Oberösterreich, 36. Jahrgang, Heft 4, 1986

Oberösterreich aktuell Großer Beliebtheit erfreuen sich in jeder Stadt Kaffeehaus- und Gasthausgärten. Im Bild das traditionsreiche Linzer Cafe Traximayr. — Foto: Elfriede Wöhry, Linz Landesfläche aus. Während vor dem Zweiten Weltkrieg hier rund ein Drittel der Gesamtbevöikerung lebte, ist nunmehr der Bevöikerungsanteii hier auf über 41 Prozent ange wachsen und weiter im Steigen begriffen, in Linz allein sind 30 Prozent aller Arbeitsplätze vereint und mit Weis und Steyr zusammen er reicht die Quote 42 Prozent. Neben der zwischen Donau, Traun und Enns ausgebildeten industriezone gibt es in Ober österreich andererseits weite Gebiete mit vor herrschender Landwirtschaft und abneh mender Bevölkerung. Aber auch diese Landesteiie weisen zum Teil ständig anwach sende Verwaitungs- und industriemitteipunkte auf. Zeigt der Zentrairaum eine beinahe fiächenmäßige Verstädterung, da etwa das Land zwischen Linz und Weis immer mehr verbaut wird, so erfahren andererseits oft auch Landstädte eine Steigerung ihrer zen tralen Funktionen und einen inneren Wandel zu industrieorten. Um auf diese Entwicklungen im Interesse der betroffenen Bevölkerung einwirken zu kön nen, bedarf es einiger Maßnahmen, die im Rahmen der ARGE Alpen Adria vorgeschla gen wurden. Grundlage jeder Entscheidung ist die Kenntnis der wesentlichen qualitativen und quantitativen Daten einer Siedlung, ihrer typischen Phänomene und sozioökonomischen Prozesse sowie ihres Bezuges zum Umland. Wichtig ist die Überwindung der en gen traditionellen Auffassung, die die histori schen Zentren ais isolierte Elemente sieht und nicht ais wesentliche Bausteine eines größeren territorialen Rahmens. Notwendig wird es daher sein, das historische Zentrum nicht in beachtenswerte, andererseits in we niger bedeutende und wertlose Teile zu zerle gen. Ais Ziel ist ein ausgewogenes Verhältnis der Funktionen, die in den historischen Zen tren Platz finden können, anzustreben, wobei jegliche einengende Spezialisierung — Ver kehr, Dienstieistung, Fremdenverkehr, Handei usw. — vermieden werden sollte, denn der Reichtum einer Stadt besteht ja im Zu sammentreffen verschiedener Funktionen und Aktivitäten. Vor allem aber muß die Wohnfunktion geschützt und intensiviert werden. Folgerichtig wird es notwendig sein, eine neue Form des Verhältnisses zwischen dem Bau von neuen und der Erhaltung bestehen der Wohnungen zu finden. Deshalb ist es von grundlegender Bedeutung, daß ein erhebli cher Teil der für den Wohnbau bestimmten öf fentlichen Mitteln auch für die Wiederherstel lung bestehender Bausubstanzen verwendet werden wird. Grundsätzlich sollte getrachtet werden, die jeweilige Neuarchitektur mit Ge schick der alten Siedlung einzufügen. Wenn es sich um qualitätsvolle Architektur handelt, ist dies durchaus möglich, doch bedarf es einer äußerst qualifizierten Lenkung des Bau geschehens. Es ist deshalb von großer Be deutung, kleine engmaschige Maßnahmen anzustreben, die — finanziell und technolo gisch gesehen — auch für Bewohner der Alt städte tragbar sind, und nicht radikale Um strukturierungen, die nur von großen, von der öffentlichen Fland getragenen Geseilschaften vorgenommen werden können. Das Verständnis auf breiter Basis bei der Be völkerung zu entwickeln, ist dank der Bemü hungen aller heute zur Verfügung stehender Mittel, von der Schule bis zu den MassenmeUnten: Wer liebt sie nicht? Die Grottenbahn auf dem Pöstlingberg, Erholungs- und Ausflugsziel für Jung und Alt, ein echtes Friedensdenkmal, denn aus einer ehemaligen Festungsanlage wurde hier ein Kindertraumland. — Foto: Elfriede Wöhry, Linz m "X '* -J.A 60

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