Oberösterreich, 37. Jahrgang, Heft 1, 1987

Rechts: Porträtfoto Carl Heinrich Franck (1849—1926). — Archiv Österreichische Nestle Ges. m. b. H. Wien. Unten: Gruppenfoto vom Altenfest 1904 der Fa. Heinrich Franck Söhne Linz. Archiv Österreichische Nestle Ges. m. b. H. Wien. Seite 47: „Wohifahrtseinrichtungen im Jahre 1905", Beilage zur Festschrift „75 Jahre sind vergangen. Aus der Geschichte der Firma Franck und Kathreiner Gesellschaft m. b. H. 1879—1954". * ^ mein zugebilligten Vergünstigungen wieder aufzuheben . . Daß freiwillige Wohifahrtseinrichtungen zu einem Instrument gesellschaftspolitischer Steuerung werden können, zeigen die Inner betrieblichen Maßnahmen auf dem Sektor der Kapitalunterstützung für den Bau von Ei genhelmen. In den diesbezüglichen Direkti ven heißt es: „. . . Wir unterstützen unsere Ar beiter, welche In Befolgung unseres vorste henden Aufrufes möglichst auf das Land oder an die Peripherie der Stadt ziehen oder dort bleiben und welche sich durch Treue, Fleiß und Sparsamkeit würdig zeigen, gerne In der Erwerbung eines eigenen Grundbesitzes. Denjenigen Arbeltern, welche eine genügen de Sicherheit In Ihrem Ersparten aufweisen können — was Ihnen ja leicht möglich Ist, wenn sie von früh an Ihre Heller zusammen halten —, gehen wir mit dem Kapitaldarlehen zu einem gegen den laufenden um ein bis zwei Prozent niedrigeren Zinsfuß bereitwillig an die Hand. Ohne diese Sicherheit und an die In der Innenstadt wohnenden oder weni ger als drei Jahre Im Geschäft tätigen Arbei ter werden keine Darlehen gewährt. . Die oben angeführte Gewährung einer Kapi talunterstützung für den Bau eines Eigenhel mes war Teil einer großangelegten Kampa gne, die auf eine Ansiedlung und Integrie rung der Arbeiterschaft auf dem Lande ab zielte. Dabei wird offenkundig auf den erzie herischen Effekt einer überschaubaren Land gemeinde und vor allem auch auf den stärke ren kirchlichen Einfluß Im ländlichen Raum gebaut. Die gesellschaftspolitische Zielset zung dieses — wenn man so will — „(Um)erzlehungsfeldzuges" geht auch deutlich aus einem entsprechenden „Aufruf" an die Arbei terschaft hervor: „Unsere Arbeiter ersuchen wir, dafür zu sorgen, daß sie von der Stadt wegziehen und nach und nach In die umlie genden Orte oder wenigstens In die Vororte der Stadt zu wohnen kommen. Dies, Ihr lie ben Arbeiter, wünschen wir deshalb, well es Euer und Eurer Familien allerelgenstes Inter esse Ist! Nämlich; Auf dem Lande seid Ihr, vorausgesetzt, daß Ihr es sein wollet und Euch danach betraget, ein geachtetes Gemeinde- und Kirchenmitglied und könnet Euch jede Stellung In derselben so gut wie alle anderen erwerben. In der Stadt läßt sich diese Geltung schwer erringen, well sich die Leute nicht alle kennen können und well man sehr oft und ungerechterweise die Arbeiter alle In einen Topf wirft. Auf dem Landorte Ist dies anders: ein ordentlicher, braver, fleißi ger und sparsamer und nicht Ins Wirtshaus laufender, anständiger Arbeiter oder Arbeite rin, ein gewissenhafter Vater, eine brave Mut ter werden sich die Achtung und Liebe von je dermann für sich und Ihre Familie bald errin gen, erhalten und Geltung sich verschaffen! (. . .) Denkt Ihr Eltern aber auch — und haupt sächlich — an das sittliche Wohl Eurer Kin der. Ist es denn nicht leider wahr, daß die Slt46

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