Karl Nowak), Mattighofen (Leitung Franz Sonntag), Ottensheim (Leitung Franz Liebl), Pasching-Langholzfeld (Leitung Robert Pill), Perg (Leitung Max Bruckner), Ried im Innkreis (Leitung Helmut Strnad), Rohrbach (Leitung Franz Praher), Salzkammergut (Leitung Nivard Hölzl), Schärding (Leitung Josef Hinterberger), Traun (Leitung Robert Pill), Vöcklabruck (Lei tung Karl Posch), Wels (Leitung Herbert Unter) und Windischgarsten (Leitung Karl Schimpl). Die derzeit bestehenden 153 Nebenstellen sind um die Zweigstellen herum gruppiert und er sparen den Interessenten Anfahrtswege. Sie sind gleichsam vor der Haustüre angesiedelt. Kreativität im Vordergrund Traditionsgemäß nehmen die Kreativitätskurse in der Beliebtheit der Bildungsveranstaltungen den ersten Rang ein. Gefragt sind aber nach wie vor auch alle Sprachkurse bis hin zu Arabisch und die unter dem Begriff Körperkultur ange botenen Kurse. Darunter versteht man alle Kurse, die zum FitSein und Fit-Bleiben beitragen, nämlich Gym nastik, Schwimmen, gesunde Ernährung, Mas sage, Yoga und ähnliches. Der Betreuung älterer Menschen wurde und wird stets auch großes Augenmerk geschenkt. Spezielle Angebote im Gesundheitsbereich und in der Komunikation geben auch dem Lebens abend mehr Sinn. Außerdem werden von einzelnen Volkshoch schulen immer wieder Ausstellungen und Lei stungsschauen durchgeführt. So fand z. B. eine speziell auf das Trachtennähen ausgerichtete Leistungsschau in Windischgarsten statt. Das Interesse war sehr groß, es kamen über 600 Be sucher! Den Oberösterreichern näher gebracht werden die Angebote der Volkshochschule der Arbei terkammer durch Postwurfsendungen an alle Haushalte dort, wo es die Volkshochschule gibt. So wurden im Vorjahr 420.000 Pro grammschriften in 375 Orten verteilt. AK leistete über neun Millionen Schilling Erwachsenenbildung kostet auch Geld. Die Kammer für Arbeiter und Angestellte für Ober österreich hat im Vorjahr für die Tätigkeit der Volkshochschule fast 9,4 Millionen Schilling an Kostenzuschüssen geleistet. Sie wurde vom Bund mit 197.000 Schilling und vom Land Oberösterreich mit 76.700 Schilling unter stützt. Für die Sozialversicherung der Mitarbei ter hat die AK dann nochmals 52.700 Schilling aufgewendet. Weiters hat die Arbeiterkammer 1986 auch an dere oberösterreichische Volkshochschulen un terstützt. Sie finanzierte 35 sogenannte Stif tungskurse, die von 443 Teilnehmern besucht wurden. AK-Präsident Fritz Freyschlag sieht in der Tä tigkeit der Volkshochschule der Arbeiterkam mer einen überaus wichtigen Beitrag zur Wei terbildung der Arbeitnehmer und zur sinnvollen Freizeitgestaltung nach des Tages Müh und Plage. Er steht voll hinter dieser Er wachsenenbildungsinstitution. Der Präsident der Kammer für Arbeiter und Angestellte für Oberösterreich, Fritz F r e y - schlag, unterhält sich gerne mit den Teilnehmern der Kurse der Volkshochschule der Arbeiter kammer. Unser Bild zeigt (Bild rechts) ihn bei einem Kerbschnitzkurs in Wels mit einem Kursteil nehmer (links) und dem Leiter der VHS der Arbeiterkammer Wels, Herbert Unter. Foto: AK/Neulinger 8
Streiflichter aus der Arbeit der naturwissenschaftlicheii Sammiungen im OÖ. Landesmuseum Die Sammlung Zoologie/Wirbellose Tiere im OÖ. Landesmuseum Aufgaben und Verpflichtungen Fritz Gusenieitner Für einen einzelnen Menschenvollkommenun überschaubar präsentiert sich das Heer wirbello ser Tiere. Dieses kann man alleine an der ge schätzten Weltartenzahl ablesen, die je nach Wissenschafter zwischen 700.000 und sieben Mil lionen schwanken dürfte. Der überwiegende Teil dieser Lebewesen ist der Klasse der Insekten zu zuordnen. Es ist unter anderem den Museen vor behalten, durch Sammeln, Konservieren, Doku mentieren und Präsentieren gemeinsam mit einer Schar interessierter Laien das Wissen um unsere Natur mosaikartig zu erweitern. Daß gerade im Fal le der Insektenkunde, bedingt durch die enorme Artenzahl (in Oberösterreich vielleicht 20.000), die oft nur eingeschränkten Beobachtungsmöglichkei ten und nicht zuletzt durch die geringe Anzahl der Bearbeiter, hier im Vergleich zur Wirbeltierkunde ein großer Nachholbedarf besteht, ist wohl nicht schwer verständlich. Der Aufbau von Insektensammlungen in Ober österreich begann schon Ende 18. Anfang 19. Jahr hundert. Neben Stiftssammlungen (Kremsmün ster, St. Florian) wurden auch einige Privatsamm lungen von Käfern, Schmetterlingen, Schnecken und Muscheln angelegt. Ästhetische Momente, die Ergötzung am Gesam melten, war der Grund des Aufbaues dieser Kollek tionen, und nur wo „Schädlinge" menschliche Pflanzenkulturen bedrohten, übernahmen Auf sammlungen die Rolle, Wissen über diese Tier gruppe weiterzugeben. In diese Zeit des Studiums von Schädlingen in Oberösterreich durch den Stiftsgeistlichen aus St. Florian, Josef Schmidberger, fällt auch der Beginn des Aufbaus unserer oberösterreichisch-musealen Sammlungseinheit. Ihre Entwicklung bis zur Jetztzeit ist bei Ker schner u. ScHAOLER (1933) sowie bei GusenleitNER, F. (1983) nachzulesen, und es soll hier nur bei der Erklärung von Zusammenhängen ausschnitts weise darauf eingegangen werden. Wesentlich er scheint mir jedoch der Umstand, daß der Sinn der Anlage musealer wissenschaftlicher Sammlungen erst zur letzten Jahrhundertwende erkannt und dementsprechend umgesetzt wurde. Vielleicht lag es an der im 19. Jahrhundert noch weitgehend hei len Natur, daß der Dokumentationswert von Samm lungen nicht gesehen wurde, sicherlich aber auch an der mangelnden Ausbildung ihrer Betreuer. Die Idee des Zusammenstellens von Kollektionen nach dem Vorbild einer Arche Noah, von jedem Tierein Pärchen, überschattete die Notwendigkeit, das Präparat als Dokument, versehen mit ausführ lichen Funddaten, zu betrachten. Nur so ist es erst verständlich, daß schlechte oder untypische Sammlungsstücke durch schöne und typische ständig ersetzt wurden. Der faktische Beginn des Aufbaus musealer Sammlungen wirbelloser Tiere muß somit in den Anfang des 20. Jahrhunderts da tiert werden. Dem Kleinschmetterlingskundler Franz Hauder so wie dem zoologisch ausgebildeten Kustos Dr. Theodor Kerschner, der 1914 seine Arbeit im Mu seum aufnahm, haben wir es heute zu verdanken, daß unsere Sammlungen seit dem Beginn dieses Jahrhunderts nach den Gesichtspunkten eines Do kumentationsmaterials erstellt wurden. Um alle in teressierten Kräfte unseres Landes am Aufbau dieser Sammlungen zu koordinieren und gemein sam Dokumentationen zu erarbeiten, wurde im Ok tober 1921 die Entomologische Arbeitsgemein schaft am OÖ. Landesmuseum, welches zu diesem Zeitpunkt schon unter der Führung des Landes Oberösterreich stand, gegründet. Noch heute, 66 Jahre nach Gründung dieser Interessensgemeinschaft, ist die Entomologische Arbeits gemeinschaft ein loser, nicht vereinsgebundener Zusammenschluß aller entomologisch aktiven Na turkundler des Landes mit dem Sitz am OÖ. Lan desmuseum. Viele privat angelegte Sammlungen aus der Reihe der Mitarbeiter sorgten im Laufe der Jahrzehnte für die Größe der musealen Insekten sammlung, die heute etwa auf 1,5 Millionen Tiere einzuschätzen ist. Alle diese Präparate, versehen mit Funddaten, lassen uns heute ein dynamisches Bild von der Veränderung der Zusammensetzung von Insektenarten zeichnen, liefern darüber hinaus Auskunft über Verbreitung, Nahrungswahl, jahres zeitliches Auftreten, Niststätten und lassen uns erst dadurch den heutigen Status ihrer Bedrohung und Gefährdung erkennen. Dem Feststellen des Aus sterbens einer Tierart (beispielsweise in Oberöster reich) liegt der Beweis eben in musealen Samm lungen zugrunde, welche das ehemalige Vorkommen dieser Tierart in unserem Bundesland bestätigen können. Womit ein wichtiger Sinn natur wissenschaftlicher Sammlungen erklärt ist: Rekonstruktion vergangener naturkundlicher Ver hältnisse, um dadurch im Vergleich mit dem Istzu stand Zukunftsprognosen aufzustellen. Neben der Unterstützung bei der Beobachtung re gionaler Problemstellungen hilft uns die Insekten sammlung, ja sie ist unumgängliche Grundlage zur Klärung von Fragestellungen der Systematik, Taxonomie, Ökologie, Faunistik usw. Zur notwendi gen Erstellung von Bestimmungstabellen, die erst zur Identifizierung eines vorliegenden Insekts ver helfen, benötigt man das Vorhandensein einer Sammlung ebenso. Daß selbst in einem gut be sammelten Land wie Österreich noch neue Insek tenarten für die Welt zu finden sind und auch noch jüngst gefunden wurden, läßt sich erst nach inten siven Sammlungsstudien bestätigen. Die Glaub würdigkeit publizierter Daten findet ihre Beweis kraft schließlich ebenso in angelegten Sammlungen. Zugegebenerweise sind Sammlungen ein Spiegel bild ihrer Sammler und geben daher auf Grund un terschiedlicher systematischer und regionaler Prä ferenzen kein gleichmäßiges Bild über alle Tiergruppen. Unter den Insekten gelten Schmet terlinge und Käfer zu den beliebtesten Sammel gruppen. Größe, optische Attraktivität, aufbereite tes Literaturangebot für den Sammler usw. mögen hier als wichtigste Gründe angegeben werden. Analog dazu ist der hohe Informationsstand über diese Insektenordnungen, der große Umfang der Sammlungen sowie die relativ große Anzahl der Bearbeiter auch in Oberösterreich zu verstehen. Die ersten drei Bände einer Dokumentation über die Schmetterlinge Oberösterreichs (KUSDAS u. REICHL, 1973, 1974, 1978), basierend auf größten teils heute im Landesmuseum befindlichem Daten material, stellen einen Anfang in der publizisti schen Umsetzung größeren Sammlungsmaterials dar. Ähnliches ist über einzelne gerade in Ober österreich gut bearbeitete Hautflüglergruppen, wie die Wildbienen, geplant. Ein völlig anderes Bild, sowohl auf Sammlungs ebene, als auch in Form von vorhandener Literatur, zeigt sich dem Interessierten bei Betrachtung ver schiedener anderer Insektengruppen. In Ober österreich hat eben kaum noch jemand Orthopte ren (Heuschrecken und Grillen) oder Zikaden gesammelt, so daß wir über diese Insekten weitgehendst uninformiert sind. Ganz zu schweigen von der systematischen Aufsammlung anderer Wirbel loser wie Spinnen, Würmer, Krebse usw. Lediglich Schnecken und Muscheln haben mehr Liebhaber gefunden, so daß hier auf vereinzeltes Datenmate rial in Sammlung und Literatur zurückgegriffen werden kann. Über den publizistischen Stand der Erforschung der Wirbellosen läßt sich in GUSENLEITNER F. und J. GUSENLEITNER 1983 sowie bei GUSENLEITNER F. 1983 nachlesen. Bei Gesamtbetrachtung der Sammlungssituation ist ein großer Ergänzungsbedarf abzulesen. Leider ist für die Notwendigkeit, systematische Sammlun gen anzulegen, nur wenig Verständnis zu ernten. Es muß uns gelingen, größere, geographisch un eingeschränkte Kollektionen zu erwerben, denn genausowenig wie Umweltschutz nur regional be trieben werden kann (z. B. Waldsterben), ist es möglich, zoologische Fragestellungen nur oberösterreichweit zu behandeln. Finanzielle, perso nelle und räumliche Besserstellung der naturwis senschaftlichen Sammlungsbereiche ist dazu vordringliche Grundvoraussetzung. Immerhin ar beiten derzeit in Oberösterreich weltweit anerkann te private Insektenkundler, die im Besitz wertvoll ster Sammlungen sind. So wie manchen einzigartigen Kollektionen (Priesner, Kusdas, Löberbauer, Klimesch) wird auch diesen Aufsamm lungen nach dem Ableben des Bearbeiters ein Platz in Wien oder im Ausland geschaffen werden, weil von eigener Seite nicht der notwendige Anreiz geboten werden kann. Wenige internationale Kol lektionen unseres Hauses beweisen durch zahlrei che Anfragen und Entlehnungen aus der ganzen Welt, welcher fachliche Wert in diesen Dokumenta tionen ruht, und wie sehr die Bedeutung eines Mu seums durch solche Sammlungen nicht zuletzt durch laufenden Eingang in die Literatur gesteigert werden kann. Daß Insektensammlungen auch einen praktischen, für jedermann brauchbaren Wert besitzen, läßt sich daraus ablesen, daß die entomologische Abteilung am OÖ. Landesmu seum die einzige Anlaufstelle im Lande zur Identifi zierung von Insekten darstellt, daß gerade bei Fragen der Schädlingsbekämpfung Insekten sammlungen unersetzbare Dienste leisten. Erst ein Blick in die Sammlung lehrt uns heute, daß die Kleidermotte, eine von etwa 1400 Mottenarten in Oberösterreich, ihren Ruf als gefährlichster Haus haltsschmetterling längst an die seit einigen Jah ren vermehrt auftretende Dörrobstmotte abgege ben hat. Aus diesen in der Sammlung ersichtlichen Ent wicklungen können somit auch praktische Rat schläge an die Öffentlichkeit weitergegeben wer den (GUSENLEITNER F. 1986). Womit der letzte Aufgabenpunkt unserer Sammlungen angeschnit ten wurde: die Öffentlichkeitsarbeit. Selbstver ständlich ist der Ruf nach Präsentation der jahr zehntelang aufgebauten Sammlungen in moderner Form zu hören und das mit Recht, haben doch die Zusammenstellungen naturkundlichen 9
Streiflichter aus der Arbeit der naturwissenschaftlichen Sammlungen im OÖ. Landesmuseum \ / »j, . tc. i Teilansicht der 1985 im Oberösterreichischen Landesmuseum gezeigten Sonderausstellung „Muscheln und Schnecken der Meere". — Fotos: Franz Gangl, Linz, oö. Landesmuseum Aus der Sammlung ZoologieA/Virbellose Tiere am oberösterreichischen Landesmuseum ist abzulesen, daß die Zottelbiene (Panurgus calcaratus, SCOP) eine von 610 Bienenarten in Österreich ist, die im Vergleich zu anderen Arten Gattung häufiger auftritt und jährlich auch im Sommer und Herbst an verschiedenen Pflanzen (hier Leontodon) anzutreffen ist. — Foto: A. W. Ebmer, Linz Materials auch die Aufgabe, einen Uberblick über die unbelebte und belebte Natur in Ausstellungs form zu vermitteln, Formen- und Lebensvielfalt zu erklären und gegebenenfalls auf Gefährdungen einzelner Arten und Lebensräume hinzuweisen. Nur stößt die Umsetzung dieser Forderung auf fol gende Schwierigkeiten: Einerseits wurde der über wiegende Teil der Sammlungen als wissenschaftli ches Dokumentationsarchiv angelegt, jedes Tier versehen mit genauen Funddaten, besitzt dabei Unikatcharakter, kann also nicht ersetzt werden. Das erscheint besonders wichtig, da jede Ausstel lung durch Materialverschleiß gekennzeichnet ist, die ursprünglichen Gründer der Sammiung, also private Naturkundler, selbstverständlich keine Freude hätten, ihr dem Museum anvertrautes Sammelgut in Ausstellungen wiederzufinden. An dererseits ist gerade am Sektor der Entomologie mit sehr kieinen Lebewesen zu rechnen, die In natura ohnehin nicht Ausstellungsrelfe besitzen wür den. Man ist daher zur Präsentation auf optische Hilfsmittel, Fotos, Modelle usw. angewiesen. Aus stellungshilfen, die fast nicht vorhanden sind und die für jedes Ausstellungsthema neu organisiert werden müssen. Dennoch ist es innerhaib von zwei Jahren möglich gewesen, zwei vollkommen konträre Ausstellungsthemen über Wirbellose für die Öffentiichkeit aufzubereiten: Die Schnecken und Muscheln der Meere sowie die Bienen und Wespen. Dieses ließ sich nur unter gleichzeitiger Reduktion der übrigen Aufgaben der Sammlung Wirbellose Tiere bewerkstelligen. Einen besonderen Stellenwert erlangen naturwis senschaftliche Aussteilungen, da sie mit geistes wissenschaftlichen Präsentationen nur in wenigen Fällen zu vergleichen sind. Während Aussteilun gen beispielsweise über Malerei schon auf vorge gebene Objekte verweisen können, die als Kunst werk für sich sprechen und keiner (weniger) zusätzlicher Erläuterungen bedürfen, müssen na10
Streiflichter aus der Arbeit der naturwissenschaftiichen Sammiungen im OÖ. Landesmuseum turwissenschaftliche Ausstellungen von der Pike auf erarbeitet werden. Nur so Ist es erklärbar, daß eine moderne naturwissenschaftliche Schau in Österreich Mangelware ist, während Galerien aller Art selbst In Linz zu Dutzenden In verschiedenen Qualitäten angeboten werden. Ich möchte mit diesen Worten nicht die Sinnhaftigkeit derartiger Ausstellungen oder gar die Leistungen ihrer Orga nisatoren in Frage stellen, sondern lediglich aufzei gen, daß die Vorbereitungsarbeiten für naturwis senschaftliche Ausstellungen längere Zelt In Anspruch nehmen, personalintensiveren Charak ter besitzen und zusätzlich die Aufgabe haben, Bil dung in Objekt und Schrift zu vermitteln. Zusammenfassend kann festgehalten werden, daß die Aufgabe naturkundlicher Sammlungen In fol genden Punkten zu definieren ist: 1. Dokumentation zur Erkennung dynamischer Na turabläufe 2. Verglelchsgrundlage für Objektidentifizierung und -bearbeitungen (Taxonomie, Systematik, angewandte Entomologie usw.) 3. Beweisunterlage publizierter Daten 4. Ausstellungscharakter bei Anschaffung zu diesem Zweck. Die Umsetzung dieser Aufgabenbereiche erfordert die personelle Aufstockung der Naturwissenschaf ten, die Bereitstellung von Manipulationsflächen für ausstellungstechnische Vorbereitungen, die budgetäre Begünstigung, um jene Sammlungen, wie auch Literatur zu bekommen, die es erlauben, den vorgegebenen Aufgaben nachzukommen. Literaturverzeichnis: Gusenleitner, F., 1983: Zoologie — Wirbellose Tiere. In: 150 Jahre Oberösterreichisches Landesmuseum Linz, 107—118. Gusenleitner, F., 1983: Sammlung „Wirbellose Tiere" — Jb. O.Ö. Mus.-Ver. 128/11: 150 Jahre Oberösterreichischer Musealverein, Geseilschaft für Landeskunde — Fest schrift, 137—150. Gusenleitner, F., 1983: Systematische Aufsteliung der Evertebraten-Literatur Oberösterreichs, 1781—1982 — Linzer biol. Beitr. 15/1—2, 1—266. Gusenleitner, F., 1986: Plodia interpunotella (Hb.), die Dörrobstmotte, der in Oberösterreich derzeit bedeutend ste Vorrats-„Schädling" privater Haushalte (Lep., Pyralidae) — Informativ, Folge 96, S. 24, Linz. Gusenleitner, F. u. J. Gusenleitner, 1983: Zoologie — Wir beilose Tiere — Jb. O.Ö. Mus.-Ver. 128/1, 431—438. Kerschner, Th. u. J. Schadler, 1933: Geschichte der natur wissenschaftlichen Sammlungen des Oberösterreichi schen Landesmuseums — Jb. O.Ö. Mus.-Ver. 85, 345—479. Kudas, K. u, E. R. Reichl, 1973: Die Schmetterlinge Ober österreichs, Teil 1: Allgemeines, Tagfalter. Linz, 266 S. Kudas, K. u. E. R. Reichl, 1974: Die Schmetterlinge Ober österreichs, Teil 2: Schwärmer, Spinner. Linz, 263 S. Kudas, K. u. E. R. Reichl, 1978: Die Schmetterlinge Ober österreichs, Teil 3; Noctuidae 1, Linz, 270 S. ['äS TIERPARK HAAG KINDERFREUNDLICH Schöner, schattiger Naturpark mit vielen Gewässern und reichhaltigem Tierbestand. Bequeme Wanderwege. Großer Parkplatz. Büffet im Tierpark, Gasthausbetrieb. Autobahnabfahrt „Stadt Haag" BIER Unsere Depots in Oberösterreich LINZ, Wiener Straße 247 Telefon 0 73 2/43 3 66, 43 0 86 WOLFERN, Kofa-Getränkeindustrie Telefon 0 72 53/296 TRAUN, Fa. Friedwagner Telefon 0 72 29/32 41 ROHRBACH, Fa. Schartner-Fein Telefon 0 72 89/61 56 NAARN, Fa. Hölzl Telefon 0 72 62/82 71 WEYER, Markt Telefon 0 74 47/481 11
RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2