Oberösterreich, 37. Jahrgang, Heft 1, 1987

w i mm^r^ HJ~^ hungsweise die Verwendung von Wasser kraft. Wasser galt als der wichtigste Energie träger für die vorindustrielle (handwerkliche) Produktionsphase und behielt seine Bedeu tung bis weit in das industrialisierte 19. Jahr hundert. Die älteste noch erhaltene Urkunde, die Steyr als Zentrum des Eisenhandels und der Eisenverarbeitung bestätigt, stammt aus dem Jahr 1287. In dem in lateinischer Spra che abgefaßten „Großen Privileg" bestätigte und erweiterte Herzog Albrecht I. die Vorrech te der Stadt und ihrer Bürger. Das zuerkannte „Stapelrecht", in dem es unter anderem heißt: „Alles Holz und Eisen, das zum Verkaufe in die Stadt geführt wird, soll drei Tage den Bür gern um den gewöhnlichen Marktpreis feilge boten werden. Nach dieser Frist kann aber der Verkäufer weiter ziehen, und seine Sache verkaufen, wo er wiH",^ brachte der mittelal terlichen Stadt große wirtschaftliche Vorteile. Schon seit dem 12. Jahrhundert siedelten sich an den Flüssen Enns und Steyr, in den Vorstädten der Stadt Waffenschmiede, Messer- und Sensenerzeuger an. Hammer werke wurden errichtet, in denen aus den ver hütteten Erzen verschiedene Stahl- und El sensorten erzeugt wurden. Immer wieder clc- dl'%to^ /SSV. -- liuoi ■u- \n ' „Der oberste Theil meines ersten Entwurfes für das große Placat der elektrischen Ausstellung in Steyr. . . Blatt 37 aus „Skizzen aus dem Traun ViertI" von Franz Hölzlhuber, Original im Städti schen Museum Steyr Inv. Nr. XV—17577. — Foto: Franz Gangl, Linz. waren es landesherrliche Privilegien, die zur Förderung der handwerklichen Eisenbear beitung beitrugen. Die Zeit der Reformation — Gegenreforma tion brachte der Stadt verheerende Folgen für die Wirtschaft. Nicht nur die allgemeinen Kriegswirren und Glaubenskämpfe, im be sonderen gerade der für Oberösterreich fehl geschlagene Bauernaufstand 1626, zwangen viele reiche Steyrer Bürger, die Stadt zu ver lassen, um ihrem neuen Glauben treu blei ben zu können. Um Steyr aus der wirtschaftli chen Notlage zu befreien, wurde 1625 von Kaiser Ferdinand die „Innerberger Hauptge werkschaft" gegründet.® Ziel dieser unter staatlicher Kontrolle stehenden Handelsge sellschaft war die Aufsicht über Erzgewin nung und Eisenhandei. Die Hauptgewerk schaft förderte den Ausbau der internationalen Handelsbeziehungen, das Transportwesen, regelte die Erzeugung, Prei se und den Warenverkehr. Aus Stahl wurden qualitativ hochstehende Produkte wie Schwerter, Messer, Sicheln, Sensen, Ringe, Ketten, Nägel, Schrauben, Ahle, Zangen, Bohrer, Sägen und Feilen hergestellt. Diese Steyrer Ganz- und Halbzeuge wurden bis Kiew und Konstantinopel, nach Nürnberg, Augsburg und Basel und sogar in den Fernen Osten vertrieben."* Erst 1808 wurde die Hauptgewerkschaft aufgelöst. Für die Wirtschaft und das Sozialgefüge von Steyr von größter und weitreichendster Be deutung bis in unsere Zeit war die Produktion von Feuerwaffen, die bereits Ende des 16. Jahrhunderts versucht wurde. Fachkundige Bereitmeister und Feuerknechte wurden in Steyr angesiedelt. Es kam zur Gründung der „Gesellschaft der Rohr- und Büchsenmacher zu Steyr". Sie war die einzige im Raum Oberund Niederösterreich eingerichtete Feuerwaf fenproduktionsstätte. Mit der Verpflichtung, den Bedarf von Geschützen und Geschoßen für das Zeughaus in Wien zu decken, wurden der Gesellschaft Privilegien zugesichert. In der Zeit nach 1633 nahmen an der Steyr und in Unterhimmel Armaturschmiieden, Bohr mühlen und Bohrhämmer die Arbeit auf. 1761 waren in Steyr drei Waffenschmiede und vier Rohrschmiede ansässig. 1786 wurden alle diese Einzelerzeuger zusammengefaßt, ihre Betriebe vom Ärar aufgekauft; sie arbeiteten nun unter dem Namen „k. k. FeuergewehrsFabriks-Lokaldirektion".® Der wirtschaftliche Tiefstand der Stadt zu Be ginn des 19. Jahrhunderts war durch das Zu sammenwirken mehrerer Faktoren verur sacht worden. Verantwortlich dafür zeigten sich neben den schlechten Verkehrsverhält nissen, Unruhen und Kriegen im In- und Aus land die Störungen im Export der Produkte von eisenverarbeitenden Gewerbebetrieben und Schwankungen der Währung. Ais sich nach der Jahrhundertwende die napoleoni schen Kriege auf die Erbländer ausbreiteten, wurde Steyr dreimal von den Franzosen be setzt. Alle Gewerbebetriebe mußten für die Besetzer arbeiten. Die Folge davon war die totale Verarmung der Bevölkerung und eine Stockung des Gewerbes nach Kriegsende. 10

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