Oberösterreich, 37. Jahrgang, Heft 1, 1987

Wahlplakat der „Liberalen Partei" aus dem Jahr 1890 anläßlich der Reichsratswahl. Wahlplakat „Chrlstlichsozialer Verein" aus dem Jahr 1907, Einladung zu einer Vollversammlung. Wahlplakat der „Sozialdemokratischen Partei" aus dem Jahr 1897, Aufruf zu einer Wählerversammiung. Dir l^rrrrii 9lri(^driiil^öliiiil^lrr (Dberöltcrtririfs! Iii Ii h Ünfuilni In IMn $iilti ii tl.üwll IM inöllli tulnnllinilt: rl Cljri|iiid|foiiiilrr ÜriTiii il rilr «^Ürriillcrifiili. 'Z (SittldOuiifi i! ' •: ij I^iciiölnfl Den l!l. l'inr^ 1.3. iiin linlü 1; 0 s Ulir nüriiDö in Den IniiDidinilliriifii jj ^ 3lfDmitfn|nlfH. i'liH, ^prnincnnDf ;J1) *2 fiailfiafiriihii ^ [iVollnepsamnilung:] brr (l)riitlid)ii)iiQlcii *).tortci riioröficrrcld)«. jj •j (Tanroorbiiniiii: .| .. J um w »cm Ilm IT 3 <?. 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An sich wurde das Frauenwahlrecht schon seit 1861 diskutiert und war von Anbeginn an teil weise in der Kurie des Großgrundbesitzes realisiert. Konkreter wurden die Gespräche nach der Jahrhundertwende. 1914 einigte man sich schließlich auf die Einführung des Frauenwahlrechtes im Lande, also für das Wahlrecht der Frauen im Bereich der Ge meinden und des Landtages. Hier prellte man übrigens dem Wahlrecht für den Reichs rat vor, dem man zumindest seit 1896 stark nachgehinkt war. Dieser Landtagsbeschluß über das Frauenwahlrecht wurde nur deshalb nicht Wirklichkeit, weil ihn Kaiser Franz Jo seph angesichts des Kriegsausbruches nicht mehr unterzeichnete. Nach Einführung des allgemeinen, gleichen und geheimen Wahlrechts im Jahr 1907 für den Bereich des Reichsrates blieb man im Land, beim Landtag, bis zum Ende der Mo narchie in Oberösterreich, wie übrigens in sämtlichen anderen Ländern Zisleithamiens, beim Kurienwahlrecht. Vielleicht dachte man daran, bewußt andere Wege zu gehen und für den Reichstag, wie für die Landtage, völlige unterschiedliche Wahlsysteme zu ent wickeln. Das Länder-Wahlrecht war jedoch längst kein echtes Kurienwahlrecht mehr, zu mindest seit dem Beginn der ersten politi schen Parteien. Nicht nur die Parteien, auch der Adel spielte im Bereich der Kurien — hier vor allem beim Großgrundbesitz — eine ent scheidende Rolle, indem er in Oberösterreich durch Jahrzehnte das Zünglein an der Waage darstellte. Ursprünglich überwiegend liberal, ging der Adel Anfang der achtziger Jahre ins Lager der Katholisch-Konservativen über. Die „Wende" in der Kurie des Großgrundbesitzes im Jahr 1884 ermöglichte dem Katholischen Volksverein die Mehrheit im Landtag, nach dem fast erstarrte Fronten entstanden waren: liberal die Kammer und die Städte — konser vativ die Landgemeinden. Lediglich bei ein zelnen Städten (vor allem Enns, Freistadt) gab es schwankende Mehrheiten. So wurden die 10 Großgrundbesitzer-Mandate für den Landtag mit seinen insgesamt 50 Abgeord neten entscheidend. Fünf Landtage in den Jahren 1861 bis 1884 hatten eine liberale Mehrheit, zwischenge schaltet hat es nur im Herbst 1871 ein kurzes konservatives Zwischenspiel gegeben. Dann begann 1884 die katholisch-konservative Mehrheit im Landtag: das waren bis zum Ende der Habsburgermonarchie neuerlich 5 Legislaturperioden oder 34 Jahre. Unmittel bar nach der Jahrhundertwende, bei den Landtagswahlen von 1902, schadete ein Er starken der Deutschnationalen, die 8 Manda te erreichten, gleichermaßen den Liberalen läklir ii!rl.tirji! Hilf zur Wätaaiimluiifl flm (//(*' f n fn^ ben^f^S^eliruar 1897 «n GasMarisi! I A '/hxylL f*//.; ntt/i -Vtc yfA/lA'i/ t.y c.Jl.£C!U^ iitatfclet. O^'agrfiordiuing: 1. Bfls Bigiifn Dir SodBlDrniglrotra inD Dir BriibsratlsmlirD? 2. Aiifltrtliina rinrs UMm fBr Dir V. mit Di^ I itollirrtrrs ^irsr". rrfirmal frttrrilrl öfiirr ^ur SöablarBf. 5" ®nrfi pi^finriiiirii ^'iicrrffr Hrdi rö, blcü rinrn (DldKn SduDiDairn Gurr «timmr sU flfbin, Drr uncrfcbrotfc» fflr Dir llfrbcjffrBnfl'Surfryaftf iw^lürlanifHlf pVfiitfrrtfii oitrD. .ttoiRmi Dr^balb flilr ^ur Ül^obibfrcdMiAl il! jrbfr Dilrrrrlcbiidir 0(ani9t>i)r(irr. Drr Da9 24. STcbfRSisDr rrrridif iiuD 6 SRpnarr tn einer @rmrtnbf brs II. äSabirrfifre toDbiii. Das socialdemokratische Wahicomiti für den IL Wahlkreis. (die von 13 auf 11 Mandate sanken), wie den Katholisch-Konservativen (die von 33 auf 31 Abgeordnete fielen). Die Katholisch-Konser vative Mehrheit blieb aber erhalten. Sie wur de besonders deutlich, als bei den darauffol genden Landtagswahlen von 1909, den letzten der Habsburgermonarchie, erstmals eine „allgemeine" Kurie eingeführt und gleichzeitig der Landtag von 50 auf 68 Sitze aufgestockt worden war. Bei diesem Landtag verschwanden die nun auch polizeilich abge meldeten Liberalen völlig, aber die nunmehri gen Großdeutschen erreichten mit 20 Sitzen kaum mehr als die bisherigen Liberalen und Großdeutschen zusammengenommen — und das in dem wesentlich vergrößerten Landtag. Vor allem war es den nunmehrigen Christlichsozialen gelungen, fast die gesam te neuerrichtete „allgemeine" Kurie zu er obern; Großdeutsche und Sozialdemokraten hatten jeweils nur ein einziges Mandat er reicht — die Sozialdemokraten übrigens ihr erstes Landtagsmandat — die KatholischKonservativen 16! In Oberösterreich hat, zumindest seit der Mit te des 19. Jahrhunderts, der Adel nie eine so dominierende Rolle gespielt, wie etwa in Böhmen, der Steiermark, Krain oder in Nie derösterreich. Es war ein ausgeprägtes Bau ernland. Das zeigte sich schon 1848 deutlich. Hier kann man von keiner Bauernbefreiung, sondern nur von einer Grundentlastung spre chen. Auch zeigte dieser Bauernstand eine durchaus gesunde und ausgeglichene Struk tur. Große Besitzungen, wie auch Kleinbau ernhöfe blieben Minderheit. Das Bauerntum 38

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