Oberösterreich, 37. Jahrgang, Heft 1, 1987

Bücherecke junge Geschichte von Tamino und Pamina, von Papageno und Papagena, von der „wundersamen Zauberflöte . . . aus tausendjähr'gem Eichenholz geschnitzt" und dem „silbern Zauberglockenspiel". Vor allem aber ist es die Geschichte vom Kampf der Finsternis, verkörpert durch die „Königin der Nacht", mit dem „Sonnenreich", in dem der „groß mütige Priesterfürst" Sarastro herrscht. Das Buch ist nicht mehr ganz neu auf dem Bücher markt, wird aber leider wenig angeboten. Deshalb sei darauf mit Nachdruck hingewiesen. Es vermit telt optische Bildeindrücke, die beim Betrachten in uns zu tönen beginnen. Da es auch in einer engli schen Ausgabe erhältlich ist, kann es überdies als willkommener Gruß an anglikanische Freunde Mozart'scher Musik empfohlen werden. Der Maler Made.r Mit Texten von Angelica Bäume,r Marlene Krispe,r Walter WIppersberg. Siegfried Kar rer (Hrsg.). — Linz: Landesverlag 1986, 112 Selten, davon 72 viertarbIg, 24 x 21 cm, Pappband, Laden preis S 348.—. Zu diesem neuen Kunstbuch kann dem Landesver lag Linz und dem mitverantwortlichen Kunsthof Weihergut Salzburg gratuliert werden. Es ist ak tuell, denn der Maler, dem diese Publikation gewid met ist, der Steyrer Fleribert Mader, ist als ein Vor kämpfer für die Erhaltung des Wehrgrabens in Steyr — örtlicher Mittelpunkt der heurigen oö. Lan desausstellung — zu bezeichnen. Vor allem hat er sich aber in den letzten Jahren in die Spitze der zeitgenössischen österreichischen Aquarellmale rei hineingemalt. Sein Brotberuf Kunsterziehung, seit 1985 sogar Fachinspektor für Bildnerische Er ziehung und Werkerziehung in Oberösterreich, be hindert ihn nicht in seiner schöpferischen Potenz. Er ist ein Vollblutkünstler. Seine Thematik sind Landschafts- und Städtean sichten. Seine Bilder sind erlebte Augenblicke. In hellen Wasserfarben, mit dem Pinsel auf das Pa pier hingehaucht, wird die Seele einer Stadt, einer Landschaft für das betrachtende Auge bloßgelegt, vergleiche als Beispiel S. 53 das 1986 entstandene Aquarell „Steyr", eine wahre Liebeserklärung des Malers an seine Geburtsheimat. Die in diesem Buch reproduzierten Aquarellblätter und einige wenige Zeichnungen mit dem Graphit stift befassen sich mit Ansichten aus Venedig, Salzburg, Steyr, Paris, Rouen und der Normandie, zwei Blätter sind „Toskanischen Landschaften" ge widmet, wobei die Herbheit der Toskana wohl nur schwer in einen malerischen Griff zu bekommen ist. Mein Lieblingsaquarell S. 25 „Venedig, Am Canal Grande"! Wasser zu malen, scheint ein besonde res Anliegen des Künstlers zu sein. Neben einem Vorwort von Bundesminister Dr. Her bert Moritz wird in drei Textbeiträgen versucht, über den Menschen und Maler Heribert Mader auch literarisch eine Aussage zu machen. Mit ihm als Aquarellisten beschäftigt sich Angelica Bäumer. Sie meint, daß das Aquarell „seiner Sehn sucht nach Stille und Distanz nahe komme". Ein Bild seiner Persönlichkeit entwirft in einer Art ge bundener Rede Marlene Krisper. Dabei werden auch seine Fähigkeiten als Kunsterzieher, als „Be geisterer", und als Lebensgenießer angedeutet. Seinen vollen Einsatz für die Bewahrung histori scher Kulturwerte, also für die Denkmalpflege, und hier im besonderen für den Steyrer Wehrgraben würdigt Walter WIppersberg. Anerkennung verdient auch die graphische Gestal tung dieses Kunstbuches. Melchior Frommel: Margret Bllge,r Porträtzelchnungen. Das Menschenbild einer Frau. — Schärding: Verlag Josef Helndl, 1986, 188 Selten, 126 Abbildun gen, 5 farbige Abbildungen, Ganzlelnenelnband mit Schutzumschlag, Ladenpreis S 890.—. Bei der oberösterreichischen Landesausstellung 1975 im Zisterzienserstift Schlierbach „Margret Bilger 1904 — 1971" wurde zum erstenmal das ge samte CEuvre dieser bedeutenden Künstlerin be kanntgemacht: Das umfangreiche graphische Werk (Holzschnitte und Holzrisse), das ebenso umfangreiche glasmalerische Werk sowie die bis her weniger bekannten Werkgruppen Zeichnun gen, Aquarelle und Pastell, Ölbilder, Hinterglasbil der, textile Arbeiten. Nach Herausgabe des Holzrißwerkes mit einem vollständigen Werkverzeichnis in Buchform 1973 hat nunmehr Melchior Frommel in jahrelanger Kleinarbeit den gesamten Bestand an Porträtzeich nungen der Künstlerin gesichtet, zusammenge stellt und legt das Ergebnis seiner Forschungen in einem bibliophil kostbaren Kunstbuch vor. Er informiert, daß die Künstlerin neben rund 400 Holzrissen, rund 100 Glasfenstern, 250 Land schaftsaquarellen, einigen Ölbildern usw. auch 350 Porträtzeichnungen geschaffen hat. Diese Zeichnungen schuf sie, einer inneren Stimme ge horchend, in erster Linie für sich selbst. Mit Blei stift, Rötel, dunkler Kreide oder Kohle hielt sie Zwiesprache mit den Menschen, die sie liebte, de nen sie mütterlich zugetan war. Ihr Zeichnen war ganz intuitives Tun. Viele Menschen, die sie zeich nete, erschienen ihr als Verkörperung des „Heiligen". Melchior Frommel bringt uns diese Künstlerin, die als Mensch so schwer zu erfassen war, die wie eine Frau aus einer jenseitigen Welt unter uns weilte und ihr meditatives Werk schuf, ganz nahe. Er fügt den abgebildeten Zeichnungen Briefstellen der Künstlerin bei, die oft wie mystische Botschaf ten wirken. Der Verlag hat diese inhaltlich wertvolle Publika tion ebenso kostbar gestalten lassen. Dieses Bilgerbuch stellt für die gesamtösterreichische Kunst literatur eine Bereicherung dar. Vorankündigung einer neuen Gauermann-Monographle Im Frühjahrskatalog 1987 der „Rosenheimer Rari täten" finden wir die Vorankündigung eines neuen Kunstbuches, das für Österreich besonders inter essant ist. Rupert Feuchtmüller: Friedrich Gauer mann, 320 Seiten mit 96 Farbtafeln, 96 Schwarz weißtafeln . . ., Werkverzeichnis mit etwa 300 Abbildungen, Register, 31,5 x 27 cm, Leinen, La denpreis S 990.60, Auslieferung voraussichtlich März oder April 1987. Wir werden dieses neue Kunstbuch nach Erscheinen ausführlich be sprechen. Neuerscheinungen zur Zeltgeschichte Harry Slapnicka: Oberösterreich — zweigeteiltes Land 1945—1955. — Linz: Landesverlag 1986, 336 Selten, gebunden, Ladenpreis S 398.—. Mit dieser Neuerscheinung hat Harry Slapnicka seine Aufarbeitung der oberösterreichischen Zeit geschichte „Oberösterreich in den vergangenen 100 Jahren" abgeschlossen — ein wissenschaft lich bedeutendes Unternehmen, das nunmehr in fünf Bänden vorliegt. Als Herausgeber fungiert das Oberösterreichische Landesarchiv, dem für seine Berücksichtigung der Zeitgeschichte Dank ge bührt. Oberösterreich nimmt in dieser Beziehung wohl einen Spitzenrang in der österreichischen Hi storiographie ein. Dieser letzte „Slapnicka" liest sich trotz seiner Sachlichkeit wie ein spannender Roman. Es sind schließlich die Schicksalsjahre, die von der älteren und mittleren Generation haut nah erlebt worden sind. Aber auch für die Jugend, die diese Zeit nur vom Hörensagen kennt, ist dies ein bemerkenswerter Lesestoff. Manches vor schnelle Urteil über die Elterngeneration erscheint hier in einem gerechteren Licht. Harry Slapnicka bemüht sich um größte Objektivität. Er benützt fast ausschließlich archivalisches Ouellenmaterial. Er bewahrt Distanz und vermeidet subjektive Emo tionen. Die Jahre vom Kriegsende 1945 bis zum Ereignis des Staatsvertrages rollen wie in einem Dokumen tarbericht vor unserem geistigen Auge ab — „Von der Stunde Null bis zum Staatsvertrag": Die ersten Jahre der bittersten Not, in denen sich alle Kräfte auf Sicherung der Ernährung und Wiederaufbau der Wohnstätten konzentrieren mußten. — Das schwierige Taktieren mit den Besatzungsmächten, der Aufbau einer eigenen Verwaltung, die Konstitu ierung der politischen Parteien, die Heranbildung eines neuen Landesbewußtseins — dazwischen „Flüchtlingsland, Barackenland"! Wer denkt heute noch daran, daß die US-Truppen hier in Oberöster reich den europäischen Abschnitt des Zweiten Weltkrieges beendeten, gleichzeitig 42 Gemein den nördlich und acht südlich der Donau von russi schen Soldaten besetzt wurden und schließlich Ende Juli 1945 das ganze Mühlviertel russische Besatzungszone wurde, Oberösterreich somit für viele Jahre zweigeteilt war? Damals gelang die „Geniale Lösung" der „Zivilverwaltung Mühl viertel". Es ist sehr notwendig, die Erinnerung an diese Ge schichtsperiode wachzuhalten und authentisch darüber zu berichten. Abbildungen sowie Karten und Graphiken beleben die Darstellung. Autor, Landesverlag und Landesarchiv haben sich mit dieser zeitgeschichtlichen Buchreihe ein gro ßes Verdienst um Oberösterreich erworben. O. Wutzel 82

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