Oberösterreich, 36. Jahrgang, Heft 4, 1986

Links: Enns, Stadtturm, Fassadenansichten schönste Ensemble die Aufstockung eines zuvor schon miserabel „modernisierten" Gasthofs in dieser Reihe in der Zone der ein stigen Grabendächer, die immer schon für versteckte Aufstockungen mißbraucht wurden. Drei beachtliche Barockfassaden präsentiert auch die Südfront des Hauptpiatzes, in dem aber noch ältere Reste stecken, wie in der Sparkasse an der Westseite, in der erst jüngst gotische Spitzbogenarkaden und sogar noch Kreuzgewölbe freigelegt wurden. Die Grundrißausbiidung des darauffolgenden Hauses mit dem (späteren) großen Rundbogen läßt erkennen, daß früher auch hier noch Lau ben bis zur südwestlichen Piatzecke führten. Am Ende der ältesten Wiener Straße liegt die an sich bescheidene „Landesfürstiiche Burg", die durch die Prägnanz ihrer vorkra genden Mauerteiie besticht und früher die Südecke der Stadt bildete. Eine Reihe spätmittelalterlicher Bauten mit an einstige Wehrhaftigkeit erinnernden Zinnen und Ecktürmchen, wie wir sie am nahen Schloß Schwertberg finden, kann man in der Ennser Linzer Straße finden. Reste der Stadtbefesti gung sieht man noch am östlichen und vor Weis, Stadtpiatz, Nordfront (Nr. 46—51) allem am nördlichen Stadtgraben. Diesen noch unverbauten Abschnitt bis zum ab schließenden Frauenturm könnte man auch heute noch sanieren und aus seinem tiefen Zerfall erlösen, wie Enns noch andere Probiemzonen hat, die dem an sich bedeuten den Stadtbild abträglich sind. Wels Die einst wichtige Römerstadt Oviiava kann auf eine bedeutende Geschichtsentwickiung zurückblicken, die auch in den dunklen Jahr hunderten des frühen Mittelalters eine gewis se Siedlungskontinuität hatte. Die Glanzzeit war aber das 16. Jahrhundert, als In der von Kaiser Maximilian geförderten Stadt bekannte Humanisten und Meistersin ger lebten und eine Wirtschaftsblüte die zahl reichen großen Bürgerbauten am 430 m lan gen Stadtplatz erstehen ließ, die später auch mit bedeutenden Fassadenstirnen versehen wurden. Im Inneren haben sich noch die prunkvollen Säulenhöfe und zahlreiche ge wölbte Räume erhalten. Den Höhepunkt bil det das diamantlerte Haus des Burgvogts Christoph Weiß, der vor der Gegenreforma tion nach Wels kam und auch die bekannte Salome Weiß mit ihren Kindern nach Wels brachte, die in dem bescheideneren Erker haus auf der gegenüberliegenden Seite leb te. Salome war die Geliebte des tragisch ge scheiterten Salzburger Erzbischofs Wolf Dietrich von Raitenau. Nach Religionskrie gen und Gegenreformation war die Blüte der Stadt dahin. Doch bildeten das Rathaus an der südlichen Platzausweitung des Minoritenplatzes und vor allem der Kremsmünstererhof beim Lederertor nochmals prunkvolle Akzente der Barockzeit, in der auch die nörd liche Vorstadt (Kaiser-Josef-Piatz) mit einigen beachtlichen Bauten entstand. Ein unpas sendes Hochhaus und „moderne" Bauten in der Schmidgasse haben das gute Erschei nungsbild dieser Stadt in jüngster Zeit aller dings empfindlich getrübt. Wels, Stadtpiatz, Nordfront (Nr. 52—56) Ii 0 0 iiifi ffli i 21

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