Oberösterreich, 36. Jahrgang, Heft 4, 1986

Eferding Der Siedlungskern Hegt hier in dem westli chen Stadtteil mit dem etwas unregelmäßi gen Straßenkreuz bei der Schlossergasse. Im 13. Jahrhundert kam dann im Osten der Stadtplatz mit einer Länge von 200 Metern dazu, der sich nach Süden bis auf 60 Meter Breite ausweitet. Auf diesen wurde das ur sprünglich mittelalterliche Schloß in der Nordostecke der Stadt durch den Neubau eines barocken Schloßflügels im Süden mit vorgelagertem Park bezogen, eine für den mittelalterlichen Städtebau etwas unmotivierEferding, Stadtplatz, Westfront (Nr. 27—31) te Lösung, die auch der gesamten Stadtstruk tur widerspricht. Das Straßensystem ist vom Schiferplatz über den Stadtplatz, die Keplerund Starhembergstraße bis zum Kirchplatz stufenweise immer mehr von Ost nach West verschoben, so daß sich immer neue, ab wechslungsreiche Perspektiven ergeben. Der Charakter der Häuser am Hauptplatz ist eher heterogen: Neben Schopfwalm- und Grabendachhäusern sehen wir hochgezoge ne Fassadenstirnen und prunkvolle Barock fassaden, selbst die Sezession darf in diesem vielstimmigen Konzert nicht fehlen: Kleine Häuschen stehen hier neben monu mentalen Baukörpern. Trotzdem ist kaum eine Störung zu erkennen, da der Maßstab ei nigermaßen eingehalten wird. Mit einer Aus nahme: Dem Amtshaus am Nordende der östlichen Bebauung des Stadtplatzes, das ein Klotz im Maßstab 2:1 ist, den ein gefühls armer Baumeister, ohne Rücksicht auf die Gegebenheiten, hier brutal hineingedrückt hat. Sein Erdgeschoß ist genau so hoch wie zwei Stockwerke des anschließenden Nach barhauses! Paradox ist vor allem, daß hier ge rade ein Amtshaus das Gegenbeispiel für städtebauliche Relationen in einer kleinen schönen Stadt ist. ffi ffl mum ffl ffl !ffl Gmunden Die Stadt ist auf dem ansteigenden Gelände am Traunsee aufgebaut und bezog ihren Reichtum aus dem Salzamt, an das heute noch der Kammerhof erinnert, der an der Südostecke der Stadt zusammen mit der Spi talkirche und dem Trauntor eine stark akzen tuierte Baugruppe bildet. Das ursprüngliche Rathaus lag am Marktplatz inmitten der Stadt, die noch einige beachtliche Bürger häuser mit Arkadenhöfen und den für Gmun den charakteristischen Dacheckerkern aufGmunden, Kammerhofgasse, Nordfront (Nr. 5—9) weist, die an eine einst wehrhafte Gestaltung des Bürgerhauses erinnern. Im 16. Jahrhun dert folgte eine Schwerpunktverlagerung di rekt an den See, wo dann auch das Rathaus an einem zum Traunsee offenen Platz errich tet wurde. So wurde eine Situation geschaf fen, die an das Rathaus von Passau oder gar an den Dogenpalast in Venedig denken läßt. Das Renaissancerathaus ist eine Architektur leistung einmaliger Art, die aber genau der einmaligen Situation entspricht. Leider ist das Hotel Schwan an der gegenüberliegen den Platzseite dieser örtlichen Gegebenheit und dem großartigen Naturprospekt nicht ge recht geworden. Was aber in dieser schön gelegenen Stadt am ärgsten stört, ist die äußerst ungekonnte moderne Hangbebauung auf den nördlichen Höhen über der Stadt, die, nur vom See aus gut sichtbar, optisch auf das Stadtbild drückt: Wiederum ein Beweis, daß man bei Bebau ungsplänen an alle Relationen und Perspek tiven der städtebaulichen Zusammenhänge denken muß. ■jDM] n 0 H 0 0 0 0 D □ i 24

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