Linz, Hauptplatz, Südfront, Rekonstruktion mit dem ehemaligen Sohmidtor (Koepf) ILH ■II ■■■ ■ ■ ■ Auffassung der Denkmalpflege mumifiziert werden darf. Gerade diese gekonnte Anpas sung an die Erfordernisse der Gegenwart kann die Stadt am Leben erhiaiten, was von den Stadtbauräten und Architekten viel Kön nen und Fingerspitzengefühl verlangt. Die besten Architekten fügen sich in ein vorhan denes Konzept ein und versuchen dieses zu reparieren, wenn es den Anforderungen nicht mehr entspricht. Nur die Architekten sind schiecht, die — egal wo — ohne Rücksicht auf Verluste etwas noch nie Dagewesenes auf die Beine zu steilen versuchen, das dann in weiten Teilen der Bevölkerung Mißfallen er regt. Die guten Architekten wollen nicht Auf sehen erregen, sondern haben von der Ge sellschaft einen Auftrag erhalten, den sie bestmöglich erfüllen sollten. Linz Wie andere oberösterreichische Städte hat auch Linz seine zentrale Mitte in einem riesi gen Hauptpiatz, der aber erst später an den älteren Siediungskern im Westen („Altstadt") am Fuße des Schioßbergs angefügt wurde. Dieser Platz akzentuiert ganz richtig den Ver lauf einer alten Handeisstraße, die hier die Donau überquerte. Die östliche Stadtmauer verlief nicht am Graben, sondern am Ostende des Rathauskompiexes, was man heute noch deutlich an einer „Versatzsteiie" in der Rat hausgasse erkennen kann, wie auch die nördliche Stadtmauer nicht unmittelbar an der Donau verlief, sondern am Rande des zur Donau abfallenden Geländes. Dadurch daß die ersten Brücken tiefer lagen, konnte auch die Nordfront des Hauptplatzes durch monu mentale Bauten geschlossen bleiben, die auch hier durch ein Barockpalais beherrscht war. An der gegenüberliegenden Seite flan kierten zwei symmetrische Dreigiebeihäuser die enge, zum Schmidtor führende Gasse. Vor diesem an beiden Seiten mit dem Reichs adler und zwei Herolden geschmückten und von vier Ecktürmchen abgeschlossenen Tor bau, der im 19. Jahrhundert ohne Grund ab gebrochen wurde, war gegen Süden eine Vorbefestigung, die sich heute noch im Stadt grundriß abzeichnet. Der Hauptpiatz war einst ringsum von Breiter kern umgeben, die sogar meist noch — unten verbaut — erhalten sind. Diese Breiterker wa ren im 1. Stock auf Konsolen vorgebaut und im 2. Stock wieder auf den Mauergrund zu rückgesetzt. Sie sollten den wertvollen Raum im 1. Obergeschoß straßenseitig vergrößern und gaben dem Stadtbild sein ganz charakte ristisches Gepräge. Es gibt bereits ein Kon zept, die Breiterker am Hauptplatz und in der Altstadt, die noch erhalten sind, wieder frei zulegen, wodurch das Platzbild sicher wieder an Profil gewinnt. Von den Schwibbogen, die einst über die Straßen an der Einmündung In den Platz gespannt waren und der Erschei nung des Platzraumes eine große Geschlos senheit gaben, ist lediglich der Bogen über der Einmündung der Pfarrgasse erhalten. Ursprünglich war die Bebauung des Unzer Hauptplatzes eine Schöpfung des 16. Jahr hunderts mit einigen früheren Bauteilen. Den oberen Abschluß bildeten dekorativ ge schwungene Blendgiebel und kleine Eck türmchen, wie wir sie teilweise noch in Gmunden und Enns finden, und die an den einstigen Wehrcharakter älterer Bürgerbau ten erinnern. Im 18. Jahrhundert wurden aber diese Häuser durch Hochziehen der Front mauern vereinheitlicht, einige wenige Bau ten, wie das Rathaus, Nr. 10, 18, 27 und 28, wurden völlig barock umfassadlert, andere auch erst im 19. Jahrhundert (Nr. 2,32, 23,19 und 13). Ganz reizvolle Sonderakzente bilden Nr. 10 mit originellem Mittelrlsalit und Nr. 4 mit zwei rahmenden Runderkern, neben dem sich allerdings ein exzentrischer Ladenbau (Nr. 3) mit „Oberschaufenstern" eingenistet hat. Die ärgste Störung des Platzbildes war aber das Funcke- und Loos-Haus (Nr. 14) mit sei ner schmalen und um ein Geschoß zu hoch geratenen Gründerzeitfassade, die das Platz bild vor allem durch seine häßlichen Feuer mauern störte. Den Bemühungen des Alt stadtplanungsinstituts ist es nun endlich gelungen, diese unschöne Störung zu besei tigen. Diese war deshalb so schlimm, well die markantesten Baukörper der Stadtplätze meist im Zentrum liegen und — wie in Linz das Feichtingerhaus (Nr. 18) — auch durch einen besonders akzentuierten Stirnmauer abschluß betont sind. (Ähnliche Beispiele in Wels, Freistadt und Enns). Ein besonderes Kapitel sind auch die beiden Brückenkopfbauten von Roderich Eick, die den Auftakt für eine völlige Neugestaltung einer „Gauhauptstadt" bilden sollten und in ihrem starren Klassizismus gerade noch in den Grenzen des Erträglichen liegen, bei ihren Anschlüssen an die ältere Bebauung — vor allem im Osten — aber auch brauchbare Überleitungen zur Altsubstanz finden. Heute korrespondiert auf der gegenüberlie genden Seite der Donau in Urfahr ein maß stäblich gut in eine teilweise vergleichbare Si tuation eingefügtes Rathaus — allerdings nur in der westlichen Hälfte, dem noch ein Pen dant auf der gegenüberliegenden Ostseite mit einem brauchbaren Übergang zu den noch funktionsfähigen tieferliegenden Teilen von Alt-Urfahr entsprechen sollte. Die Lösung dieses Problems ist aktuell, weil am Rand von Urfahr in den vergangenen Jah ren viel Wildwuchs hochgeschossen ist, der das Gesamtbild schwer beeinträchtigt und dringend eines „Zügels" in der vorderen Bild ebene bedarf. Linz, das im Jahr 1990 den 500. Todestag Kai ser Friedrichs III. feiert, der die letzten Jahre seines Lebens in Linz verbracht hat und hier auch gestorben ist, hat es sich zum Ziel ge setzt, dieses Datum zum Anlaß zu nehmen, sein noch nicht in allen Aspekten erfreuliches 19
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