Oberösterreich, 36. Jahrgang, Heft 4, 1986

Historische Kunst Hier trifft man nicht nur auf ähnliche Ge sichtsformeln, sondern auch auf ähnlich großflächiges Faltenwerk, das durch farbige Schatten modeliiert und von weißen Saumli nien umspielt wird. Doch sind auch hier Un terschiede festzuhalten. Die Initialen stehen in Wilhering meist auf Blattgold-Gründen, in der Dominican-Group aber auf kachelartig gemusterten Feldern, und die vegetabilen Or namente wirken in Wilhering saftiger, weniger spröd, die Drachen hundeartiger und minder gefährlich. Die zuletzt genannten Qualitäten sprechen ebenso für einen relativ späten Zeitansatz wie der Faltenstil. Das Festhalten an dem durch allerlei Figuren belebten Ran kenwerk weist auf den nordfranzösischen Raum, wo sich der rinceau anime viel länger behauptete als In der Hauptstadt. Die in unserer Bibel angewandten Stilmittel finden sich bereits in der karolingischen Buchmalerei. Landschaftsdarstellungen feh len zur Gänze, Personen stehen häufig am unteren Rand, der durch einen Bodenstreifen und vor allem bei Zweiteilung der Bildfläche durch eine zusätzliche Bodenlinie markiert wird. Raumtiefe oder gar Perspektive sind auch im Ansatz nicht vorhanden. Die Herstellung Illuminierter Handschriften Im 13. Jahrhundert Am Beginn jeder Klosterbibliothek stand ne ben als vordringlich angesehenen liturgi schen Büchern der Besitz einer „bibliotheca", einer vollständigen Bibel, deren Herstellung schon auf Grund ihres ümfangs viel Zeit in Anspruch nahm. Exempiare waren daher, ganz abgesehen vom Buchschmuck, rar und kostbar. Manche bereits im 10. oder 11. Jh. gegründe ten Klöster besaßen noch zu Beginn des 12. keine vollständigen Bibeln. So wurde dem Stift Klosterneuburg 1136 aus St. Nikola in Passau eine Bibel zur Verfügung gestellt, deren Wert man daran messen kann, daß diesem Kloster dafür zum Dank vom Landes herrn Markgraf Leopold III. die Zahlungen an allen landesfürstlichen Donau-Mautstellen erlassen wurden. Noch bis zum Ende der Ro manik blieb die Buchherstellung ausschließ lich monastischen Institutionen und ihren Skriptorien vorbehalten, wobei meist eine Person alle notwendigen Arbeitsgänge durchführte. Am Beginn stand die Auswahl Initialen des Buches Jesaja und seines Prologs (f. 232 v): zur zweiten Darsteiiung vgl. die JesajaLegende. Der Prophet Jesaja aus Jerusaiem iebte 740—^701 vor Christus. In seinen Prophetenworten bemühte er sich vor allem um Stärkung der Menschen im Glauben an Jahwe Itüiatefei AtÄttrmüitmtcetttgo mitmoifctpUtta.3tv|^ cmitaamtcäCH Ittcfirjs ] jtt^wcßöß(cpt»fntccli^i$ ■tacc^ intiptritfcctx fcaicpiü gutuJa^uötttcdim -.fctÄis; 67

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