Oberösterreich, 37. Jahrgang, Heft 1, 1987

Rechts: Abb. 3: Helfenberg, Bleicherei der ehem. Woiiwarenfabrik Simonetta, heute Textiiwerke M. Goliner & Co., erbaut 1840—1844. Rechts unten: Abb. 4: Helfenberg, Webereitrakt der Textiiwerke, 1840—1844. Die heutigen Textiiwerke M. Goliner & Co. In Helfenberg, erbaut 1840 bis 1844, sind auch aus wirtschaftsgeschlchtllcher Sicht von be sonderer Bedeutung; sie wurden von den Be sitzern des Malländer Bankhauses Simonet ta, Karl Leopold, Alexander und Simon Simonetta, gegründet und hatten die fabriks mäßige Organisation der Im Raum Helfen berg Im oberen Mühlvlertel ansässigen Handweber zum Ziel. Die Leitung der „lan desbefugten Leinen-, Baum- und Schafwoll-, dann Seldenwarenfabrik" hatte vermutlich Pletro Simonetta'*. Bemerkenswert an der Gesamtanlage Ist der Einfluß der zeitgenössischen Internationalen Industriearchitektur: Achleltner® spricht — besonders In Hinblick auf das fünfgeschossi ge Hauptgebäude — von einer Konzeption, die „geradezu palladlanlsche Proportionen" aufweist. Augenscheinlich Ist bei der abgebil deten Bleicherei (Abb. 3), vor allem Im Be reich der unmittelbar am Mühlbach gelege nen Substruktlonen, die Parallelität mit englischen Vorbildern, etwa mit der berühm ten Stanley MIII In Stonehouse, Gloucestershlre (Großbritannien)®, erbaut 1813. Die Helfenberger Architektur gibt auch gute Aufschlüsse über Geist und wirtschaftliche Einstellung Ihrer Erbauer: Die Brüder Simo netta besaßen nämlich Im zweiten Stock des Hauptgebäudes eine große, repräsentative Wohnung und waren sozusagen von den Websälen Im ersten, dritten und vierten Stock eingeschlossen bzw. umgeben. Eindrucksvoll sind auch bei den Textllwerken Goliner die großen Gewöibekonstruktionen In den Untergeschossen der verschiedenen Bauten. Das aus der ersten Bauphase stam mende Gebäude der heutigen Weberei, das außen bedauerlicherweise durch eine wenig einfühlsame Sanierung weltgehend zerstört wurde, zeigt Im Inneren noch das ursprüngli che Bild: Große Tonnengewölbe mit Stichkap pen überspannen, auf mächtigen Zlegelpfellern aufliegend, die Räume, die auch mit Ihren neuen Maschinen noch den alten Ein druck widerspiegeln (Abb. 4). Die augen scheinliche Monumentalität dieser Bauten blieb bis In die zweite Hälfte des 19. Jahrhun derts bei der Planung und Errichtung weite rer Zubauten erhalten: Das 1880 errichtete Trockenhaus mit dem streng achsialen Fas sadenaufbau, der durch das vorgeblendete hölzerne Aufzugshaus geprägt wird, Ist zwei fellos — weit über den Zeitgeist hinausge hend — architektonischer Ausdruck wirt schaftlicher Macht. Das Gebäude Ist auch aus technischer Sicht von besonderer Be deutung, well sich Im Inneren noch die durch alle Geschosse reichenden Holzkonstruktlonen zum Aufhängen der fertigen, gewasche nen Ware erhalten haben. 27

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