Oberösterreich, 36. Jahrgang, Heft 4, 1986

Oberösterreich aktuell Eine der vielen grünen Lungen der Landeshauptstadt Linz — der Freinberg mit seinen Spazierwegen, Ruheplätzen und seinem weiten Rundblick. — Foto: Elfriede Wöhry, Linz nicht nur In den Städten, sondern auch in Dörfern und Märkten des ländlichen Rau mes. Sie unterscheiden sich lediglich im Um fang, in der Intensität und Auswirkung. Auch im Dorf entsprechen die Wohn- und Arbeits verhältnisse häufig nicht mehr den zeitgemä ßen Anforderungen, herrscht Mangel an Wohnqualität, ist das Leben durch den Ver kehr auf Durchgangsstraßen gestört. Beson ders schwerwiegend wirkt sich jedoch der Strukturwandel in der Landwirtschaft aus. Wirtschaftsgebäude und Hofställe sind viel fach zu eng für die gestiegenen Betriebsgrö ßen und die neuen Landmaschinen; betriebli che Anforderungen treten in Konflikt zu der historischen Dorfstruktur und damit zu Zielen der Ortsgestaltung und der Denkmalpflege. Dies sind einige der Gründe des Schwindens der alten Stadtbaukultur auch in Oberöster reich. Manche Städte, die einst an wichtigen Handels- und Verkehrswegen lagen, wurden in eine Randsituation gedrängt, Bergwerke und blühende Industrien kamen zum Erlie gen oder verlagerten ihren Schwerpunkt. In jüngster Zeit macht sich eine weitere Tendenz bemerkbar: der Rationalisierungs- und Me chanisierungsprozeß in der Landwirtschaft hat immer mehr landwirtschaftliche Arbeits kräfte freigesetzt, die zur Industrie und zum Dienstleistungssektor abwanderten. Wäh rend manche kleine Stadt von diesem Um schichtungsprozeß nur wenig betroffen wird, verzeichnen andere Städte wieder einen sprunghaften und wenig organischen Auf schwung. Im industriellen Ballungsgebiet Wels-Linz-Enns-Steyr vollzog sich nach dem Ende des Zweiten Weitkrieges diese Entwick lung explosionsartig, wobei zunächst Neu siedlungen mit alten Ortskernen verwuchsen und städtische Dimensionen erreichten, ja oft sogar mehrere Gemeinden (z. B. Linz, Traun, Leonding, Asten) zu großräumigen Agglome rationen zusammenwuchsen. Der Titel einer Markt- oder Stadtgemeinde hat heute keine rechtliche Bedeutung mehr, sondern ist eine von der Landesregierung verliehene Auszeichnung auf Grund der hi storischen, vor allem aber der heutigen wirt schaftlichen Bedeutung. Bei manchen lebt jedoch in dieser Bezeichnung noch das alte Stadt- und Marktrecht aus den Jahrhunder ten landesfürstlicher Herrschaft weiter. Es hat sich auch in Oberösterreich in starker Anleh nung an geschichtlich gewachsene Verhält nisse neben der die übrigen Städte an Größe und zentraler Funktion überragenden Lan deshauptstadt eine Gruppe mittlerer, aber auch kleinerer Bezirksstädte gebildet, der ei nige wenige mit dem Titel „Stadt" ausgestat tete Gemeinden folgen, die von manchen Marktorten, ja sogar ansehnlichen Ortsge meinden an Größe und wirtschaftlicher Be deutung übertroffen werden. 1984 führten von den 445 Gemeinden in Oberösterreich neben den drei Statutarstädten 17 Gemein den den Titel einer Stadtgemeinde und 117 jenen einer Marktgemeinde. Zugleich mit diesen allgemeinen Strukturver änderungen zeigen sich noch andere, gerade für das Städtewesen entscheidende Tenden zen, unter denen die Konzentration der Be siedlung, der Wirtschaft und des Verkehrs auf ganz bestimmte Räume am bemerkenswer testen erscheint. Es ist bezeichneterweise wiederum das eben genannte Städteviereck, das als markantes Beispiel für diese Entwick lung angeführt werden kann. Dieser Landes teil macht nur etwa ein Achtel der gesamten 59

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