Oberösterreich, 37. Jahrgang, Heft 1, 1987

Das Projekt Museum Arbeitswelt Rudolf Kropf/Josef Moser Mit Fabrik verbindet man heute noch immer Begriffe wie Lärm, Schmutz, schlechte Luft, harte Arbeit usw. Die Fabriksgebäude werden im allgemeinen als unschön, ja häßlich, schmutzig und wenig attraktiv bezeichnet. Obwohl seit dem Beginn der industriellen Re volution etwa 150 Jahre vergangen sind, do minieren in unserer heutigen Gesellschaft noch immer diese negativen Vorzeichen. Ge rade heute wird vielfach die Industrie als Ver unreiniger der Gewässer sowie der Luft und für die Schäden an der Umwelt verantwortlich gemacht. Die industrielle Arbeltswelt hat sich In den letzten Jahren verändert und ist derzeit durch die sogenannte „mikroelektronische Revolu tion" in einem beschleunigten Wandel der Ar beitsverhältnisse begriffen. Die Dimensionen dieses Umbruchs, die in wenigen Jahren alle Lebensbereiche des Menschen erfaßten, sind heute noch nicht absehbar. Die Möglich keiten der elektronischen Datenverarbeitung erschließen uns den Zugang zu einer neuen Welt, die Immer rascher unser Umfeld erfaßt und verändert. Zur Orientierung und als An haltspunkt versucht der Mensch, den Blick zurück in die Vergangenheit zu richten. Der Frage nach dem Wohin dient zur Standortbe stimmung aber auch die Frage nach dem Woher. Die Entdeckung des Interesses für die eigene Vergangenheit, für die Geschichte der indu striellen Arbeitswelt etc. ließ ein neues Ge schichtsbewußtsein entstehen. Dabei han delt es sich hier um eine historisch weitgehend unerforschte Perspektive, die Strukturgeschichte der industriellen Arbeits welt, die wir kennen müssen, um mögliche Entwicklungen für die Zukunft vorauszuse hen und beurteilen zu können. Aus diesem Interesse heraus entstanden in den letzten Jahren in Europa eine Reihe von Initiativen zur Darstellung und Vermittlung des Themas Industrialisierung, Sozialgeschichte der Technik und der Arbeit. Im Sommer 1979 be suchten Absolventen oberösterreichischer Gewerkschaftsschulen anläßlich einer Eng landreise auch das Industriemuseum in Coalbrookdale. Damals entstand die Idee, auch In Österreich die Gründung eines sol chen Museums zur Sozialgeschichte der Technik anzuregen. Nach verschiedenen Projekt Museum Arbeitswelt in Steyr: Provisorischer schematischer Grundriß, Maßstab 1:100, gezeichnet von Hans Hoffer, Bühnenbildner, Gestalter der Landesausstellung und des Museums. Vorarbeiten wurde im Jänner 1981 der „Verein Museum Arbeitswelt" gegründet, der sich die Errichtung eines solchen Museums in Ober österreich zum Ziel setzte. Der entscheiden de Durchbruch gelang aber im Juni 1983, als Landeshauptmann Dr. Josef Ratzenböck einer Landesausstellung für 1987 zum The ma „Industrielle Arbeitswelt" zustimmte. Nach der Erstellung eines wissenschaftli chen Konzepts konnte im Sommer 1984 mit intensiven Vorarbeiten begonnen werden. Die Wahl des Gebäudes fiel auf die ehemali gen Hack-Werke, die im März 1985 vom Ver ein Museum Arbeitswelt aus der Konkurs masse erworben wurden. Die Grundlage der Landesausstellung und des Museums bildete das im Mai 1984 fertig gestellte wissenschaftliche Konzept. Das Ziel dieser Vorlage war, den Rahmen für die Aus stellung abzustecken und eine Generallinie zu erarbeiten. Als zeitliche Dimension wurde der Beginn der Industrialisierung bis zur Ge genwart gewählt. Nach dem Leitsatz: „Im Mit telpunkt eines Museums der Industriellen Ar beitswelt steht der Mensch, und zwar der in der Industrie arbeitende Mensch. Aufbau des Museums und Auswahl der Exponate orien tieren sich an diesem Prinzip" nahmen wir eine Gliederung des Themas nach vier Pha sen und zehn Themenbereichen vor. Die Realisierung des Konzepts stieß auf eini ge unvorhersehbare Schwierigkeiten. Einer seits war das gegenständliche Fabriksgebäu de sanierungsbedürftig und mußte erst für eine Ausstellung umgebaut und adaptiert werden, andererseits fehlte es in Österreich über weite Strecken an wissenschaftlichen Vorarbeiten zu inhaltlichen Teilbereichen. AVSSeNQB.J5kT EINOAUg— HAUPTONGANG PROVISORISCHER SCHEMATISCHER 0RUN0RIS5 MUSEUM ARBEnSWELT SfEYR HANS HOFFER VIllENFftSSADe MirTHLTRANSMSSION INFO-WERKBANKE ARSEITERWOHNUNG MASCHfg MENSCH ARBEITERKULnjR J ARCHITB<TURHOOELLE WTOyfWCK. SCHUSTERSTUBE _ ENERGIE WASSER HAMMER WEG OER WARE W0LL2EUGMFTR PANORAMAGAWC 17

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