Oberösterreich, 36. Jahrgang, Heft 4, 1986

Oberösterreich aktuell Freistadt, Marienbrunnen am Hauptplatz mit Blick auf die mitteialteriiche Stadtburg — Zauber der Kleinstadt. — Foto: Gerhard Trumler, Wien nicht mehr gewachsen sind. Qualitative und quantitative Veränderungen der Daseins funktionen in den Altstädten sprengen ihr Ge füge. Wenn auch — bedingt durch örtiiche Besonderheiten oder unterschiedliche Grö ßenordnungen — die Probleme in den einzel nen Städten durchaus unterschiedlich oder von wechselndem Gewicht sind, so läßt sich doch eine Reihe immer wiederkehrender Be obachtungen feststellen: Die Bevölkerungsstruktur befindet sich im Wandel, sozial bessergestellte Bevölke rungsschichten ziehen an den Stadtrand oder wandern in Verdichtungsgebiete ab. Soziai Schwache konzentrieren sich in Problem vierteln, werden aus alten Stadtgebieten, von zurückkehrenden Bewohnern oder durch Be triebe des tertiären Sektors verdrängt. Da durch geht die Nutzungsvielfait verloren. So verdrängen in den wirtschaftiich attraktiven Zentren großmaßstäbiich Geschäfts- und Dienstleistungsfunktionen das Wohnen so wie die kleinen Handels- und Gewerbebetrie be. Demgegenüber drohen den wirtschaftiich schwächeren Zentren Nutzungsentleerung und damit — längerfristig gesehen — bauli cher Verfall. Die notwendige Fähigkeit der Seibsterneuerung geht verloren, die Wohn verhältnisse verschlechtern sich. Im Wohn umfeld fehlen Spielplätze und Grünflächen, der Straßenraum dient fast ausschiießlich dem motorisierten Verkehr. Die Freiräume in den Häuserblöcken sind verbaut. Die Woh nungen sind wegen der Enge der Freiflächen schlecht belichtet und belüftet, hygienisch mangelhaft ausgestattet und durch Störun gen, vor allem durch die Emissionen des Ver kehrs und der Industrie, beeinträchtigt. Die Folge ist die Gefährdung alter Bausubstan zen, notwendige Investitionen zur Instandset zung und Verbesserung unterbleiben. Einsei tige Flächenansprüche, an Neubauten orientierter Wohnstandard sowie mangeinde Wertschätzung historischer Gebäude begün stigten Abbruch und Neubau, wodurch die Stadtgestalt bedroht wird. Probleme bereitet nicht nur die Erhaltung des Stadtgrundrisses, der Straßen- und Platzräume und des charak teristischen Ortsbiides, sondern auch die an gemessene Einfügung von Neubauten in eine alte, gewachsene Umgebung. Mängel und Mißstände dieser Art bestehen Steyr, Kirchengasse Nr. 16, sogenannter Dunklhof mit dem architektonisch schönsten Innenhof Steyrs aus der Spätgotik. Dieses Haus Ist In der Jetztzelt zu einem kulturellen Mittelpunkt Steyrs geworden. — Foto: Gerhard Trumler, Wien 58

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