Oberösterreich, 36. Jahrgang, Heft 4, 1986

Wels, Herrengasse 9, ehemalige Mädchen-Volksschule, erbaut 1890 von Architekt Hermann Krackowizer und Baumelster Josef Weixelbaumer. Foto: Bundesdenkmalamt Wien Seite wurde sogleich ein entscheidender be grenzender Riegel gesetzt: Der umfangrei che Komplex der Landwehr-Ulanen-Kaserne (1890), — bis heute ein unüberwindliches Hindernis für eine organische Entwicklung in dieser Richtung, heute noch betont durch die dahinter verlaufende Nord-Süd-Fernstraße (Osttangente). Als vorläufige Nord-SüdAchse in diesem von Feldern bedeckten Ge biet, dessen neugeplante Straßen zunächst römische Zahlen trugen, war die heutige Dr.-Johann-Schauer-Straße geplant, welche vom Bahnhof direkt nach Süden führt. Zuerst (bis 1900) wurde aber nur das Gebiet westlich von ihr, um die Alois-Auer-Straße und der West-Ost-Verlauf der Dr.-Groß-Straße, ver baut. Die Baupläne tragen durchwegs Daten der neunziger Jahre, und bei der Kreuzung mit der alten Ost-West-Achse, der Linzer Straße, schien sich ein Straßenstern anzubie ten. Die Siedlung griff zwar noch in den neun ziger Jahren über den Mühlbach in zunächst nicht für die Bebauung vorgesehenes Gebiet aus; August-Göllerich-, Konrad-Meindl- und Magdalena-Stöger-Straße, wozu wohl die am Mühlbach errichteten und sich rasch ent wickelnden Fabriken der Firmen C. Blum und Knorr beigetragen haben. Die baulichen Mit telpunkte dieses Bereiches sind bzw. waren die Fabrikanten-Villen. Die Möglichkeiten einer großzügigen Lösung sind aber nicht ge nützt worden. Das „klassische" Villenviertel entwickelte sich um die Maximilianstraße, deren Ostteil ab 1900 verbaut wurde. Auch hier lagen im Norden, an der Bahn, Industrieanlagen. Süd lich davon, im Bereich der Schiller- und Goe the-Straße, wurden im ersten Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts zahlreiche Villenbauten und Doppelhäuser errichtet, wobei in zuneh mendem Maße der Jugendstil für die Fassa den zum Tragen kam. Durch die Erbauung des Waisenhauses, des Altersheimes und des Gymnasiums, alle an der Westseite der Dr.-Schauer-Straße, erhielt dieses Gebiet auch sozialen Rang. Es blieb im allgemeinen ein mit viel Grün durchsetztes Wohngebiet. Im Südosten der Stadt, nächst der Burg, bot sich nach Zuschüttung des Stadtgrabens in diesem Bereich (1898) die Möglichkeit einer Erweiterung nach Osten (Herzog-Friedrich-, heute Kolping-Straße). Das einzige sogleich errichtete Haus wurde noch 1898 das Opfer einer großen Traunüberschwemmung. Erst nach der Errichtung des Elektrizitätswerkes (ab 1899) wurde die ständige Schotterzufuhr durch das Wasser der Traun verhindert, so daß sich die Traun hinfort eingraben konnte. Dadurch wurde das bisherige Überschwem mungsgebiet zu neuem Siedlungsland. Bis in die Zweite-Nach-Weltkriegszeit blieb jedoch 44

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