Oberösterreich, 37. Jahrgang, Heft 1, 1987

Abb. 9: Linz, Freistädter Straße 25, Wotin- und Geschäftstiaus, erbaut 1930/31. Abb. 10: Linz, Beethovenstraße 1, Wohnhaus Stocker, Gartenseite, erbaut 1930/32. die kraftvollen, massigen Balkone geben der Fassade ein Gesicht, das In dem ansonsten belanglosen Straßenteil nicht verlorengehen sollte. Der Qualität des Baues scheint man sich bisher überhaupt nicht bewußt geworden zu sein. Nachteilige Fensterveränderungen auch hier, wichtig die großteils originale Pfei lerunterteilung der Geschäftszone. Bis zur Unkenntlichkeit entstellt ist nach Kriegsbeschädigung und Fenster Verände rung die Straßenfront des Wohnhauses Stocker (1930/32), weshalb hier nur die kon kave Gartenfront gezeigt wird (Abb. 10). Das Wohngebäude mit gekrümmtem Grundriß folgt dem Straßenverlauf und ist durch drei Geschosse an der Straße bzw. fünf an der Gartenseite dem abschüssigen Terrain ange paßt. Zwar stören auch hier die Wiederauf baustil-Fenster, doch geben die edlen Propor tionen und die noblen Balkongltter noch einen Eindruck von der ursprünglichen Qua lität auch dieses Wohnhauses, in dessen Stiegenhaus übrigens die originalen Stiegen geländer aus hellgrün gestrichenen Eisen bändern erhalten sind, ähnlich wie im Hause Figulystraße 4. Niederschmetternd ist die Auswechslung al ler Fenster (mit Ausnahme des Stiegenhau ses) im Wohnhaus Gürtelstraße 34. Der lie benswürdige und sorgsam komponierte würfeiförmige Bau ist durch die sprosseniosen Kippfenster brutai entwertet, am Dach wüten Fernsehantennen und ein neuer, über höhter häßlicher Schornstein. Drei horizonta le Schmuckstreifen beiderseits vom Stiegen haus, die der symmetrischen Komposition mehr Klang verschafften, wurden schon frü her abgeschlagen. Ähnlich wie beim Kolpinghaus in Wels (Abb. 8) tritt hier das Stiegen haus plastisch hervor, wobei das Drei-Streifen-Motiv Steineders zu einem zentralen Hauptthema vergrößert erscheint, vergleich bar mit der Schulschwesternschule in Wels (Abb. 3). Die jeweils drei Fensterachsen der symmetrischen Fassade — singulär bei Steineder — sind eng zur Mitte hin zusam mengedrängt und verstärken so den würfeiartigen, kompakten Eindruck des Gebäudes. Die schwere Schändung dieses wahren Kleinods ist besonders ärgerlich, da sie erst in jüngster Zeit geschah, als man sich über 67

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