Die städtebauliche Entwicklung Steyrs im Mittelalter Otto Ehler Die Voraussetzungen für eine Stadtgründung im Bereich der Mündung der Steyr in die Enns sind überaus günstig gewesen. Die Enns bildete an der alten Grenze ein Hinder nis gegen Osten, die Hochflur mit dem Fels sporn zwischen den Flüssen eignete sich vor züglich zur Anlage einer Befestigung. Zu ihren Füßen auf einem ebenen, hochwasser freien Uferstreifen gab es Raum für eine Siedlung. Der Flößerweg und die Eisenstraße kreuzten sich an den Furten durch die Enns und die Steyr. Schließlich hat sich die wasserreiche Enns als Transportweg angeboten und die kurz vor der Mündung in zahlreiche Arme aufgefächerte Steyr ergab eine ideale Ener giequelle. Bis zur Mistelbacher Synode um 985, bei wel cher Bischof Pilgrim von Passau die Abga ben im Enns- und Traunbereich neu geregelt hat, liegen im frühen Mittelalter keine Nach richten über das Land an der unteren Enns vor. Nun aber wird die Styraburg erstmals er wähnt. Als der I. Otakar Herr über dieses Ge biet wurde, bestanden am Zusammenfluß von Enns und Steyr vier KristallisationspunkPlanskizze des vormittelalterlichen Straßenkreuzes von Steyr. — Entwurf vom Verfasser te für eine Siedlungstätigkeit: die Befestigung auf dem Felssporn zwischen den Flüssen, Hütten von Fischern und Fährleuten an bei den Furten und schließlich im Süden, am späteren Pfarrberg, gab es eine Cella. Von der Furt an der Steyrmündung bestand schon in der Römerzeit eine Verbindung zur Hauptstraße über den Pyhrnpaß. Von Enns her führte eine Vorläuferin der Eisenstraße über Stein die Enns aufwärts nach Süden. Dieser alte Straßenzug folgte von Stein einem Einschnitt in der Hochflur In östlicher Richtung, um auf den Niederterrassen, sich über Süden nach Westen wendend, die Fur ten an Enns und Steyr zu erreichen und dabei den ungangbaren Steilabbrüchen auszu weichen. Nach der Niederlage der Magyaren 955 auf dem Lechfeld hatten sich die Verhältnisse an der Ennsgrenze, welche die Bayern seit der zweiten Hälfte des 7. Jahrhunderts dauernd besetzt hielten, stabilisiert. Bei der Styra burg, deren Erbauungsjahr nicht bekannt ist und in der nun die Otakare residierten, siedel ten sich Dienstleute an. Volker Lutz lokalisiert die erste Siedlung Im Bereich des heutigen Schloßparkes. Die Otakarischen Dienstman nen siedelten dann „Am Berg" im Verlauf der nördlichen Berggasse, die früher Hofgasse hieß. Erst in späterer Folge wurde die Burgun tersiedlung als Wohngebiet bevorzugt. Einen zweiten Siedlungskern sieht Lutz Im Bereich von Pfarrberg und Grünmarkt. Auch im Bereich des Steyrdorfes und Ennsdorfes sind Ansatzpunkte für Siedlung und Bebau ung anzunehmen. Das Wachstum dieser Siedlungen begann im 11. Jahrhundert entlang der Hauptstraßen. Bei der Burguntersiedlung war es die Enge Gasse und die Fortführung nach Süden. In Steyrdorf ging die Entwicklung vor allem nach Westen und zur Steyrnlederung, im Osten in Richtung ÖrtI, also an der Straße nach Stein, war das Siedlungswachstum ge ringer. Ansätze im Ennsdorf dürften erst mit der Errichtung der Brücke im 13. Jahrhundert anzunehmen sein. Steyr war seit 904 Verwaltungszentrum der Otakare, die auch Grafen von Leoben waren. Durch ihren Steirischen Besitz werden die Ei senverarbeitung und der Eisenhandel stark gefördert. Franz Xaver Pritz erwähnt, daß unZur Bebilderung dieser Abhandlung stellte das Kulturamt der Stadt Steyr In dankenswerter Weise bisher unveröffentlichte Original zeichnungen aus dem Stadtmuseum Steyr von Richard Klunzinger zur Verfügung. Dr. Volker Lutz, Leiter des Kulturamtes der Stadt Steyr, informiert über diesen Steyrer Topographen: „Dr. Richard Klunzinger, geboren 1865 in Vasvar/Eisenburg, war seit 1908 Polizei-, Impfund Armenarzt in Steyr, darüber hinaus in vielen kulturellen Institutionen der Stadt tätig; so war er 1911 Mitbegründer des Denkmaischutzvereines Heimatschutz und trug 1929 wesentlich zur Gründung des Museumsvereines Steyr bei. Aus seiner intensiven Beschäftigung mit der Steyrer Stadtgeschichte und romantischen Bestrebungen entstanden von seiner Hand Zeichnungen und Ölbilder mit Darstellung zerstörter Bauwerke der alten Eisenstadt und auf historischen Tatsachen fußenden Rekonstruktionen, die oft durch spätere Forschungen bestätigt werden konnten. Dr. Kunzinger starb am 31. August in Linz." 5TEN 6TEyRD6R.F 6TyRA&URe 6:NN£D0RF CFLLA C6TADTPFARRKIRC-HH) ALTE xSTXASStM 29
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