Oberösterreich, 37. Jahrgang, Heft 1, 1987

Oberösterreich aktuell auch mehr verdient und über Freizeit verfügt. Natürlich bleibt das der Wirtschaft nicht ver borgen. Sie entdeckt die gestiegene Kauf kraft und nutzt sie nach Kräften. Die moderne Reklame ist geboren. In Kinos, auf Plakat wänden und durch Lichtreklame wird Komfort durch Elektrizität gepriesen: Was elektrisch funktioniert, macht nicht schmutzig und ist kinderleicht zu bedienen — der Staubsauger, das Bügeleisen, der Kühlschrank, der Herd, der Heißwasserspeicher; der elektrische Strom setzt alles feenhaft und wie durch Gei sterhand in Gang. Kino und Radio entführen alt und jung in eine Traumwelt. Uns bleibt keine Zeit zum Träumen. An dem eigens für die Ausstellung aufgebauten Elek trizitätswerk und an Beispielen der Industrie architektur vorbei, gelangen wir in den Bann des Faschismus. Die nationalsozialistische Arbeitswelt nimmt uns gefangen. Kinorekla me und Wochenschauen schwärmen von der „Arbeit, die ehrt", von Volks- und Leistungsge meinschaft, vom „Arbeiter der Stirn und der Faust", von „Schönheit und Würde der Ar beit". „Deutsche Arbeitsfront" und „Kraft durch Freude" sollen die Arbeitslust steigern. Dabei befinden wir uns im Bauch eines Bom benflugzeuges, eine Batterie von Flieger bomben drohend wie das Damoklesschwert über uns. Eine Rolltreppe führt in das Obergeschoß. Sie steht für den Wiederaufbau nach dem Weltenbrand und Wegweiser in eine bessere Zeit. Ist sie besser? Sie ist zunächst ganz an ders. Nun dominiert ein neues Leitmotiv, das den Lauf der Welt ähnlich radikal ändern kann wie einst die Erfindung der Schrift: der Computer. Wir stehen auf einer Kommando brücke über der Mittelhalle, blicken zurück in die Vergangenheit — E-Werk, Dampfmaschi ne, Wasserrad —, und vor uns ist ein Überwa chungsstand aufgebaut, auf dessen 15 Moni toren man beobachten kann, was sich „zu ebener Erde" in den einzelnen Abschnitten tut. Zunächst ist man fasziniert von dieser all gegenwärtigen Kontrolle, doch dann versetzt man sich an die Stelle jenes Menschen, des sen Arbeit darin besteht, vor diesen Bildschir men zu sitzen und zu warten, „daß nichts pas siert". Die Faszination weicht der Beklem mung. Zwischen Faszination und Beklemmung schwankt der Besucher in diesem letzten Teil der Ausstellung, der ihm ein umfassendes und objektives Bild von den Möglichkeiten, Chancen und Gefahren im Einsatz der zu kunftsweisenden Technologien der Mikro elektronik geben soll. Schon von der Kom mandobrücke aus gehen farblich kontrast reich markierte Kabel in alle Richtungen, führen zu den Geräten und zum Zentralrech ner und vermitteln den Eindruck von der viel fachen Vernetzung dieser Systeme. Selbst wenn es einem beim Gang durch die Jahr hunderte der Arbeitswelt gelungen sein soll te, sich passiv zu verhalten, hier muß man aktiv werden, sonst bleiben einem die Wir kungen der „Neuen Technologien" ein Buch mit sieben Siegeln. Der große Saal über der Maschinenhalle wird dominiert von einer lamellenförmigen Kon struktion. Hinter den Lamellen sind zunächst r I ■ I i|j cf \ \ \ m / "7" 76

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