Oberösterreich, 36. Jahrgang, Heft 4, 1986

Bücherecke Hermann und Anna Bauer: Johann Baptist und Do minikus Zimmermann. Entstehung und Vollendung des bayerischen Rokoko. Fotografische Aufnahmen: Wolf-Christian von der Mülbe. — Regensburg: Ver lag Friedrich Pustet 1985, 336 Seiten, 95 ganzseiti ge Abbildungen, zum Teil farbig, viele ergänzende iiiustrationen und ausführliches Werkverzeichnis, 25,5 X 28 cm, fünffarbiger Umschlag, Ladenpreis S 998.40. In seinem Buch „Kunst In Bayern" bezeichnet es Hermann Bauer als ein „wesentliches Merkmal des bayerischen Rokoko", daß hier „eine ganz be stimmte Synthese von Architektur und ausstatten den Künsten" gefunden worden Ist. Als ein Muster beispiel dieser Zusammenarbeit nennt er die berühmte oberbayerische Wieskirche, ein Werk der Brüder Zimmermann. Diesem Brüderpaar widmet er In Zusammenarbeit mit seiner Gattin Anna eine Künstlermonographle von besonderer Qualität, erschienen Im Regens burger Verlag Friedrich Pustet, mit hervorragender Blldausstattung durch Wolf-Chrlstlan von der Mül be. Diese Publikation schließt an die Bücher über Johann Michael Fischer — „Baumelster und Raumschöpfer Im späten Barock Süddeutsch lands" und die Brüder Asam — „Sinn und Sinnlich keit Im bayerischen Barock" nahtlos an. Damit hat die Verlagsanstalt Pustet Ihre Trilogle über die „gro ßen Meister des süddeutschen Spätbarock" erfolg reich abgeschlossen. Alle drei Bände zeichnen sich durch eine fachlich fundierte, gut lesbare Textgestaltung und eine künstlerisch wertvolle Blldausstattung aus. Her mann Bauer Ist Ordinarius für Kunstgeschichte an der Universität München. Als Mitbegründer und Mitautor des „Corpus der barocken Deckenmalerei In Deutschland" Ist er mit der Thematik des Ba rockzeltalters In Bayern voll vertraut. Seine Gattin Anna begleitet schon lange seinen Weg als Wis senschafter. Wolf-Chrlstlan von der Mülbe Ist für Kunstpubllkatlonen ein Meisterfotograf, der es ver steht, Dokumentation und Blldwirkung harmonisch zu verbinden. Johann Baptist Zimmermann (1680—1758) war vor allem als Maler und Stukkateur tätig. Seine bedeu tendsten Arbelten finden sich In den Wittelsbacher Schlössern Schleißhelm und Nymphenburg, In der Münchner Residenz, In der Amallenburg und eben In der Wieskirche. Der jüngere Dominikus Zimmer mann (1685—1766), sein 300. Geburtstag jährte sich am 1. Juli 1985, wirkte vor allem als Altarbauer und Kirchenbaumeister. Die künstlerischen Wur zeln von beiden sind In der Tradition der Benedikti nerabtei Wessobrunn und In einem alten Famlllenerbe zu suchen. Diese „Wessobrunner" sind ein Geheimnis der süddeutschen Barockkunst, die bis Österreich herein wirkte. Der Stellenwert Ihres Lebenswerkes wird folgend zusammengefaßt: „Leistung und Bedeutung der Brüder Zimmer mann messen sich vor allem an den (teilweise re volutionären) Neuerungen In der Kunst des 18. Jahrhunderts. Im bayerischen Bereich und an der Grenze zum Volkstümlichen hin Ist Im Extrem sichtbar: 1. Ein Austausch ursprünglicher Materlallen und Medien . Gerade Im Surrogat entstand ein Kunst mittel. Nicht durch den Schein, sondern im Schein entsteht Ihre Aussage. 2. Die Gattungen Architektur, Bild und Ornament changieren über Ihre Grenzen hinweg. Auch sie können sich gegenseitig ersetzen. Ornament kann Architektur bilden und diese wiederum bildhaft er scheinen. 3. Das barocke llluslonsprinzip öffnet nicht mehr überirdische Räume, sondern zieht umgekehrt den Realbereich In den Kunstbereich des Bildes hinein." Im einführenden Textteil überzeugt die Einblndung kunstgeschlchtllcher Betrachtung In die allgemei ne politische Geschichte, In die Sozialgeschlchte usw. Im Abbildungstell werden mit wissenschaftli cher Akribie alle wesentlichen Werke des Brüder paars In Text und Bild vorgeführt. Daraus ergibt sich ein Bildband, der sich In gleicher Welse an den „Leser und den Betrachter" wendet. Kunstge schichte wird dadurch für jedermann zum Kunster lebnis. Friedrich Voitz. Aquarelle, Zeichnungen und Skiz zen. Text und Bildauswahl Walter Hamberge.r — Ro senheim: Verlagshaus Alfred Förg 1986, 164 Seiten mit 170 einfarbigen Abbildungen, 8 Farbtafein, 25,5 X 21 cm, laminierter Pappband, Ladenpreis S 310.—. Das Rosenhelmer Verlagshaus Alfred Förg sorgt mit seinen „Rosenhelmer Raritäten" Immer wieder für Überraschungen. Sein besonderes Interesse gilt offensichtlich der bayerischen und alpenländlschen Malerei des vorigen Jahrhunderts. Neben den großformatigen, gewichtigen Monographien über E. T. Compton, Defregger, Egger-Llenz und den Lelbl-Krels wird Vergessenes gerne zu neuem Leben erweckt. In diesem Sinne erfreute uns be reits das „Alpenländlsche Skizzenbuch" von Anton Bralth und Christian Mall. Reizvoll auch die Be kanntschaft mit Müller-Schnuttenbach (Schnutterlch, wie Ihn seine Freunde nannten). Und nun diese sympathische Begegnung mit Johann Fried rich Voltz (1817—1886), der „In den sechziger und siebziger Jahren des 19. Jahrhunderts als einer der größten, wenn nicht als der größte deutsche Tier maler galt". Dr. Walter Hamberger aus Rosenhelm, Mediziner Im Hauptberuf, Kunsthistoriker aus Lieb haberel, hat aus den mehr als hundert Skizzenbü chern, die dieser fleißige Künstler hinterlassen hat, eine liebenswerte Auswahl getroffen und die Abbil dungen einfühlend kommentiert. Wir können die Wanderjahre eines Malers und Zeichners des 19. Jahrhunderts an Hand dieser Texte und Bilder nachvollzlehen. Es Ist eine romantische Wanderung In die Umge bung von München, zu den oberbayerischen Seen, Ins Salzburglsche, TIrollsche, Ins Altmühltal, In die Umgebung von Nördlingen (Geburtsstadt des Künstlers), hinauf auf Almen mit Ihren Kühen, Schafen und Ziegen, hinein In alte Stadt- und DorfIdyllen, zu Hüterbuben, Sennerinnen, Jägern usw. Liebevoll, wie bei allen „Rosenhelmer Raritäten", die grafische Gestaltung, vorzüglich der Druck. Wieder einmal werden wir angeregt, unsere Nach barn jenseits des Inn zu besuchen. Rosei Termolen: Nymphenburger Porzellan. — Ro senheim: Veriagshaus Alfred Förg 1986, 88 Seiten, rund 40 Färb- und 20 Schwarzweißbilde,r 16 x 17 cm, Pappband, Ladenpreis S 154.45. Eine besonders reizvolle bibliophile Kostbarkelt, gewidmet dem „weißen Gold" aus Nymphenberg und allen Menschen, die wie einst die bayerischen Kurfürsten und Könige „Freude am Kostbar-Schö nen" haben. Die Autorin, eine kultivierte Journali stin, beginnt Ihren Text mit einer gut lesbaren histo rischen Skizze, die den Kunstsinn der Wittelsbacher deutlich macht. Dann führt sie Ihre Leser von der „Ghurfürstllchen Porcelaln Fabrique" zur „Königlichen Kunstanstalt" und schließlich zur Rückgabe der Nymphenburger Manufaktur nach einem privatbesitzllchen Zwischenspiel an den Wittelsbacher Ausglelchsfonds mit Datum vom 1. Oktober 1975. Sie berichtet über die Einbezie hung der pfälzischen „Frankenthaler Tradition" In den Münchner bzw. Nymphenburger „Manufaktur park". Sie macht uns bekannt mit den Modeilmel stern, angefangen von dem Wiener Joseph Ponhauser, über den begnadeten Tesslner Bildhauer Franz Anton Bustelll, seinen aus Böhmen stam menden Nachfolger Dominikus Aullczek bis zu den Werkmeistern des 20. Jahrhunderts mit besonde rer Hervorhebung des Bildhauers Josef Wackerle und des TIerplastlkers Theodor Kärner. Nach Ro koko und Klassizismus wird der Jugendstil als „neue Hochblüte" der Nymphenburger Porzellan kunst gepriesen. Aus den Abbildungen Ist zu ent nehmen, daß auch der In Oberösterreich hoch ge schätzte Form- und Raumkünstler Wolfgang von Wersln für Nymphenburg gearbeitet hat. Interes sant und lehrreich Ist das Kapitel über „die unver wechselbare Handwerkskunst der Nymphenbur ger Manufaktur" mit einer Wiedergabe der Nymphenburger und Frankenthaler Markentafel — wichtig für Sammler. Mit größter Sorgfalt wurde der Abbildungstell ge staltet. Schon der Vorsatz mit der Ansicht der Nym phenburger Schloßanlage von Canaletto ladet ein, eine Münchenfahrt mit einem ausgiebigen Besuch des Manufaktur-Pavillons zu verbinden. Gerne stimmen wir dem Schlußwort der Autorin zu: „Porzellan aus der Nymphenburger Manufaktur: Zeugnis handwerklichen Könnens und techni schen Wissens, künstlerischer Leistung und ver antwortungsvoll gepflegter Tradition — so wird es mit dem Rautenschild als galantem Gruß bayeri schen Kunstsinns In die Welt hinausgetragen." Hans Steinbichler: Das Jahr im Gebirg. Herbst. — Rosenheim: Veriagshaus Alfred Förg 1986, 72 Sei ten, 23 Farbtafeln, iam. Pappband, 23 x 24 cm, La denpreis S 195.—. Hans Steinbichler: Das Jahr im Gebirg. Winte.r — Rosenheim: Veriagshaus Alfred Förg, 72 Seiten, 32 Farbtafein, iam. Pappband, 23 x 24 cm, Ladenpreis S 195.—. Der übergeordnete Gesamttitel dieser beiden Foto bildbände lautet: Die Jahreszelten In den Bergen In Bildern und Texten. Bild- und Textautor Ist Hans Steinbichler, bayerischer Alplnschrlftsteller und Fotograf, der sein Metler meisterhaft beherrscht. Seine Fototechnik Ist brilllant, sein Fotoauge künst lerisch Inspiriert. Er Ist aber auch ein begeisterter Bergstelger, Wanderer und Tourenskifahrer (Sklbergstelgen, wie er formuliert). Aus einem umfang77

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