Oberösterreich, 36. Jahrgang, Heft 4, 1986

Freistadt, Stadtpfarrkirctie als Dominante der Südfront des Stadtplatzes i daß sein Baumeister Johann Gotthard Hayberger eher einen Stiftsbau als ein bürgerli ches Rathaus im Visier hatte. Die Dominika nerkirche — zwar barock neufassadiert, aber weit zurückgesetzt — wirkt kaum mehr mit. Triumphal haben lediglich die Jesuiten ihre Michaeierkirche, städtebaulich glanzvoll, auf den Brückenkopf und die gesamte Altstadt als Siegesdenkmal der Gegenreformation aufgezogen, bevor sie 1785 wieder auf den Stand einer gewöhnlichen Vorstadtkirche zu rückfiel. Daneben bildet die etwas verunstal tete Bürgerspitalskirche an der Brücke immer noch einen wichtigen Akzent im Stadtbild. Die Stadt hat sich in den letzten Jahren große Mühe gegeben, ihre Erscheinung zu verbes sern und besonders am Hauptplatz ältere, verdeckte Strukturen freizulegen, wobei in der Engen Gasse fast ein zweites Bummerl haus herausgekommen ist. Eine Sanierung der meist engen Objekte zwischen Stadtplatz und Ennskai ist wegen des starken Gefälles und der am Ennskai gefährdeten Fundamen te nicht ganz so einfach. Freistadt Die an der alten „Salzstraße" von Linz nach Böhmen um 1000 gegründete Siedlung er hielt um 1200 eine Erweiterung durch einen regelmäßigen Rechteckplatz, an dessen Ost seite, ähnlich wie in Enns, die wichtigsten Bauten stehen, die ihren Höhepunkt im Piaristenhaus finden, hinter dem noch der mächti ge Bergfried der Burg einen Akzent setzt. Die ganze Reihe bestand hier ursprünglich aus Breiterkerhäusern, die teilweise später verän dert wurden. Nicht so glücklich ist die gegen überliegende Platzfront behandelt, deren Eckhaus bei der Pfarrkirche modernisiert wurde, während man das danebenliegende Rathaus mit seiner barocken Fassade un glücklich erhöht hat, so daß man von beiden Seiten Feuermauern sieht. Die südliche Platzseite wird ganz von dem barocken Kirch turm mit der am richtigen Platz vorgebauten und zu diesem geöffneten Kapelle be herrscht. Ein imposantes Bild bietet in Freistadt noch die wohlerhaltene Stadtbefestigung — vor allem an der Südseite über dem ehemaligen Stadtgraben, der heute zu einem Park umge staltet ist. An der Nordseite ist das wuchtige Böhmertor durch einen vorgelagerten See geschützt, an der Südseite sieht das Linzertor etwas einladender aus. Die außerordent lich eindrucksvolle Stadt ist durch eine Reihe spätgotischer Bürgerbauten ausgezeichnet, die von bemerkenswerter Qualität und gut er halten sind. 23

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