Oberösterreich, 36. Jahrgang, Heft 4, 1986

Bücherecke reichen Bildarchiv traf er für diese beiden Bildbän de eine strenge Auswahl, je 32 Farbaufnahmen von höchster Qualität und Naturpoesie. Der Herbst ist für ihn und natürlich auch für uns die klassische Wanderzeit — „Das Wandern im Herbst ist unbe schwerter, beschwingter." Wir erleben an Hand sei ner Bilder die Goldfärbung der Lärchen, die stille Schönheit der herbstlich gefärbten Bergwälder, schließlich die Berge selbst in ihrer klarsichtigen Majestät. Dazu einfühlende erklärende Texte. Beim winterlichen Bergerlebnis überwiegt die Lebens freude des Tourenskifahrers, der aber nicht nur hochalpine Führen sucht, für den auch der ver schneite Bergbach, die „jungen Fichten auf einem Höhenrücken" usw. begehrte Motive sind. Die her bstlichen Aufnahmen stammen überwiegend aus den Schweizer Bergen. Bei den winterlichen Fotos begegnen wir auch Bildern aus unseren österrei chischen Bergen. H. Steinbichler ist auch überzeugter Naturschützer und schreckt nicht vor mahnenden Worten und Bil dern zurück. — „Eine heile Welt. Es überwiegen die positiven Bilder, die intakte Landschaft, die un verletzte Natur. Aber es wird von Jahr zu Jahr schwieriger, die Berge so einzufangen, ohne Stra ßen, die die Hänge anschneiden, die Wälder durchstoßen . .." und ohne die Wunden, die der kommerzielle Winterfremdenverkehr schlägt, — „Am Pistenski klebt Geld." Zwei Bildbände, die Freude schenken, aber auch nachdenklich stimmen. Bayerische Bibliothek. Texte aus zwölf Jahrhunder ten. Band 2: Die Literatur des Barock. Ausgew. u. eingeleitet v. Hans Pörnbache.r — München: Süd deutscher Verlag 1986, XLVil, 1352 Seiten, Laden preis S 1310.—. Die auf 5 Bände konzipierte „Bayerische Biblio thek" ist nunmehr bis auf Band 3 „Das Zeitalter der Aufklärung" fertiggestellt. Die einzelnen Titel: Band 1: Mittelalter und Humanismus, Band 2: Die Literatur des Barock (zuletzt erschienen). Band 4: Von der Romantik bis zum Naturalismus, Band 5: Die Literatur des 20. Jahrhunderts. Schon bei frü heren Rezensionen konnte die Großartigkeit dieser Anthologie, die einen umfassenden Überblick zum „literarischen Leben in Bayern" gewährt, betont werden. Erfaßt wird die Literatur im territorialen Umfang des heutigen Freistaates Bayern mit Un terscheidung von Altbayern, Schwaben und Fran ken. Es ist verständlich, daß sich durch diese Stam mesgliederung und vor allem durch den Umfang des Stoffes Probleme ergeben. Entscheidend bleibt jedoch die Leistung, daß in diesem fünfbän digen Werk der dichterische Beitrag Bayerns zur gesamtdeutschen Literatur in exemplarischer Wei se dargestellt wird. Überdies kann jeder Band als ansprechendes Lesebuch bezeichnet werden. Ob es gelingen wird, die Barockdichtung, eine „vergessene Literatur", wie der Herausgeber dieses Bandes 2, Hans Pörnbacher, richtig formu liert, dem heutigen Leser nahezubringen, also zu neuem Leben zu erwecken, muß vorläufig bezwei felt werden. Unbezweifelbar ist der historische Ouellenwert dieser Dichtung. Dem Barockzeitalter wird immer mehr Verständnis entgegengebracht. Die bildende Kunst und Architektur dieser Periode finden allgemeine Bewunderung, nachdem sie vor Jahrzehnten noch als Zopfstil abgewertet worden sind. Barocktheater und Barockmusik finden neue Beachtung. Prosa und Lyrik des Barock bereiten jedoch in Rezeption für ein Gegenwartsinteresse weiterhin Schwierigkeiten. Vielleicht kann dieses Werk über dieses Hindernis hinweg helfen. Aufgenommen sind ausgewählte Texte von rund 170 Schriftstellern des Barockzeitalters in Bayern, darunter auch einige aus Österreich oder in Öster reich heimisch gewordene Autoren, wie etwa der Prediger Abraham a Sancta Clara oder der Kremsmünsterer Benediktiner Simon Rettenbacher. Das Erscheinen dieses Bandes „Die Literatur des Barock" ist auch für uns Anlaß, in aufrichtiger Trau er unseres alten Freundes Universitätsprofessor Dr. Benno Hubensteiner zu gedenken, der am 4. Februar 1983 unerwartet früh und rasch von uns geschieden ist. Sein Andenken wollen wir in der Zeitschrift „Oberösterreich" stets in Ehren halten. Rainer Reinisch: Altstadt in Österreich. Mit 71 Farbabbiidungen von Gerhard Trumier und 114 histori schen Fotografien. — Wien—München: Verlag Chri stian Brandstätte,r 199 Seiten, 1985, Ganzleinen, Ladenpreis S 690.—. Ein wichtiges Buch zum aktuellen und brisanten Themenkreis „Altstadterhaltung — Altstadterneue rung". Architekt Dipl.-Ing. Rainer Reinisch, Mit arbeiter unseres Heftes 4/1986 mit dem Schwerpunktthema „Stadtbaukunst und Stadter neuerung", ist als Stadtbaudirektor von Braunau am Inn, einer der schönsten historischen Städte in Oberösterreich, berufener Fürsprecher eines krea tiven „Altstadtbewußtseins", Gerhard Trumler, ein international bekannter österreichischer Fotograf, ist mit seinen künstlerisch geprägten Aufnahmen ein kongenialer Partner. Text und Bild schaffen bei Lektüre dieses Buches einen harmonischen Gleichklang. Im Abschnitt „Erinnerung an die Vergangenheit" wird in gut les baren Essays in die geschichtliche Entwicklung unserer österreichischen Städte eingeführt. Wir er fahren, daß die römischen Legionsstädte in vielen Stadtnamen fortleben, jedoch kaum in der Stadtar chitektur. Diese erfuhr ihre Grundlagen im alpenländischen Raum erst im Mittelalter. Damals ent standen jene Städtebilder, von denen der Autor sagt: „Jeder trägt die Altstadt seiner Jugend mit sich." Dazu gehören auch noch die gewaltigen Neuerungen des 19. und frühen 20. Jahrhunderts. Gefährlich wurde es für unsere Baukultur, als eine „Allerweltsarchitektur" mit Überbetonung der funk tioneilen Bauaufgaben sich breitmachte. Das Zeit alter der „Wohncontainer" hat aber auch wieder den Blick auf die Altstadt freigemacht. „Alle sind für die Altstadt". So beginnt der Autor den 2. Abschnitt seines Buches mit der Überschrift „Zukunft für die Vergangenheit". Die hier veröffent lichten Essays sind für den heutigen Städtebau von grundlegender Bedeutung. Sie können helfen, daß die ersten kleinen Schritte einer sinnvollen Alt stadterhaltung fortgesetzt werden, damit wieder eine humane Stadtbaukultur entsteht, in der Stadt erneuerung und Altstadtpflege nicht mehr als Ge gensätze gelten. O. Wutzel Franz C. Lipp: Oberösterreichische Bauernmöbel. — Wien: Verlag Kremayr & Schariau 1986, 384 Sei ten mit rund 300 Färb- und 50 Schwarzweißfotos, 25 X 28 cm, Leinen mit Schutzumschlag, Laden preis S 890.—. Die Besprechung des Buches: Franz C. Lipp. Oberösterreichische Bauernmöbel, fällt schwer, denn das Buch ist außergewöhnlich. Wer etwas über oberösterreichische Bauernmöbel wissen will, braucht dieses Buch. Der Aufbau, sowohl des Textteiles als auch des immer parallel laufenden Bildteiles, ist klar und übersichtlich. Beim kontinuierlichen Durcharbei ten des Werkes baut sich im Leser eine geschlos sene Struktur des Wissens über das bäuerliche Möbel in Oberösterreich, aber auch im allgemei nen auf. Das Thema steht wie eine ordentlich auf geräumte Stube vor ihm, voll des Lebens, aber alles an seinem ihm zukommenden Platz. Besonders hervorzuheben ist das knappe Neben einander von Text und zugehörigem Bild, eine Si tuation, die man in wenigen Büchern findet, die aber in einem Werk, das sich so stark auf das Auge stützen muß, für ein klagloses Verstehen unum gänglich ist. Gegliedert wird in vier Gruppen: I. Eine historische Betrachtung der Möbelentwicklung. II. Eine Vor stellung der Möbeliandschaften. III. Parallel zu Kä sten und Truhe laufende Erzeugnisse der ange sprochenen Werkstätten. IV. Hinweise auf das Um feld der Möbel, sowohl in materieller als auch in personeller Hinsicht. Die Schönheit, Faszination und Vielfalt der ober österreichischeBnauernmöbelsind bekannt.Aus diesem überwältigenden Bouquet auch noch die Glanzlichter herauszuarbeiten, ist hervorragend gelungen. Man findet den Weg durch diese Land schaft, man weiß, wo man ist und wo man etwas zu suchen hat und auch, wo noch etwas verborgen ist. Es bleibt noch Raum dafür, hinter den bewun derten Stücken die Menschen zu sehen, die Schaf fenden und die Empfangenden. Man fühlt, wie sie lebten, was sie beeinflußte, was sie bewegte, was sie freute und was sie ängstigte. Die Darstellungs- und Lebensfreude wird ge schützt durch uralte Schutzzeichen und Wächter. Blumensträuße als Lebensbäume, Szenen des Jahreslaufes, hohe Zeiten und Bedrängnisse, Landschaften und Häuser werden geschützt durch abwehrende Zeichen im Dekor und durch Wächter in Form von Tieren, Soldaten und Reitern. Durch die reiche Biidsprache der bemalten Bau ernmöbel werden diese selbst zu einem unmittel baren Kürzel der menschlichen Situation im ländli chen Raum: die Spannung und das Gleichgewicht zwischen Fortschritt und Bewahren. So stehen sie vor uns: die Altformen der Eferdinger Möbel, der Stolz in den Florianer Reiterkästen, das Standesbewußtsein in den Linzer Möbeln, das bäuerlich Ursprüngliche in den Stücken des Hausruck- und Innviertels, die Kargheit in den Wer ken des Mühlviertels, das Klingende und Bewegli che aus dem Gebiet der schnellen, klaren Flüsse Enns, Traun und Steyr. Vorzügliches Bildmaterial, Detaildarstellungen und ein straffer Text machen Vorliegendes zu einem Grundsatzwerk, nicht nur für die Möbelkunde, son dern auch für die Volkskunde. A. Klupp 78

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