Oberösterreich aktuell Ausstellungsgebäude. Situationsblld Winter 1986/87. Links und rectits die alten industriehaiien der ehemaligen Hack-Werke, dazwischen die neu errichtete Mitteihaiie, Entwurf und Ausführung Architektengemein schaft Baurat h. c. Dipi.-ing. Rüdiger Steizer und Mag. Arch. Walter Mutter. Stehen für Meister, Gesellen, Lehrbuben, Spinnersleute, Fabriksarbeiter und Unterneh mer, gleichsam sensibilisiert und hellhörig geworden, verlassen wir die Welt des Hand werkers und der Manufaktur des 18. Jahrhun derts und kommen über einen Panorama gang, der die Veränderung der Naturland schaft zur Industrielandschaft des 19. Jahr hunderts deutlich macht, wieder in die Mittei haiie. Der Wasserlauf als Lebensader und Energiequelle speist nun eine Dampfmaschi ne, Sinnbild einer neuen Zeit, einer Zeit der industriellen Revolution. Zunächst betreten wir eine Arbeiterwohnung des ausgehenden 19. Jahrhunderts. Beklom men fühlen wir die Beengtheit, das Fehlen je den Komforts, und der Gedanke, daß In diesem Raum eine ganze Familie, womöglich noch mit Untermieter oder Bettgeher, zusam mengepfercht war, läßt uns erschaudern. Von der Wohnstätte des Arbeiters geht es nun zu seiner Arbeitsstätte in die große Maschinen halle. Hier springt einen die gewaltige Verän derung im Arbeitsprozeß, den die Dampfma schine verursacht hat, förmlich an: Eine Mitteitransmission beherrscht alles und jedes. An ihr hängen über Rollen und Schwungriemen die Maschinen im Saal, an ihr baumelt aber auch — von ihr angetrie ben und von ihrem Tempo beherrscht — der gleichsam zur Machine gewordene Mensch. Quer durch den Saal vermag man nun an ori ginalen Maschinen der Textil- und Metallindu strie die Situation in einer solchen Maschi nenhalle nachempfinden; das Rattern und Dröhnen der Webstühle, das Knirschen und Hämmern, Kreischen und Schlagen, wenn die Schwungräder der Schleif- und Drehbän ke und der Bohrmaschinen angeworfen wer den. Über die Arbeitsplätze einer Fahrrad montage — Steyr hatte im Bau von Fahrrädern internationale Geltung — gelangt man zum Sitz des kapitalistischen Unterneh mers. Eine Fensterfront gibt den Blick auf eine Villenfassade frei. Unternehmer und Un ternehmensformen im Zeitalter der Industria lisierung werden vorgestellt, die bedeutend sten Industriekapitäne Oberösterreichs und ihre Erfindungen und Neuerungen werden hier gewürdigt: Josef Werndi und Karl Holub in Steyr, Johann Grillmayr in Klein münchen. An den Längswänden der Halle sind Werk bänke aufgesteilt. Sie informieren anschau lich und eindringiich über die großen Proble me, die durch die Industriaiisierung und den Kapitalismus entstanden sind und überwun den werden mußten. Man erfährt von der Ent stehung der Industriearbeiterfamilie, von Kinder- und Frauenarbeit, vom dornenvollen Weg zum Acht-Stunden-Tag, vom Einfluß der f Oben: Stapler transportieren die schweren Exponate in das restaurierte Fabriksobjekt. — Foto: Archiv oö. Landesaussteiiung 1987. Rechts: Modeli des Aussteliungssymbols, Entwurf Bühnenbildner Hans Hoffer. — Foto: Rolf Schäfer, Wien. 74
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