Oberösterreich, 36. Jahrgang, Heft 4, 1986

Ried Im Innkreis, Hauptplatz, Südfront (Nr. 34—40) U' S.J y Ried/Innkreis Obwohl erst seit 1857 Stadt, ist diese zwi schen Bayern und Österreich einst umstritte ne wichtige Marktsiedlung durch ihre Märkte und Messen ein wichtiges Zentrum mit durchaus städtischem Gepräge geworden. Die Straßenführung vom Braunauer Tor über den quergelagerten Stelzhamerplatz, den Hauptplatz und Roßmarkt bis zum Schärdin ger Tor ist ganz ähnlich stufenweise versetzt wie in Eferding. Von großer Geschlossenheit ist der etwa 200 Meter lange Hauptplatz, an dessen Nordfront das durch ein schlankes Ecktürmchen und einen geschickt angeord neten Brunnen akzentuierte Rathaus vor springt, so den Platz in zwei Teilhälften unter gliedert und selbst in der Osthälfte (35 x 90 Meter) betont in Erscheinung tritt. Denselben „Sprung" wie beim Rathaus können wir auch am Roßmarkt verfolgen, der sich nach Osten immer mehr ausweitet, bis beim Ausgang zum Schärdinger Tor eine betonte Einschnü rung zu verfolgen ist. So gekonnt setzte die „organische" Stadtbaukunst früher ihre Ak zente, ohne daß sich jemand „verlaufen" Braunau am Inn, Stadtplatz, Ostfront (Nr. 37—31) konnte. Obwohl die Fassaden des Hauptplat zes, vor allem in dessen Ostteil, meist erst im 19. Jahrhundert entstanden sind, zeigen sie eine urbane Geschlossenheit, die ganz er staunlich ist. Wenn auch eine Neuplanung des 19. Jahrhunderts eine derartige Leistung nie mehr zu schaffen imstande war, hat dieses doch auf der Grundlage älterer Struk turen durchaus Brauchbares weiterzuentwickeln vermocht. Einen grausigen Mißgriff gibt es leider auch hier: Das Postgebäude, bei dem die Briefschreiber in Schaufenster scheiben hoch über die Straße gestellt und so stark verunsichert werden. Wie unpsycholo gisch, stadtfremd und lieblos diese ganze Fassade ist, kann jeder Besucher dieser klei nen, aber nicht uninteressanten Stadt selbst zu ergründen versuchen. Braunau Der älteste Stadtkern erhebt sich im Bereich der Stadtpfarrkirche (Fischergasse, Altstadt) hoch über der Enknach, die hier in den Inn mündet. An diesen Kern wurde im 13. Jahr hundert im Osten der Stadtplatz angefügt, der mit 300 Metern Länge bei durchschnitt lich 30 Metern Breite eine der monumental sten Platzanlagen in Oberösterreich ist. Bei der großen Wirtschaftsentwicklung wurden im 15. Jahrhundert die Salzburger Vorstadt im Süden und die Linzer Vorstadt im Osten und im Winkel dieser Vorstädte ein beachtli cher Spitalbau angefügt. Am Eingang der Salzburger Vorstadt ist der alte — mehrfach veränderte — Torbau noch erhalten, der städ tebaulich bedeutendere im Norden am Inn aber leider 1892 abgebrochen worden, was ein großer Verlust für die Geschlossenheit des Stadtplatzes ist, dessen rahmende Archi tektur nach dem 18. Jahrhundert durch Zu sammenlegung von Parzellen und unglückli che Umfassadlerungen immer ausdrucks loser wurde. Die Monumentalität dieses Platzraumes und die gute Proportionierung seiner Randbebauung lassen jedoch diese neuzeitlichen Fehlleistungen verschmerzen. Das charakteristische Erscheinungsbild der Altstadt kann man ohnehin in der Linzer Stra ße und der Salzburger Vorstadt besser erken nen, wo gute Beispiele der Stadtsanierung, wie im Kernbereich um die Stadtkirche, zu mCD aop goD gog nog goa BJEfflHli 26

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