Oberösterreich, 36. Jahrgang, Heft 4, 1986

Oberösterreich aktuell " -■ 'limtv.i' dien, bereits geiungen. Darüber hinaus soiite versucht werden, aile Gruppen — institutio nalisierte oder spontane — zu mobilisieren, die in dieser Richtung Hiifesteiiung geben können. Einerseits würde damit eine größere Achtung gegenüber den Zeugnissen des Le bens in früheren Epochen erreicht, anderer seits könnte damit ein neues Interesse dafür geweckt werden, dorthin zurückzukehren und dort zu leben, wo dieses frühere Leben eine täglich greifbare Form verkündet. 1925 schrieb unter dem Titel „Urbanisme" der französische Architekt Le Corbusier über die Stadt; „Sie ist die Beschlagnahme der Natur durch den Menschen, sie ist eine Tat des Menschen wider die Natur, dem Menschen zum Schütze und zur Arbeit. Sie ist eine Schöpfung. Die Poesie ist Menschenwerk — vereinbarte Wechselbeziehungen zwischen wahrnehmbaren Bildern. Die Poesie der Na tur ist genau genommen nichts als eine Kon struktion des Geistes. Die Stadt ist ein gewal tiges Bild, das unseren Geist aktiviert. Weshalb sollte die Stadt nicht, auch heute noch, eine Quelle der Poesie sein?" Diese Poesie scheint mir allmählich wieder in unsere Städte zurückzukehren. Trotz vorder gründiger und notwendiger Geschäftigkeit nehmen im vermehrten Ausmaß wieder die kreativen Menschen von ihrer Stadt Besitz. Der bunte Flohmarkt, Straßenmusikanten, Blumen- und Gemüsestandel, Straßencafes und Pflastermaler entwickeln künstlerische und spielerische Elemente, die der Stadt neue ästhetische Reize geben. Durch sie werden die Bewohner einander näherge bracht. Ich erinnere mich mit Vergnügen an die heftigen Diskussionen über die „Nike" am Gebäude der Kunsthochschule oder die Pla stiken anläßlich des „Forum Metall" im Donaupark von Linz. Hier wurde der Kunst nicht nur ein dekorativer, sondern ein stadtbe stimmender eindrucksvoller Charakter eben so zugestanden, wie bei der Verbindung von Brucknerfest und zeitgenössischer elektroni scher Musik. Im Spannungsfeld Stadt hat das Konzert im Arkadenhof des Linzer Landhau ses ebenso Platz wie das Straßentheater. Die Stadt ist heute nicht mehr allein ein Objekt von Planungsprozessen, sondern sie wird zum Subjekt, in dem sich Wünsche und Er wartungen verschiedenster Bevölkerungs kreise artikulieren können. So sieht der Maler sein geliebtes Linz — Anton Lutz, Blick auf Linz aus einem Fenster des Hochhauses Lentia 2000, Ölgemälde, gemalt Im Winter 1986 61

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