Oberösterreich, 37. Jahrgang, Heft 1, 1987

Das neue Druckerei- und Verlagsgebäude des Katholischen Preßvereins der Diözese Linz nach einer Zeichnung von Weeser-Krell 1908. gebracht wurden. Schon im Dezember 1888 erschienen die ersten Nummern der Preßver eins-Wochenzeitung „Weiser Zeitung", die bald eine Auflage von 1200, fünf Jahre später von 5000 Stück erreichte. Außerordentlich rasch wurde die Druckerei gewinnbringend. Bis 1891 wurden die beiden Schnellpressen noch manuell angetrieben, bis 1904 arbeitete ein Gasmotor, erst dann kam ein elektrischer Antrieb zum Einsatz. 1892 kaufte der Preßverein eine Druckerei in Ried samt den beiden Wochenzeitungen „Innviertier Volkszeitung" und „Rieder Wochenblatt" um 16.000 Gulden; der Volks kredit kaufte das Druckereigebäude und stell te es dem Preßverein zur Verfügung. Die eine Zeitung mit 620 Auflage erschien am Diens tag, die andere Zeitung mit 520 Auflage am Samstag. Schon 1880 hatten katholische Kreise die „Innviertier Volkszeitung" gegrün det, um gegenüber den beiden liberalen Wo chenzeitungen ein eigenes Organ zu haben. 1884 hatten die katholischen Kräfte Gelegen heit, eine der beiden liberalen Wochenzeitun gen und eine Druckerei zu kaufen, weiche dann samt der katholischen Wochenzeitung 1892 in den Besitz des Preßvereins überging. Mit diesem Schritt nach Ried festigte sich die katholische Position in der politisch heiß um kämpften Stadt Ried und Im ganzen Innvier tel. Wie in anderen Städten waren hier Pres sewesen, Politik und Religion eng miteinan der verflochten. Ähnliche Vorgänge gab es in Rohrbach i. M. 1893 schuf der Linzer Preßverein auf Initiative des kurz vorher gegründeten Rohrbacher Preßvereins, dem die 1889 gegründete Wo chenzeitung „Mühlviertler Nachrichten" ge hörte, eine Druckerei in Rohrbach. Die Aufla ge der Wochenzeitung stieg im Laufe von fünf Jahren von 300 auf 800 Stück an. Allerdings blieben Druckerei und Wochenzeitung in Rohrbach defizitär und waren viele Jahre wirtschaftliche Sorgenkinder des Preß vereins. Bestellung einer zentralen Leitung 1896 bestanden die Preßvereinsbetriebe aus fünf Druckereien, einer Tageszeitung und vier Wochenzeitungen, einigen Zeitschriften und einem Verlag für volkstümliche und religiöse Schriften. Nun entschloß man sich endlich, in der Person des Kaplans der Welser Stadt pfarre, Friedrich Pesendorfer, einen hauptbe ruflichen zentralen Direktor zu bestellen. Er war kein erfahrener Kaufmann, sondern ein begabter Redakteur und Schriftsteller. Die Redakteure waren zu dieser Zeit meist Geist liche, die daneben noch einen Seelsorgepo sten auszufüllen hatten. Die Druckereien wurden von Fachleuten weltlichen Standes geleitet. Den Berichten über die letzten Jahre des 19. Jahrhunderts Ist zu entnehmen, daß die Druckereien und der Buchverlag Gewin ne erzielten, die jedoch gerade ausreichten, die Zinsen der Darlehen und die Defizite der Zeitungen abzudecken und die laufende In standhaltung von Gebäuden und Maschinen zu bezahlen. Nur die Filiale Wels konnte auch Kredite tilgen. Spenden des OÖ. Volkskredi tes und anderer Gönner erleichterten immer wieder die angespannte finanzielle Situation und ermöglichten Investitionen. Die Errichtung des neuen Preßverelnsgebäudes In Linz Das ursprüngliche, traditionsreiche Drucke reigebäude in der Rathausgasse 5 war längst zu klein geworden, so daß man schon 1891 beschloß, in Linz ein neues Gebäude zu er richten. Die ersten Spenden für diesen Zweck langten ein, in der Rudigierstraße wurde ein Grundstück für diesen Zweck gekauft. Aber 1894 kaufte man die „Philipp Kraußlich'sche Druckerei" in Urfahr, Maximilianstraße 6 (heute Ottensheimer Straße), und legte die Neubaupläne ad acta. 1895 erhielt das Volks blatt eigene Räume in der Rathausgasse, einen dritten Redakteur und ein Telefon, zwei neue Schnellpressen für den Zeitungsdruck wurden gekauft. 1897 ersetzte man in Urfahr den Handbetrieb der Schnellpressen durch einen elektrischen Antrieb und schuf einen Erweiterungsbau. Als die räumlichen Verhält nisse in Linz und Urfahr aber immer unzu länglicher wurden, beschloß man 1901 neu erlich, einen zentralen Neubau zu errichten, kaufte 1902 um 166.000 Kronen den Bau grund und ließ um 240.000 Kronen das neue Gebäude an der Landstraße in Linz erbauen. Es war ein für die damaligen Verhältnisse im posantes Bauwerk. Seine Fassaden waren im Stil derzeit mit Ornamenten geschmückt, die leider den Bombenschäden und einem schmucklosen Wiederaufbau zum Opfer fie len. Die Finanzierung des Baues und der Ein richtung gestaltete sich sehr schwierig. Preßvereinsmitglieder und Gönner wurden zu kleinen und großen Spenden aufgefordert, die Häuser in der Rathausgasse und in Ur fahr wurden verkauft, ein großer Kredit wurde aufgenommen. Aber Freund und Feind wa ren damals davon überzeugt: mit der Errich tung dieses Gebäudes hatte der mühevolle Aufstieg des katholischen Pressewesens In Oberösterreich seinen auch äußerlich sicht baren Höhepunkt erreicht. 59

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