Oberösterreich, 36. Jahrgang, Heft 4, 1986

Steyr, Stadtplatz, Ostfront mit Rattiaus als Dominante SÄ ffl B ffl Ml mnonn steyr Die am Zusammenfluß von Steyr und Enns liegende Stadt ist durch die natürlichen Ge gebenheiten der Natur in drei Teilräume un terteilt: Den Stadtkern zwischen dem drei kantig den Zusammenfluß beherrschenden Schloß und dem Ennsfluß, Ennsdorf jenseits der Enns und Steyrdorf jenseits der Steyr. Der oberhalb der Enns gelegene zentrale Stadt platz nützt die Gegebenheiten des Geländes meisterhaft aus. Am Kopfende zwischen den beiden Flüssen („Zwischenbrücken") beginnt der etwa 600 Meter lange Straßenzug mit der „Engen Gasse", weitet sich dann bis auf 30 Meter Breite blasenförmig aus (Stadtplatz), in dessen Schwerpunkt an der Ostseite das prachtvolle Rathaus steht, und verengt sich dann wieder zum Grünmarkt unterhalb des zur Stadtpfarrkirche steil ansteigenden Ge ländes. Den südlichen Kopf dieses Straßenplatzraumes bildet der imposante „Innerberger Stadel", ein Lagerhaus der „Innerberger Hauptgewerkschaft" die in der Zeit um 1600 die Wirtschaftsblüte der Stadt als Umschlags- und Fabrikationsplatz des Eisen erzes bildete, die von den Steyrer „Messe rern" getragen wurde. Nach den Religions kriegen des 17. Jahrhunderts fiel die Wirtschaftskraft fast auf ein Zehntel ab, die protestantischen „Messerer" zogen ab und legten später im Exil die Grundlage zu der Solinger Messerindustrie, ein Exodus, den wir auch in anderen oberösterreichischen Städten verfolgen können. Der Typus des oberösterreichischen Bürger hauses aus dem späten 15. Jahrhundert ist in keiner Stadt (außer in Wels) so lückenlos zu verfolgen, wie an den zahlreichen signifikan ten Beispielen der Steyrer Häuser, von denen das sogenannte „Bummerlhaus" das be kannteste Ist. Es ist dies ein Schopfwalmhaus mit einem weit vorspringenden und auf Kon solen bzw. Wandsäulen aufruhenden Breiter ker, sowie einem manchmal durch die Topo graphie sehr beengten Arkadenhof. Nur das „Madlsederhaus" versuchte als Doppelhaus (Stadtplatz 37/39) dieser Enge zu entgehen. Ähnlich wie in Linz und Wels versuchte man auch in Steyr im 17. Jahrhundert und vor allem im 18. Jahrhundert, den alten Krüppelwalmhäusern prachtvolle barocke Fassaden stirnen vorzuschalten, doch blieb diese Ak tion nach dem wirtschaftlichen Niedergang der Stadt auf halbem Weg stecken, so daß wir jetzt ein Nebeneinander von alt und neu ha ben, das originell ist und durchaus nicht „un vollendet" wirkt. Das Glanzstück einer Neu gestaltung ist das Rathaus mit seinem hohen „Kirchturm", dem man allerdings anmerkt. 22

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